Live-Blogging US-Präsidentschaftswahl 2020 am 3.11.: Wird Trump durch die Wähler oder die Gerichte abgewählt?

by Dirk Elsner on 3. November 2020

Lesehinweis: Die jeweils aktuellsten Abschnitte finden sich oben

 

7.11.2020

 

18:40 Done: Mit Pennsylvania gewinnt Biden die Präsidentschaftswahl

Zwar steht das offizielle Endergebnis noch aus. Aber CNN und andere große Medien (incl. Trumps Haussender Fox News) haben endlich Pennsylvania gecallt.

Trumps Lieblingssender Fox News hat Biden übrigens auch Arizona und Nevada zugerechnet. Das hat CNN noch nicht einmal gemacht. Daher gibt es noch unterschiedliche Ergebnisse. Unterdessen hat Trump erwartungsgemäß Probleme das Ergebnis zu akzeptieren und glaubt tatsächlich immer noch, er habe gewonnen. Er scheint weiter resistent gegen seine Berater zu sein und setzt weiter auf eine gerichtliche Entscheidung.  

Glückwunsch an Joe Biden und  Kamala Harris

Und an das amerikanische Volk

Um Trump wird es unterdessen einsam. Selbst sein Haussender Fox News hat sich abgewendet und Vertreter seiner Partei gratulieren Biden und Harris.

Ticker vom Handelsblatt

 

6.11.2020

20:30  Wahlergebnisse in Zeitlupe: Biden dreht auch Georgia und Pennsylvania

Entwicklungen der Erwartungen auf die US-Präsidentschaft seit dem 3. November

Es ist zäh, wie die Ergebnisse mittlerweile eintrudeln und kommentiert werden. Weiterhin traut sich CNN keinen weiteren Bundesstaat zu callen, also die Ergebnisse einem Kandidaten zuzuschreiben. Die Abstände sind zu dicht und die Schwankungen durch die Auszählungen der Briefwähler zu hoch. Dafür werden alle paar Minuten die Abstände aktualisiert. Aktuell liegt Trump bei der Auszählung mit folgender Stimmenanzahl vorn laut CNN:

Bei den Wahlleuten heißt es weiter 253 zu 213.

Donald Trump blamiert sich weiter zum Beispiel mit solchen Tweets

… und fordert eine Entscheidung durch das oberste Gericht. Gegen den schlechten Verlierer und Feind der Demokratie hilft nur ein Faktencheck, wie etwa hier vom Spiegel: Warum Trump die Wahl nicht gestohlen wurde. Aber Fakten haben die Trumps anscheinend nie gestört. Da bedient man sich lieber des Nazislangs: Donald Trump Junior hat um den Ausgang der US-Präsidentschaftswahl 2020 zum „totalen Krieg“ aufgerufen.

Ich muss hier heute noch einmal eine Lanze für CNN brechen, deren Berichterstattung ja unermüdlich ist. Dabei gilt das Sonderlob dem Dreamteam dieser Wahl: Wolf Blitzer und John King.

Und insbesondere King beeindruckt nun am vierten Tag in Folge mit gefühlt nur 8 Stunden Pause mit seinen Detailanalysen:

Er wird damit bereits von anderen Medien gefeiert:

Tagesspiegel: CNN-Wahlerklärer John King Der Mann an der Zauberwand

RND: Der erste Gewinner der US-Wahl: John King, der Zahlenzauberer von CNN

7:00 Noch keine Veränderungen, Biden dichter am Sieg

Puh, das dauert ja diesmal wirklich lange. Wolf Blitzer und John King haben die dritte Nacht hinter sich. Der Stand der Electoral Votes heute Morgen beträgt bei CNN weiter 253 zu 213 für Biden. Und die fünf Staaten Nevada, Arizona, Pennsylvania, North Carolina und Georgia sind immer noch nicht durch mit der Zählung (wie ganz viele andere Staat übrigens auch, nur dort sind die Abstände klarer). CNN hält die Zwischenstände immer noch für to close to call (Fox News dagegen hat Arizona schon lange an Biden gecallt). In Nevada treffen immer noch Briewahlumschläge bei den Zählbehörden ein. Hier reicht es aus, wenn die Briefe bis zum Wahltag eingeworfen sind. In Pennsylvania sind bereits 95% der Stimmen ausgezählt. Aber der Rückstand von Biden zu Trump ist aufgrund der jetzt ausgezählten Briefwähler auf unter 20.000 Stimmen geschrumpft. Dabei wird immer wieder betont, dass hier die Briefwähler hauptsächlich für die Demokraten gezählt werden. Für den ersten Eindruck noch der Blick auf die Vorhersagemärkte, die aber ebenfalls unverändert Biden mit 90% Gewinnerwartung handeln.

