Finanzmarktkrise: Wo die Regulierung für eine neue Marktordnung ansetzen kann

by Dirk Elsner on 10. September 2008

Die Kritik an den staatlichen Rettungsmaßnahmen europäischer und amerikanischer Banken wächst leider nur langsam. Ich habe gestern Abend die Forderung nach einer Debatte über eine neue Finanzmarktordnung gestellt und will selbst versuchen, sie etwas anzuheizen. Man muss dazu aber wissen, wo man mit der Regulierung anfangen soll. Hier kann die Neue Institutioneökonomik helfen.

Die Neuen Institutionenökonomik sieht bekanntlich nicht auf die Handlungen von Organisationen (wie z.B. eine Bank) sondern auf das Verhalten ihrer Mitglieder, die nämlich selbst bestimmte Ziele erreichen wollen (=methodologischer Individualismus). Unternehmungen werden also nicht als profitmaximierende Einheiten betrachtet, sondern das Verhalten des Unternehmens wird auf das Verhalten der in dem Unternehmen handelnden Individuen zurückgeführt. So können die Beschäftigten an hohen Löhnen, sicheren Arbeitsplätzen und angenehmen Arbeitsbedingungen interessiert sein. Manager mögen ebenfalls hohe Einkommen sowie angenehme Arbeitsbedingungen, betrachten aber darüber hinaus ihre Tätigkeit auch in stärkerem Maße als „gewöhnliche“ Beschäftigte als ein Mittel, Macht- und Prestigebedürfnisse zu befriedigen.

Und hier könnte ein erster Ansatz zu suchen sein. Die Anreizsysteme für Entscheidungsträger in Finanzinstituten weisen häufig eine hohe Asymmetrie zwischen Gut- und Schlechtleistungen auf. Im Klartext bedeutet dies. Durch erfolgsabhängige Boni können die Entscheidungsträger im Erfolgsfall vergleichsweise hohe Zahlungen erwarten. Ich erinnere mich an Berichte über Bonuszahlungen, die bei Investmentbanken schnell einen sieben- bis achstelligen Dollarbetrag erreichen. Umgekehrt wird bei Mißerfolg kein Malus berechnet. Es fällt lediglich der Bonus weg, im schlimmsten Fall der Arbeitsplatz. Das Risiko, „nur den Arbeitsplatz zu verlieren“ gehen Manager in Banken aber offenbar „gern“ ein, wenn der Erwartungswert für die jährlichen Bonuszahlungen so hoch ist, dass dadurch auch eine beschäftigungslose Zeit im Mißerfolgsfall bequem überbrückt werden kann.

Dies ist jetzt nur eine Hypothese. Unterstellt man, dass diese Hypothese richtig ist, dann dürfte die Regulierung nicht alleine auf der Gesamtbankebene ansetzen, wie sie es bisher vorrangig tut. Sie müsste viel stärker das Verhalten der Akteure und ihre Anreizmechanismen in den Instituten berücksichtigen.

Natürlich kann ich hier heute Abend nicht aufschreiben, wie eine solche Regulierung im Detail aussehen könnte. Dafür bedarf dieser Ansatz noch einer tieferen Betrachtung und Analyse. Der Basler Ausschuss für Bankenaufsicht sollte dies als Hausaufgabe mitnehmen und entsprechende Maßnahmen nicht nur diskutieren sondern auch umsetzen.

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