Vorstand der Fidor-Bank zu Hoeneß und Vontobel und weitere Fragen

by Dirk Elsner on 17. März 2014

Ich habe zwar weiter Urlaub, nutze aber den Morgen meist zum Lesen. Und ich kann mich auch nicht immer zurückhalten und muss manchmal ein paar Zeilen schreiben, wie am vergangenen Freitag zum Thema Compliance aus Anlass des Schweigens des Aufsichtsrates der FC Bayern AG. Gestern las ich dann einen weiteren Beitrag zum Fall Hoeneß, in dem sein Verhältnis bzw. die Dienstleistungen der Bank Vontobel beleuchtetet wurden. Der Beitrag ist nicht nur deswegen interessant, weil er von Matthias Kröner, Vorstand der Fidor Bank AG, stammt und sich damit (zumindest soweit mir bekannt) erstmals ein Bankvorstand öffentlich zum Fall Hoeneß äußert, sondern auch weil er einige inhaltlich sehr interessante Aspekte beleuchtet.

In “Hoeneß & Vontobel: Fragen über Fragen…” fragt sich Kröner, ob die Bank Vontobel eigentlich das richtige Institut für das Handelsvolumen von Hoeneß war. Daneben arbeitet er ein paar interessante steuerliche Aspekte heraus. So hätte Uli Hoeneß, und das ist die besondere Tragik, sich viel Ärger sparen können, wenn er die Transaktionen in einem Spezialfonds durchgeführt hätte. Weil Umschichtungen innerhalb solcher Spezialfonds steuerfrei wären, hätte Hoeneß erst bei der Rückgabe Steuern auf die Anteile zahlen müssen. So hätte Hoeneß übrigens auch besser ganz legal seine Verluste mit Gewinnen aufrechnen können.

Vontobel sei der falsche Bankpartner gewesen, weil die Bank Hoeneß “sehenden Auges ins Messer” laufen ließ, so zumindest die Vermutung. Daraus stellt Kröner mehrere Fragen an die Bank:

  • Was aber wurde aus all dem Auf und Ab an Maßnahmen abgeleitet?
  • Hat man UH auf die Notwendigkeit der Steuerehrlichkeit hingewiesen? “
  • Hat man UH auf möglicherweise bessere Strukturen hingewiesen, wie sie hier im Netz diskutiert wurden?
  • Oder war er wirklich so “beratungsresistent”?

Kröner formuliert dann 10 Kernthesen und Fragen, die aus dieser Causa resultieren. Darunter auch die Frage 10.

 

“10. Und nun die finale, in meinen Augen wichtigste Frage: Woher wußte ein Journalist des STERN, dass es bei Vontobel ein Depot gibt, betrieben von einer Bundesliga-Größe mit einem 3-stelligen Millionen-Volumen? Meine Meinung: Nun, der Stern konnte das nur aus dem Umfeld der Bank oder aus der Bank selbst wissen. Kann ich das belegen? Nein. Mir fehlt jedoch die Phantasie für andere Möglichkeiten.”

Kröner fordert Vontobel auf, den “Weg in die Öffentlichkeit wählen, denn zu viele Fragen sind offen. Als professionell arbeitendes  Haus hat man ja sicherlich nichts zu verbergen.”

Auch der Schweizer Finanzblog finews.ch mit Vontobel befasst sich mit Vontobel und Hoeneß:

“Für Vontobel ist die Affäre ein negativer PR-Coup, der dem Ruf der Bank schadet.

Die Zeitungen beschäftigen neben dem möglichen Reputationsverlust der Vontobel vor allem zwei Punkte: Hätte die Bank ihren Kunden Hoeness nicht viel früher zur Steuerehrlichkeit drängen müssen? Und: Hat sie dies nicht getan, weil sie am wilden Spekulationstreiben von Hoeness kräftig mitverdient hat?”

