Postbank und Deutsche Bank macht wenig Sinn

by Dirk Elsner on 11. September 2008

Nun ist es offensichtlich amtlich. Die Deutsche Bank hat Gespräche über eine Beteiligung an der Postbank AG bestätigt. Bereits gestern hatte Josef Ackermann auf der Tagung des Handelsblattes „Banken im Umbruch“ gesagt, eine solche Beteiligung passe strategisch und dies unbestritten. Immerhin beabsichtigt die Deutsche Bank, derzeit nur eine Beteiligung einzugehen und keine Fusion durchzuführen.

Auch wenn Herr Ackermann betont, eine solche Beteiligung passe strategisch, darf durchaus die Frage nach dem Sinn gestellt werden. Die Postbank hat sich bekanntlich sehr erfolgreich auf das Privatkundengeschäft fokussiert.  Dies ist ein Geschäftszweig, an dem die Deutsche Bank noch vor wenigen Jahren nicht interessiert war. Zu einem der vielen Strategiewechsel des größten deutschen Kreditinstitutes gehörte es, das Privatkundengeschäft in die Bank 24 auszulagern und ein paar Jahre später wieder zurückzunehmen.

In die letzten Jahren haben insbesondere Citibank und Postbank gezeigt, wie sich mit dem Privatkundengeschäft durchaus auskömmliche Margen erzielen lassen. Die Deutsche Bank hechelt dieser Entwicklung seit Jahren hinterher und versucht nun, durch den Kauf der Postbank diese Versäumnisse auszugleichen.

Ich sehe den Sinn dieser Beteiligung nicht. Auf der Kundenseite sind keine Synergieeffekte erkennbar. Ich kann mir nicht vorstellen, dass in den Filialen der Postbank in Kürze Produkte der Deutschen Bank verkauft werden. Im Falle einer späteren kompletten Fusion erwarte ich, dass viele Kunden der Postbank den Rücken zukehren würden.

Im Backofficebereich könnten dagegen Synergien erzielbar sein, auch wenn sich das von außen nur schwer beurteilen lässt. Soweit mir bekannt ist, nutzt die Deutsche Bank schon jetzt für den Zahlungsverkehr die Infrastruktur der Postbank. Im Wertpapierbereich wiederum hat die Deutsche Bank bereits vor einigen Jahren wesentliche Teile ihrer Wertpapier-, Fonds- und Derivateabwicklung in die ETB ausgelagert, die mittlerweile in „Xchanging Transaction Bank GmbH“ umfirmiert ist. Auf die Systeme von Xchanging könnte somit die Wertpapierabwicklung der Postbank migriert werden.

Wenn also überhaupt Vorteile aus einer solchen Beteiligung realisiert werden könnten, dann nur durch die Zusammenlegung bestimmter Abwicklungsprozesse und der dahinter stehende IT. Solche Synergien wären aber auch ohne Beteiligung realisierbar.

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Coien September 11, 2008 um 18:19 Uhr

Sehe ich ähnlich. Und die Börse offensichtlich auch, die heute beide Aktien deutlich abgestraft hat.

Christian September 11, 2008 um 16:15 Uhr

Also ich weiss nun gar nicht genau wie lange das Spiel mit der Postbank und der Deutschen Bank nun schon geht. Vor einem Jahr wurden doch ähnliche Statements abgegeben. Aber es hatte sich nichts getan. Zwischenzeitlich wurden dann noch einige andere Interessenten genannt, die ein Auge auf die Postbank geworfen hatten.
Viel mehr Sinn würde es doch für einen ausländischen Investor machen, der auf diesem Weg sehr schnell einen satten Marktanteil in Deutschland übernehmen könnte.

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