Trotz aller Visionen zum Mobile Payment: Die analoge Brieftasche bleibt vorerst

by Dirk Elsner on 3. Februar 2015

Mein aktueller Beitrag für Börse Online wurde inspiriert durch ein persönliches Erlebnis. Unser Tochter hatte mich an einem Montag zum Bahnhof gebracht und war davon gedüst als ich merkte, ich hatte meine Brieftasche vergessen. Auf dem Weg zu unserer eigenen Digital-Finance-Konferenz war ich wohl so sehr im digitalen Rausch, dass ich meine Gedanken nicht mehr bei den analogen Notwendigkeiten hatte. So dachte ich tatsächlich kurz darüber nach, ob ich es mir nicht schon leisten könne, auf meine analoge Brieftasche mit Ausweisen und Zahlungskarten zu verzichten und mich nur auf mein Smartphone zu verlassen, wie etwa in diesem Promo-Video aus dem Jahre 2011.

Wie mein Gedankenexperiment dann weiterlief habe ich in einem Beitrag für Börse Online skizziert:

Die analoge Brieftasche bleibt vorerst

Die digitale Revolution mag zwar in vielen Köpfen, in Medien und Blog sowie Konferenzdiskussionen sowie in vielen Konzepten angekommen sein. Von der Alltagstauglichkeit sind wir leider weiterhin sehr weit entfernt.  Es gilt weiter das Fazit, das Maik Klotz vor 18 Monaten zog:

“Wir sind nicht in den Kinderschuhen, was Mobile Payment in Deutschland betrifft. Wir sind nicht mal in der embryonalen Phase. Kurzum: Mobile Payment ist in Deutschland de facto nicht vorhanden.”

Uns in Deutschland wird oft nachgesagt, wir kleben am Bargeld und machen es daher den Mobile-Payment-Dienstleistern nicht leicht, wie Alex Hofmann vergangene Woche auf Gründerszene schrieb. Tatsächlich haben wir aber weiter ein Henne-Ei-Problem für die Bezahlung per Smartphone. An diesen zwei Tagen hatte ich jedenfalls erneut mehr Apps auf meinem NFC-fähigen Nexus (nämlich vier) als Akzeptanzstellen, bei denen ich per QR-Code-Scan oder NFC hätte bezahlen können (nämlich null).

In England startet übrigens das mobile Bezahlsystem der Banken, Paym genannt, auch nur verhalten. Es haben sich zwar seit Ende April letzten Jahres fast zwei Millionen Nutzer registriert. Die wickelten damit aber nur 26 Mio. Pfund Zahlungen ab (mehr dazu hier). Das finde ich sehr wenig.

Es ist nur so ein Bauchgefühl. Aber im mobilen Bezahlen sind zu viele Player mit zu vielen unterschiedlichen Ansätzen unterwegs, die weder untereinander noch zu Kunden bzw. Händlern passen. Folgt bald der große Shakeout?

PS

Ich habe übrigens nach 30 Sekunden Überlegen unsere Tochter angerufen und sie gefragt, ob sie mir meine Brieftasche noch bringt. Als ich sie hatte, ging es mir besser. Und ich bin mir sicher, bis die digitale Brieftasche wirklich praxisreif die traditionelle Geldbörse ersetzen kann, werde ich noch viele  Brieftaschen verschleißen.

Nixda Februar 3, 2015 um 10:28 Uhr

@FDominicus:

Sehe ich genauso. Man sollte als Privatmensch jedem Versuch entgegentreten elektronische Payment Verfahren zu nutzen. Meine EC-Karte sieht ab und zu einen Geldautomat und bleibt sonst in der Tasche.

Und das ist auch gut so!

FDominicus Februar 3, 2015 um 09:41 Uhr

Ich war und bin nicht bereit meine Transaktionen weltweit herauszuposaunen. Ich bin auch nicht bereit einen Zentimeter meiner nur noch marginal vorhandenen Freiheit ohne Widerstand abzugeben.

Das e-Payment ist eines der perfidesten und perfektesten System zur Überwachung.

Daher kann die Antwort nur sein „analog“ ist gut.l

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