Handel ist kein Nullsummenspiel: Trumps Strafzölle und Handelskriege können nicht klug sein

by Dirk Elsner on 2. März 2018

Die USA planen ab der nächsten Woche Strafzölle für importierten Stahl und Aluminium. Das Thema beschäftigt die Wirtschaftswelt und die Finanzmärkte.  Warum “Handelskriege gut und leicht zu gewinnen” sein sollen, wie Trump selbst twittert, bleibt schleierhaft. Wahrscheinlicher dürfte sein, dass die USA ihren eigenen Unternehmen, die sind nämlich die größten größten Verbraucher von Stahl, selbst am stärksten schaden. Die Marktpreise für Stahl sind jedenfalls schon stark gestiegen. Und wie nicht anders zu erwarten, wird im Rest der Welt über “Vergeltung” nachgedacht, wie etwa in der EU. Das Wort “Handelskrieg”, das zunächst nach der Übernahme der Präsidentschaft von Trump eine Renaissance erlebte, taucht in vielen Meldungen und Stellungnahmen auf.

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Ich habe am heutigen Urlaubstag einen Blick in das letzte Gutachten des Sachverständigenrates geworfen. In Kapitel 7 ihres letzten Gutachtens hatten sich die Sachverständigen für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung nämlich bereits mit dem aufkeimenden Protektionismus beschäftigt. Dort ist zu lesen (Tz. 637):

“Die Zwischenkriegsperiode (1919 bis 1939) war durch starke Abschottung geprägt. Die Vereinigten Staaten hoben die Zölle durch den Fordney-McCumber Tariff (1922) und den Smoot-Hawley-Act (1930) deutlich an. So wollte man vor allem während der Weltwirtschaftskrise heimische Fabriken und Landwirte schützen. Als Reaktion darauf erhöhten Staaten wie Kanada, Frankreich oder Deutschland ihre Zölle gegenüber den Vereinigten Staaten. Diese Entwicklungen lösten weltweit eine Reihe weiterer protektionistischer Maßnahmen aus, die Zollsätze schnellten in die Höhe. Die Weltwirtschaftskrise wurde dadurch verschärft, und das Welthandelsvolumen ging zwischen den Jahren 1920 und 1934 um mehr als die Hälfte zurück.”

Ich sehe zwar die hohen Exportüberschüsse der deutschen Wirtschaft ebenfalls kritisch, teile aber die Feststellung der Ökonomen:

“Handel ist kein Nullsummenspiel , bei dem ein Land gewinnt, indem es mehr exportiert als der Handelspartner und dieser dadurch verliert.”

Die Sachverständigen schreiben u.a. dazu:

“Ein größerer Marktzugang führt zu Anreizen, in neue Technologien zu investieren, und stimuliert so Innovationen und Ausgaben für Forschung und Entwicklung. Zudem erhöht der internationale Handel die Auswahl an kostengünstigen und qualitativ hochwertigen Inputs im Produktionsprozess. Ferner entstehen Produktivitätseffekte durch bessere oder günstigere Zwischenprodukte.”

Und die Sachverständigen haben bereits in weiser Voraussicht die Wirkung protektionistischer Maßnahmen analysiert:

“Insgesamt hätte die einseitige Einführung protektionistischer Maßnahmen in den Vereinigten Staaten weltweit negative Effekte. Die Effekte wären dabei für die Vereinigten Staaten am stärksten, vor allem bei möglichen Vergeltungsmaßnahmen anderer Staaten.”

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