Um Trump wird es einsam, titelt der Spiegel. Trump selbst präsentiert sich als schlechter Verlierer und Antidemokrat. Alles was nicht in seine Richtung geht, ist Betrug. Der Spiegel zitiert ihn in dem Beitrag:

“Schlimm sei das, was gerade bei den Stimmenauszählungen in Pennsylvania und anderen Staaten geschehe. Da sei ein "Betrug" im Gange, behauptet Donald Trump, ohne Belege zu liefern. Seine Gegner wollten die Wahl "stehlen".

Laut Spiegel haben die großen TV-Sender ABC, CBS und NBC ihre Übertragung abgebrochen als Trump weiter über Wahlbetrug lamentierte. Trump hat eine vollkommen krude Logik: Stimmen für ihn, sieht er als legal an, stimmen gegen ihn, die jetzt noch gezählt werden, als illegal. Das ist peinlich für das selbsternannte “Musterland der Demokratie”

 

5.11.2020

5:15 Biden liegt weiter vorn, Republikaner erweisen sich als schlechte Verlierer

Der erste Blick am Morgen gilt dem aktuellen Stand der Auszählungen bei den Präsidentschaftswahlen. Dort steht es mittlerweile 253 zu 213 Electoral Votes für Biden. Er hat nun auch Michigan zugeschlagen bekommen. Trump erweist sich erwartungsgemäß als schlechter Verlierer mit einer kruden Logik, nach der das Wahlsystem korrupt sein muss, wenn er nicht als Sieger hervorgeht. Jedenfalls will er die Auszählung der letzten Stimmen stoppen lassen. Außerdem wird eine Neuauszählung in Wisconsin verlangt angesichts des knappen Biden-Vorsprungs von rund 20.000 Stimmen.

Die Markterwartungen stehen unterdessen klar auf einen Sieg Joe Bidens mit  89 Prozent Wahrscheinlicht.

In der FAZ macht sich Michael Hanfeld Sorgen darüber, dass wir in unser Filterblase vollkommenes Unverständnis zeigen, dass in den USA überhaupt so viele Menschen einen Mann wählen, “der das Institutionengefüge der amerikanischen Demokratie zersetzt”. Auf der Webseite des Spiegels meint Arno Frank, mit seinem Statement nach der US-Wahl habe Donald Trump einen historischen Standard in der Wählerverachtung gesetzt. Der Auftritt erinnere an einen spätrömischen Kaiser.

4.11.2020

19:45 Es bleibt weiterhin to close to call

Seit 1988 erlebe ich nun live die Wahlnächte in den USA (die erste übrigens ganz ohne Internet und Smartphone im Amerikahaus in Hamburg). Dies Wahl ist mit Abstand die spannendste, an die ich mich erinnern kann. Zwar war auch die Präsidentschaftswahl 2000 (da schon mit Internet) ebenfalls sehr spannend, weil es damals mehrere Wochen dauerte bis das Ergebnis feststand, ich kann mich aber nicht an eine derartige Achterbahnfahrt (siehe unten) erinnern.

Und auch heute am Tag nach der Wahl wissen wir nicht sicher, wie es ausgeht und ob nicht doch noch die Gerichte beschäftigt werden. Die New York Times jedenfalls zeigt für beide Kandidaten noch die Möglichkeiten bei den ausstehenden Auszählungen, welche Pfade es für sie jeweils zum Sieg gibt.

Den Börsen scheint die Hängepartie nichts auszumachen, das gilt für die USA aber auch für Deutschland und Europa.

Unterdessen will Trump es gar nicht fassen, dass er möglicherweise nicht gewinnt.

Viele  der Tweets von Donald Trump werden mittlerweile übrigens mit Warnhinweis angezeigt:

Angesicht der Veränderungen heute am frühen Morgen fragt sich auch der Spiegel, ob die Umfragen auch 2020 falsch lagen. Holger Dambeck schreibt: “Die ersten Ergebnisse der Präsidentschaftswahl wirken wie ein Déjà-vu von 2016” Tatsächlich fühlte sich das heute morgen auch so an.

