Unter dem Motto "Innovate or die" lassen Fachleute die Banken glauben, sie würden vom Markt gefegt, wenn sie nicht schnellsten auf den digitalen Zug aufspringen. Manche halte das für realistische Szenarien, andere für Marketinggeschwätz von “Experten”. Die Wahrheit wird irgendwo dazwischen liegen.
Bisweilen hat man dennoch den Eindruck, alle diese Äußerungen perlten an der Finanzbranche ab. Das ist dann so, wie es Maik Klotz jüngst in dem sehr lesenswerten Beitrag “Das deutsche Bankwesen in der Tiefenentspannung” schrieb:
"Was juckt es die Eiche, wenn sich die Sau an ihr reibt? Das könnte der Leitspruch manch einer deutschen Bank sein. Wenigstens wäre es konsequent wenn dieser Spruch in großen Lettern den Kunden beim Betreten einer Filiale entgegenkommt. Obwohl immer mehr Dienste und Produkte, die einst Banken vorenthalten waren, von bankfremden Unternehmen kommen, betreibt man Selbstbeweihräucherung und lobt sich selbst immer wieder für die Innovationsfreude und Kundenzentrierung."
Der sichtbare Erfolg der FinTech-Branche hält sich freilich bisher in Grenzen, zumindest in Europa. Man könnte daher gegen Klotz mit Ralf Keuper aus seinem Blog Bankstil aus dem Beitrag “Banken und Nicht-Banken: Der Wettlauf erreicht ein neues Stadium” kontern:
"Der Erfolg blieb bisher weit hinter den Erwartungen zurück. Insofern überrascht es nicht, dass die Banken auf die aktuellen Herausforderungen durch die diversen FinTechs mit einer Mischung aus Ignoranz und demonstrativer Gelassenheit reagieren. Viele der Herausforderer der Vergangenheit sind als Tiger gestartet und als Bettvorleger gelandet."
Manche reden sich in Banken ein, man sei seit Jahrzehnten digital, weil man doch schon lange Computertechnik einsetze und seit den Tagen von Bildschirmtext auch online-Angebote habe. Die ehemals bliebteste Suchmaschine der Welt Altavista und das Onlineportal America Online grüßen. In der neuen Kolumne für Börse Online unter dem Titel
Der digitale Trend ist noch kein Freund der Banken
geht es also einmal mehr darum, wie die mit vielen Problemen ringende Finanzbranche ihren Platz in der digitalen Finanzwelt auslotet.
Neben den oben verwendeten Zitaten, beziehe ich mich auf folgende weitere Dokumente:
- Financial Brand: Warning to Banking Industry: Innovate or Die
- Andreas Dombret, Vorstandsmitglied der Bundesbank hat in seinem Vortrag “Aussitzen ausgeschlossen – Was bedeutet Digitalisierung für den Bankensektor in Deutschland?”
- Payment and Banking: Cooperations between Banks and FinTechs in GER/CH/AT
- SZ: Banken verschlafen Fintech-Boom
Die Banken zögern leider mit der Digitalisierung, vielleicht haben Banken einiges daran gemacht um die Qualität Ihrer Dienste anzuheben und anzupassen, aber leider nicht in ausreichender Form. Immer wieder erlebt man Situationen, wo man lange Zeit in der Schlange/Masse stehen muss, bis einem geholfen wird.
Die Banken verlassen sich darauf, dass die Kunden in der Masse bequem sind und sie nicht verlassen werden. Ich habe gerade ein amüsantes Experiment gemacht. Habe die Postbank angeschrieben, mit Wechsel gedroht und um Senkung des Dispozinses gebeten. Ich hatte nicht erwartet, dass man darauf eingeht (Da könnte ja jeder kommen!) aber war einfach gespannt auf die Antwort. Ich will es mal so sagen: Ich habe einen Brief von der Postbank bekommen, aber keine Antwort. Man hat mir erklärt, was ein Dispokredit ist.
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