Vontobel verlege sich in der Situation aufs Schweigen, kommentiert die «Berner Zeitung»: «Möglichst nicht erwähnt werden, scheint die Devise zu sein». Die «Tagesschau» der ARD zeigt sich einigermassen verständnisvoll, die Bank müsse sich nur schon aus juristischen Gründen schützen, «doch es geht auch um die Reputation, und die ist ziemlich angekratzt». Für den Kommentator der NZZ ist ebenso klar: Ein Reputationsschaden bleibe zurück.

Der ebenfalls stets ausgezeichnet informierte Blog Inside Paradeplatz berichtete bereits letzte Woche, dass die Bank Vontobel die Schweizer Finanzaufsicht “über Hoeness und dessen explosive Devisendeals.” Und auch ein weiterer Beitrag des Blog lohnt: Uli Hoeness war für Vontobel very important.

Der Fall des Schwarzgeldkontos und der Umgang führt außerdem zu Flüsterspekulationen in der Finanzbranche, über die Thomas Pany auf Telepolis schreibt:

“Dort werden, wie der Tagesanzeiger berichtet, Zweifel geäußert: Daran, wie es einem Nebenberufs-Spekulanten wie Hoeneß möglich war – neben den zeitaufwendigen Geschäften (oder sind sie es gar nicht?) als Präsident des "weltbesten Fußballclubs" – in diesem hektischen Markt mitzumischen, der doch die ganze Aufmerksamkeit von professionellen Marktbeobachtern beanspruche. "Für einen Hoeness ist es in diesem Markt unmöglich, aus 20 Millionen Mark zeitweise 150 Millionen Euro zu machen. Das ist völlig absurd", wird ein namentlich nicht genannter Banker zitiert.

In diesem Markt seien sonst nur Banken, Investmentfonds, Hedgefonds oder multinationale Konzerne zugange, Teams professioneller Marktbeobachter, die sich "rund um die Uhr" mit diesem Markt beschäftigen, "um die Grundlagen für Investitionsentscheide zu liefern". Es gehe um minimale Zinsunterschiede, die nur mit Einsatz größerer Summen und der Berücksichtigung komplexer Faktoren lukrativ seien. Man könne in diesem Geschäft "nicht zwischen dem Trainingsgelände und dem Büro zum Hörer greifen". "Zwischen Tür und Angel lassen sich keine nachhaltigen Gewinne machen", heißt es. Für Profis sei das schwer, für Laien gar nicht vorhersehbar.”

Außerdem werde darüber spekuliert, dass die Geschichte mit den Devisengeschäften nur eine Schutzbehauptung sein könne, um anderes zu verdecken. Damit werde Korruption und Geldwäscherei angedeutet. Aus der Schweiz werden Forderung laut, deutsche Strafverfolger sollten sich die zehntausenden Seiten, mit denen Vontobel die Geschäftstätigkeit Hoeness’ dokumentiert hat, genauer anschauen. Auf diesen Zug war Ende vergangener Woche bereits die FAZ gesprungen. Gestern legte sie nach:

“Verdächtig sind Millionensprünge in den Abrechnungen des Schweizer Kontos, die offenbar unabhängig waren von den Börsen-Zockereien. Diese Kontobewegungen gingen rauf und runter, weder eine Steuerfahnderin noch der Vorsitzende Richter fanden dafür eine Erklärung.”

Nun wissen wir Außenstehende nicht, ob sich hier ein weiterer Wirtschaftskrimi anbahnt oder Medien dieses vielgeklickte Thema am Kochen halten wollen. Die FAZ ist allerdings nicht gerade verdächtig, aus Gründen besserer Reichweite, Meldungsblasen zu produzieren. Es könnte auch sein, dass der Redaktion konkrete Informationen vorliegen, die sich aber derzeit nicht bestätigen oder dokumentieren lassen.

Auf der Homepage der Bank Vontobel ist unterdessen zu lesen:

“Das diesjährige „Vontobel Porträt“ widmet sich dem Thema "Mut". Mut hat viele Gesichter und lässt sich nach verschiedenen Ausprägungen differenzieren: physisch, moralisch und psychologisch.”

Mut hat Uli Hoeneß mit seiner Selbstanzeige bewiesen. Mal schauen, ob die Bank Vontobel auch mutig ist, den Imageschaden offensiv zu bearbeiten.

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