Derweil hat es nach Stunden wieder einmal eine Bewegung bei den Wahlmännern gegeben. Maine ist erwartungsgemäß und wie 2016 an die Demokraten gegangen. Es steht nun beim Electoral College 227 zu 213 für Biden.

Aber selbst, wenn die Wahl am Ende mit knappen Vorsprung für Biden ausgehen sollte, Trump und die Republikaner werden neben der gerichtlichen Anfechtung noch weitere Instrumente im Köcher haben. So gibt es bestimmt noch Tricks, die Abstimmung des Electoral College (also der Wahlleute) zu beeinflussen.

Für heute ein letzter Blick auf die Vorhersagemärkte. Hier trübt sich nun das heute Nachmittag noch sehr helle Bild für Biden wieder etwas ein.

Ich habe nicht viel geschlafen heute Nacht und muss etwas nachholen, um morgen für den Job fit zu sein. Mal schauen, ob der Morgen des 5. November wieder neue Überraschungen bereit hält.

15:45 Achterbahn im Chart

Hier ist übrigens der Chart der Achterbahnfahrt der US-Wahl aus Sicht von Joe Biden. Die Preise werden hier als Chance umgerechnet, die Wahl zu gewinnen.

Quelle:  https://www.betdaq.com/exchange/politics/us-politics/next-us-presidential-election/7632684 dann Joe Biden anklicken und price/ % Chance (Der Link verschwindet nach Abschluss der Wahl)

Auf eine weitere Darstellung hat mich auf Twitter André Bajorat gebracht:

Quelle: https://smarkets.com/event/886736/politics/us/us-presidential-election-2020/2020-election-winner

Aktuell gibt es keinen neueren Stand. CNN traut sich nicht weitere Staaten zu callen.

13:15 Uhr Wird Michigan das Zünglein an der Wahl?

Anscheinend lässt sich die Feststellung von heute morgen auf CNN, dass bei einem Bundesstaat die Briefwahl nicht groß von den Wahllokalstimmen abweiche, nicht einfach übertragen. Sollen also die noch auszuzählenden Briefwahlstimmen doch einen Unterschied machen können? Das müsste dann nach den Flips in Arizona, Nevada und Wisconsin entweder noch Pennsylvania und/oder Georgia bringen.

In Pennsylvania sieht es aktuell laut CNN so aus bei geschätzt 75% ausgezählter Stimmen. Der Rückstand von Biden beträgt hier etwa 600.000 Stimmen. Kaum zu glauben, dass das durch Briefwähler ausgeglichen werden kann.

Wesentlich knapper sieht es dagegen in Georgia aus. Hier hat Trump etwa 100.000 Stimmen Vorsprung, es fehlen noch ca. 8% der Stimmen für die Auszählung. Aber kann das die Wende bringen?

Und dann ist da noch Michigan (ebenfalls 2016 ein Trump-Staat). Hier führt Trump nur sehr knapp mit 60.000 Stimmen und es sind noch 15% der Wahlzettel auszuwerten. Das könnte noch etwas werden. Wenn meine Rechnung von 12:00 Uhr stimmt (da fehlten noch 11 Wahlmännerstimmen), dann könnte Michigan mit 16 Wahlmännern den Ausschlag bringen.

Trotz dieser Knappheit, die Vorhersagemärkte sind deutlich zuversichtlicher für einen Biden-Sieg.

Dieser Verlauf ist unglaublich. Aber jetzt war ich doch mal etwas länger. Bis dahin hilft die New York Times mit “When We Might Know Election Results

12:30 Woher kommt der Umschwung?

Diese Wahl ist ja wirklich doch noch einmal spannend geworden. Das hätte ich seit dem Aufwachen nicht erwartet. Ich fokussiere mich dabei aktuell vor allem auf die Erwartungen von Betdaq, die geflippt sind. An dem Stand der Staatenzählung hat sich in der Zwischenzeit nichts geändert.

Unser Chefvolkswirt meint, dass sich der Trend bestätige, dass Briefwähler eher für Biden stimmen. Eine These, die gerade im Deutschlandfunk diskutiert wird.

Dennoch bleibt es bei den Einzelstaaten weiterhin bei dem unten Geschriebenen.

12:15 Vorhersagemärkte sehen nun wieder Biden vorn

Das ist ja irre, die Vorhersagemärkte sind gerade wieder gekippt. Danach führt jetzt Biden.

Hängt doch mehr an den Briefwahlstimmen? Ich war offenbar zu früh pessimistisch und spüre neue Energie.

