MiFID II als Treiber der Veränderung

by Dirk Elsner on 25. August 2015

Wenn man die Veränderungen im Finanzwesen ernsthaft verfolgen will, dann kann man sich nicht nur auf hippe neue Produkte und erfrischende FinTech-Startups konzentrieren. Manchmal sollte man sich auch mit trockener Regulierung befassen. Dadurch versteht man den Wandel in der Finanzwelt besser und erkennt möglicherweise auch neue Chancen für neue Geschäftsmodelle.

Zu den zentralen Veränderungen im Anlagegeschäft gehört die Richtlinie über Märkte für Finanzinstrumente“ (= Markets in Financial Instruments Directive = MiFID), die im vergangenen Jahr ein umfangreiches Upgrade über MiFID II erhalten hat.

Ziel der MiFID (= Markets in Financial Instruments Directive) ist es lt. Behörden-PR, die Marktstrukturen widerstandsfähiger und effizienter zu gestalten, die Transparenz zu erhöhen, Befugnisse der Aufsichtsbehörden auszuweiten, Warenderivatemärkte stärker zu regulieren und den Anlegerschutz weiter zu verbessern. Nach Verabschiedung ist die MiFID-”Richtlinie selbst bis zum 3. Juli 2016 in nationales Recht umzusetzen. Eine ebenfalls zum Gesetzespaket gehörende Verordnung (Markets in Financial Instruments Regulation= MiFIR) ist bereits am 3.7.2014 in Kraft getreten. Ab Januar 2017 haben die Marktteilnehmer die neuen Regeln gemäß MiFID und MiFIR anzuwenden.

Darum und um einige Auswirkungen geht es in meiner Kolumne für Börse Online

MiFID II: Regulatorischer Quälgeist für das Anlagegeschäft

Wer ein Gefühl bekommen will, wie der Regelungswust aussieht, der kann in die oben verlinkte Richtlinie bzw. Verordnung klicken. Das ist aber längst nicht alles. Die europäische Wertpapieraufsicht “European Securities and Markets Authority” (ESMA) veröffentlicht als Ergänzung Technische Standards (= RTS) und Implementierungsstandards (=IST). So hat die ESMA im Dezember 2014 ihren Technical Advice (446 Seiten) sowie ein Konsultationspapier (645 Seiten) veröffentlicht und im Juni diesen Jahres kam ein weiterer Standard dazu, in dem es um Zulassungsverfahren für Wertpapierfirmen in der EU geht.

Mein Beitrag kann hier nur eine erste Einführung sein. Der Umfang ist gewaltig, dass man für eine verständliche und umfassende Darstellung wohl gleich ein Buch veröffentlichen müsste.

Eine Antwort auf die Monsterregulierung könnte das von einigen FinTech-Unternehmen angebotene Social Trading sein. Wenn Kunden den Empfehlungen anderer Nutzers folgen, dann ist das regulatorisch zumindest bisher keine Anlageberatung. Über Social Trading Plattformen können also Beratungskosten und -risiken gespart werden (siehe dazu Börse Online Social Trading als Beratungsersatz für Banken).

Eine andere Entwicklung wird die algorithmische Anlageberatung sein (im Fachjargon Robo-Advisory genannt). Hier wird die Beratung so stark formalisiert und standardisiert, dass sie nicht mehr durch einen Menschen sondern durch eine Maschine erbracht werden kann. Für individuelle Sonderwünsche wird dann aber erst recht kaum Platz sein

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