12:00 Bleibt eine Restspannung?

CNN aus dem tiefblauen Atlanta scheint immer noch nicht akzeptieren zu wollen dass Trump die Gewinnerstraße eingeschlagen hat. Seit fast einer Stunde arbeiten sich die Analysten an Wisconsin und Nevada ab. Hier führt jeweils Biden mit etwa 8.000 Stimmen Vorsprung. Wenn es dabei bleibt, dann hätte Biden bis dahin Arizona, Nevada und Wisconsin mit zusammen 27 Wahlmännerstimmen im Vergleich zu Clinton 2016 gewonnen. Das reicht immer noch nicht. Das würde ihn am Ende auf 259 Wahlmänner bringen. Es fehlen dann noch 11. Das klingt verdammt knapp, aber darüber hinaus steht nichts mehr auf der Ergebniskarte, was noch flippen könnte. Irre ist dabei, dass wieder einmal die Demokraten die Gesamtzahl der Stimmen anführen, Biden hat zur Zeit etwa 2,5 Millionen Stimmen Vorsprung.

Diese Daten und Analysen sind weiterhin schwer einzuordnen. Schaue ich aber auf den professionellen Vorhersagemarkt, auf dem der Wahlausgang also gegen Geld gehandelt wird, dann steht dort die Chance auf einen Wahlsieg von Trump weiter bei 65%. Zu Beginn des Wahlabends lag das Verhältnis etwa umgekehrt. Für mich bleibt das die beste Orientierung, weil hier aggregierte Meinungen und Analysten sich in einer Zahl kondensieren.

Den Börsen macht anscheinend die Wackelpartie nicht viel aus. Der DAX hat am Morgen erst deutlich nachgegeben und hat sich dann stabilisiert.

10:00 Kommt doch der Kampf der Gerichte?

Auch fünf Stunden später hat sich das Bild der Auszählung nicht grundsätzlich verändert. Das Ergebnis steht nicht fest, und Biden führt nach Wahlmänner weiterhin, mittlerweile mit 220 zu 213 Stimmen.

Dennoch hat sich derweil Trump selbst zum Sieger erklärt und kündigte laut Spiegel “an, vor das Oberste US-Gericht zu ziehen, um eine weitere Auszählung der Stimmen zu stoppen – lange bevor alle Stimmen ausgezählt sind.”

Ich kann aber leider immer noch nicht erkennen, woher die Stimmung kommt, dass Biden möglicherweise noch gewinnen könnte. Wenn ich das richtig mit meinen müden Augen sehe, dann hat er bisher mit Ausnahme von Arizona keinen weiteren Staat umgedreht, wobei das Rennen hier auch knapp ist. Insbesondere in North Carolina und Pennsylvania liegt Trump nach dem gegenwärtigen Stand der Auszählung ebenfalls vorn. Können hier weitere Auszählungen das Ergebnis noch verändern?

Aber vielleicht schätze ich die Lage auch falsch ein. Die New York Times glaubt auch immer noch an ein enges Rennen, weil unzählige Stimmen noch nicht gezählt seien. Der Vorhersagemarkt Betdaq sieht Trump aber mit einer Gewinnwahrscheinlichkeit von fast 65% weiterhin deutlich vorn.

Klar, das heißt nicht, dass Trump mit 100 Prozent Wahrscheinlichkeit gewinnt, aber die Erwartungen haben sich in der Nacht deutlich zugunsten des Amtshinhabers gedreht.

5:00 Keine Wechselstimmung in den USA

Die Müdigkeit macht sich breit. Ich weiß nicht, wie lange ich noch wachbleiben kann. Aber im Moment schlafe ich mit der Gewissheit ein, dass Donald Trump wohl wieder gewählt ist.

Ja, ich bin so pessimistisch obwohl jetzt noch Biden bei den Wahlmännern vorn liegt mit 192:108 Stimmen. Aber das spielt leider keine Rolle.

Bisher hat Biden keinen der wichtigen Swing oder Battle Ground States zurückholen können. Der aktuelle Stand der Liveauszählung verspricht auch keine besondere Hoffnung, hier einen besonderen Vorsprung herauszuholen. Man kann es auch anders sagen. Biden gewinnt zwar im Moment überall, wo auch Clinton vor 4 Jahren gewonnen hat, aber eben nicht mehr. Und das reicht nicht.

In den Hoffnungsstaaten Texas, Florida, North Carolina, Ohio und hat Biden vorübergehend mal geführt. Die weitere Auszählung hat aber die Ergebnisse zugunsten von Trump gedreht. In Pennsylvania liegt Trump auch deutlich vorn, wobei es hier noch dauern kann, bis die Briefwahlunterlagen ausgezählt sind. Ich weiß jetzt nicht, ob und in welchem Umfang noch später ausgezählte Briefwähler etwas ändern können, aber der Vorhersagemarkt Betdaq erwartet das derzeit offenbar nicht. Auch die Auszählung in Arizona beginnt mit einem Vorsprung für Biden. Arizona allein würde aber noch nichts nutzen.

Im ZDF sehen sie jetzt um 4.30 noch keinen Anlass, von einer Niederlage Bidens zu sprechen. Es gibt aber jedenfalls keine blaue Welle, stellt Bettina Schausten fest. Vermutlich werden sie dann alle im Laufe des weiteren Vormittags überrascht sein, dass Trump es doch gelungen ist, die Präsidentschaft zu halten.

Die Vorhersagemärkte haben sich jetzt nicht mehr weiter verschlechtert, aber von einem Turnaround für Biden ist hier nichts zu sehen.

Die außerbörslichen Indizes der US-Aktienmärkte scheinen das Ergebnis aber bereits zu feiern.

Und die deutschen Medien formulieren um 5:00 Uhr weiter relativ neutral und wollen sich nicht festlegen:

Die Frage aus der Überschrift ist damit zumindest bis zu diesem Zeitpunkt beantwortet: Trump wurde nicht abgewählt.

Ich verabschiede mich in den für diese Wahlnacht mit der Gewissheit, dass in 4 Jahren Trump nicht zur Wahl steht.

4:00 Gewinnt Trump doch?

Bei CNN wird nun vermutet, dass die anfänglichen Vorsprünge von Biden durch die Early Voters kommen und daher auch die Vorsprünge auch in North Carolina, Texas und Co. nicht halten könnten. Übersetzt heißt das, dort wo die Briefwahlstimmen frühzeitig mit ausgezählt werden konnten, lag zunächst Biden vorn. Von der Auszählung der Ergebnisse vom Wahltag selbst scheint Trump zu profitieren. Umgekehrt werden in diversen Staat die Early Votes auch erst später ausgezählt. Das klingt ziemlich verzwickt. Irgend jemand wird das später einmal erklären können. Der Blick auf den Vorhersagemarkt Betdaq spricht leider eine sehr, sehr klare Sprache. In Texas habe sich die Ergebnisse mittlerweile auch gedreht. In Ohio ist es nur noch sehr knapp. Wird Trump die Wahl doch gewinnen? Im Moment sieht es so aus.

.

Bei den Wahlmännern steht es zwar noch 89:72 für Biden. Das Bild wird sich aber schnell ändern, wenn Florida und Texas gecallt werden. Und bisher hat Biden in keinem der Battle Ground States einen echten Vorsprung holen können. Überall wo Biden zu Beginn der Auszählungen zunächst vorn lag, hat Trump aufgeholt oder das Ergebnis gedreht. Die große Unbekannte sind die Briefwähler, die zum Teil mit ausgezählt werden, zum Teil aber später.

3:30 Und plötzlich liegt Trump wieder in den Erwartungen vorn

Es ist schon sehr spät, überraschenderweise hält sich meine Müdigkeit in Grenzen. Ich warte noch immer auf den ersten Battle Ground State, der von CNN gecallt wird. Aber in Texas haben sich die Ergebnisse mittlerweile auch gedreht. Auch der Vorhersagemarkt Betdaq hat sich gedreht. Biden und Trump liegen hier nahezu gleich auf bei regem Handel Wobei, während ich das schrieb hat es noch einmal einen deutlichen Sprung für Trump gegeben. Bei Betdaq liegt Trump nun vorn 🙁 Das heißt, hier wird erwartet, dass er die Wahl doch gewinnt.

Folgt hier wieder die große Überraschung? Im Moment sieht es wieder so aus. Woher dieser Turnaround kommt, ist mir noch nicht klar. Biden liegt in Texas noch vorn, Florida dagegen dürfte deutlich an Trump gehen.

3:00 Trump legt weiter zu in Florida, dafür Biden in Texas

Also, die erste Hoffnung Florida für Biden, ist wohl verloren. Hier hat Trump

Dafür führt Biden in Ohio und – etwas überraschend  – liegt er in Texas noch leicht vorn. Texas würde das Nichtgewinnen von Florida mehr als aufheben. Auch in den Battle Ground States (BGS)  Ohio und North Carolina liegt Biden nach dem aktuellen Stand der Auszählung vorn. Beide Staaten gingen 2016 an Trump. In der Summe sieht es bisher nur nach Flips für Biden aus. Da lässt sich der Nichtgewinn von Florida verschmerzen.  .

Nach Wahlmännern liegt Biden bei CNN vorn mit 73:42. Aber darin sind noch keine BGS enthalten. Hier ist der Sender offenbar sehr vorsichtig. Biden hat wenig überraschend New York und New Jersey gewonnen.

Derweil schwächelt die Webseite von CNN mit den Ergebnissen, sie sind nicht mehr abrufbar. Ich weiche daher vorerst auf Real Clear Politics aus.

2:15 Trump liegt jetzt in Florida vorn

Florida ist wirklich spannend. Dort sind die Wahllokale nun geschlossen. CNN ist mit voller Konzentration in der Analyse der einzelnen County. Es reicht aber, sich die Gesamtzahl der Stimmen anzuschauen. Hier liegt mittlerweile Trump vorn mit 80.000 Stimmen.

Und jetzt geht es Schlag auf Schlag. Es bringt nichts das jedes Mal hier aufzuschreiben.

Zwischenstand nach Wahlmännern ist 30 für Biden und 26 für Trump. Aber das hat alles nichts zu sagen, weil diese Bundesstaaten nicht als überraschend gelten. Spannend wird es aber wohl auch in Ohio. Hier liegt Biden vorn. Nach ersten Auszählungen auch in Texas, was aber wohl nicht so bleiben wird.

Bei Betdaq sinken die Erwartungen für Biden derweil weiter, was an Florida liegen könnte. Sollte dort die Überraschung nicht gelingen?

Ich brauche jetzt erst einmal einen Kaffee. Es ist zu spannend, um zu schlafen.

1:45 Schlacht um Florida, Erwartungen für Biden sinken bei Betdaq

Im Battleground State ist die Auszählungsschlacht im vollen Gang. Die CNN Anchors überschlagen sich scheinbar vor Freude, weil Biden in ersten Auszählungen einiger Landkreise offenbar besser liegt als Clinton 2016. Zwischenergebnis:

Warum hier aber bereits Ergebnisse aus Florida vorliegen, ist mir nicht klar, denn die Wahllokale haben dort noch gar nicht geschlossen.

Um 1:30 haben zusätzlich die Wahllokale in North Carolina und Ohio geschlossen. Auch diese gelten als Battleground States, sind aber alle “to close to call”.

Während sich CNN intensiv an Florida abarbeitet, habe sich die Erwartungen für Biden beim Vorhersagemarkt Betdaq etwas verschlechtert. Auf Betdaq werde ich mich im weiteren Verlauf der Nacht auch konzentrieren, weil die anderen Vorhersagemärkte (siehe unten) eher träge reagieren (sind wahrscheinlich nicht liquide genug).

Bei den Gesamtstimmen liegt Biden derzeit laut 538 vorn:

1:10 Uhr Hohe Briefwahlanteile, erste Staaten zählen aus

Auch für das ZDF könnte es in Florida zu einer Vorentscheidung kommen. Interessant ist aber vor allem, dass diesmal sehr viele Wähler per Brief ihre Stimme abgeben haben. Die Anteile schätzt das ZDF dabei wie folgt.

Die Auszählung der per Briefwahl abgegebenen Stimmzettel erfolgt aber je nach Bundesstaat sehr unterschiedlich und meist erst deutlich nach der Schließung der Wahllokale. Es ist also wichtig, zu wissen, dass das in der Regel von den Medien ausgerufenen Ergebnis nie amtlich ist, sondern immer nur eine Schätzung, erläutert der US-Wahlrechtsexperte Richard Briffault.

Derweil haben die ersten Wahllokale geschlossen und CNN wagt sich mit den ersten Projektionen raus. Danach geht Indiana an Trump. Alle anderen Staaten, die gerade geschlossen haben, sind noch “to close to call”. Aber ab jetzt wird es Schlag auf Schlag gehen.

Auf dem Vorhersagemarkt von Betdaq wird kräftig gehandelt. Biden hat sich ein Tick verschlechtert. Und das obwohl er mit einwohnerstarken Pinellas County mit Tampa und St. Petersburg nach CNN Angaben vorn liegt, Trump hatte hier 2016 gewonnen.

0:15 Warten bis 1:00 und Operation Wahlbetrug

Es ist Mitternacht und die ersten Wahllokale schließen in den USA laut 538 um 7:00 Uhr Eastern Time, also bei uns um 1:00 Uhr. Darunter ist zum Beispiel Georgia, einer der Battleground States, der mit 16 Wahlmännern 2016 an Trump geht und diesmal auf der Kippe steht. Mehr Spannung ist da aber nicht drin. Da müssen wir erst auf Florida warten, also frühestens um 2:00 Uhr sehen wir da erste Projektionen auf CNN.

Jetzt wollte ich mir gerade Lektüre suchen, da kommt CNN doch mit den ersten Projektionen und zwar für einige Kreise aus Indiana. Danach ginge Indiana an Trump, was aber nicht überraschend wäre.

Parallel beginnt das ZDF gerade seine Sonderberichterstattung mit großer Schar an Korrespondenten in Washington und in diversen Bundesstaaten. Elmar Theveßen befeuert dabei gleich mal wieder das in Deutschland so gefürchtete Narrativ von der Wahlanfechtung für den Fall, dass Trump die Wahl verliert, dies aber nicht anerkennt. Der Spiegel hatte ja bereits das Drehbuch zur “Operation Wahlbetrug” in der Ausgabe 35/2020 aufgezeichnet, weil Donald Trump bereits seit Monaten offen damit droht, eine Wahlniederlage am 3. November nicht zu akzeptieren.

Trump säht danach vor allem Zweifel an der Recht­mä­ßig­keit von Brief­wah­len. Die Spiegelautoren nennen das eine klas­si­sche Spiel­an­lei­tung von Au­to­kra­ten und unrteilten:

“Wohl noch nie seit dem Be­ginn des ame­ri­ka­ni­schen Bür­ger­kriegs stand die De­mo­kra­tie in den USA auf so wa­cke­li­gen Fü­ßen.”

 

3.11.2020

23:00 Die Anstalt analysiert das Wahlsystem und erste Exit-Polls kommen nicht

Bis zur Veröffentlichung der ersten Exit-Polls auf CNN habe ich mir die Zeit etwas mit der aktuellen Ausgabe der Anstalt im ZDF vertrieben. Mit kabarettistische Darbietungen haben die Autoren durchaus sehr ernsthaft das US-Wahlsystem auseinandergenommen. Lohnt sich.

Aber nun warte ich gespannt auf die ersten Exit Polls, die CNN vor der Schließung der ersten Wahllokale veröffentlichen will. Die jeweils aktuelle Projektionen finden sich auf dieser Seite. Ich habe mir Popcorn und Dr. Pepper von meinen Kollegen bereitgestellt, aber die ersten angekündigten Exit-Polls kommen … nicht. Stattdessen zeigt CNN die Corona-Statistiken der Battleground-States. Ist zwar interessant, aber nicht für mich heute Nacht. Jetzt habe ich es verstanden, die veröffentlichten Exit-Polls betreffen nicht das Wahlverhalten, sondern das, was sonst noch wichtig war für die Stimmabgabe.

22:00 Feste Börsen und Wann schließen wo die Wahllokale

Das ist erstaunlich. Obwohl in den letzten Wochen eine ganze Menge an Unsicherheit über den Ausgang der US-Wahl verbreitet wurde, scheint das die Börsen in Europa und den USA nicht zu stören. Die Börsen schließen sehr fest. Im DAX waren heute sogar alle 30 Einzelwerte im Plus. Dabei warnt das Handelsblatt:

“Das Szenario „Biden gewinnt, und Trump erkennt die Wahl nicht an“ könnte politisches Chaos bis hin zu Unruhen auf den Straßen auslösen – mit entsprechenden Auswirkungen auch auf die Finanzmärkte. Und praktisch bei jedem Wahlausgang ist noch für eine Weile mit Unruhe an den Märkten zu rechnen, bis sich eine klare Meinung herauskristallisiert hat, welche Folgen zu erwarten sind.”

Bei CNN hat die Hauptwahlsendung begonnen. Dort will man die  ersten Exit Polls ab 23:00 Uhr MEZ veröffentlichen.

Wann genau die ersten Wahlergebnisse zu erwarten sind, erfährt man detailliert auf fivethirtyeight: When To Expect Election Results In Every State. In Florida schließen die Wahllokale. 538 erwartet dort grundsätzliche schnelle Ergebnisse mit Ausnahme einige Landkreise, die es dann spannend machen könnten, wenn der Wahlausgang knapp wird.

21:45 Gebrauchsanweisung für die Wahlnacht

Das ist auch hilfreich für die Wahlnacht. Der Spiegel gibt eine Gebrauchsanweisung für die US-Wahlnacht. Danach erwartet das Magazin bei Eintritt der Erwartungen, dass das Ergebnis um 5 oder 6 Uhr feststehen könnte.

Sowohl in dieser als auch auf den meisten anderen Informationsseiten muss man übrigens danach suchen, dass heute ja nicht nur der US-Präsident, sondern noch mehr gewählt wird. So zeigt ein Blick auf einen Wahlzettel von Mississippi, dass auch noch Teile des Senats, des Kongresses und mehr gewählt wird. Ein Blick in Wikipedia zum Schlagwort  Wahlen in den Vereinigten Staaten 2020 klärt auf:

20:45 Warmschauen mit Livestreams und Wahlkarten

Wie auch in den letzten Jahren habe ich mich tv-gerecht eingerichtet und lasse CNN und das ZDF über die Livestreams von Waipu laufen. Zum Kontrast hätte ich gern auch einmal in Fox News reingezappt, aber für den Sender lässt sich kein legaler Livestream finden.

Hilfreich finde ich daneben, die interaktive Wahlkarte von CNN. Aus der lässt sich gut verfolgen, wann und wo es heute Nacht spannend wird. Vielleicht sehen wir schon gegen 2:00 Uhr Vorentscheidungen durch Florida, Georgia, Ohio und North Carolina. Diese Staat haben in 2016 alle für Trump gestimmt. Heute gelten sie als Battleground States.

image

19:15 Erster Blick auf die Vorhersagemärkte

Zurück aus dem Büro, richte ich mich ein für den Wahlabend. Begonnen habe ich mit einer konsolidierten Übersicht der verschiedenen Vorhersagemärkte.

Wahrscheinlichkeit für Gewinner der Wahl

Gewinner fivethirtyeight predictit* betdaq IEM Ø
D. Trump 10,1% 39,6% 31,5% 45,80% 31,76%
J. Biden 89,9% 60,4% 68,7% 54,20% 68,30%

Ich will die Prinzipien der Märkte hier nicht noch einmal grundsätzlich erläutern. Nur soviel: Bei predictit, betdaq und dem Iowa Electronic Market (IEM) werden Vorhersagen gehandelt bei fivethirtyeight wird eine Prognose erstellt. Nach der Theorie der prediction markets konsolidieren die Vorhersagemärkte die verfügbaren Expertenprognosen.

Für Vorhersagen bediene ich mich wieder bei den Vorhersagemärkte, die derzeit folgendes Ergebnis erwarten

7:30 Erstes Wahlergebnis

Das traditionell erste Wahllokal ist bereits ausgezählt. In Dixville Notch hat Joe Biden alle 5 Stimmen erhalten. 2016 hatte Hillary Clinton hier mit 4:2 Stimmen vor Trump gelegen. Das Ergebnis hat also eher folkloristischen Charakter.

In diesem Jahr habe ich mir noch nicht vorzeitig die Mühe gemacht, die Vorhersagemärkte so intensiv zu tracken, wobei einige auch ihren Betrieb eingestellt haben (mehr dazu heute Abend). Daher erst einmal den Blick auf fivethirtyeight, die ihr ausgeklügeltes Prognosesystem weiter verbessert haben und mit folgendem Ergebnis rechnen:

Im Zeitablauf sah das so übrigens so aus:

7:00 Uhr Zum Start

Es gehört zu einer Tradition dieses Blogs, dass ich hier im Live-Blog die Nacht zur US-Präsidentenwahl verfolge. In diesem Jahr liegt trotz relativ Erwartungen für den Kandidaten Joe Biden besondere Spannung in der Luft. Das liegt daran, dass bei der Wahl vor vier Jahren die Erwartungen der Vorhersagemärkte nicht eingetroffen sind und am Ende Trump überraschend die Nase vorn hatte. Daneben hat diesmal Trump für besondere Spannung gesorgt, weil er offen gelassen hat, ob er eine Abwahl wirklich anerkennen will (dazu später mehr).

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