Viele Details sind ja bisher nicht durchgesichert zum Rettungsplans für das amerikanische Finanzsystem. Der US-Kongress soll der US-Regierung 700 Mrd. Dollar für den Ankauf gefährdeter Vermögenswerte bereitstellen . Außerdem soll die Verschuldungsgrenze der US-Regierung um den gleichen Betrag auf 11,315 Billionen Dollar angehoben werden, lesen wir im Handelsblatt.
Der Gesetzentwurf, der auf nur zwei zweieinhalb Seiten passt, soll der Regierung umfassende Vollmachten geben, um Hypotheken-Papiere aufzukaufen, die ihren Wert weitgehend verloren haben, weil die Kreditnehmer zahlungsunfähig sind.
Zweieinhalb Seiten, mit denen der Kapitalismus vor dem Armageddon bewahrt werden soll. Kling wenig und ist auch wenig. Liest man dazu die Ausführungen im Wall Street Journal zu einem sogenannten Fact Sheet des Finanzministerium, fragt man sich außerdem, ob die Amerikaner überhaupt etwas an den Ursachen ändern wollen. In dem Fact Sheet heiße es sinngemäß, die Herausnahme der problematischen Werte werde die Stärke des Finanzsystems wieder herstellen, so dass das Wirtschaftswachstum wieder finanziert werden könne.
Wenig bis gar nichts ist darüber zu lesen, wie die Finanzmärkte künftig „zivilisiert“ werden können. Es muss doch klar sein, dass jetzt nicht die Risiken vom Staat übernommen werden, damit die Finanzinstitute anschließend wieder neue Risiken einsammeln.
Für eine abschließende Beurteilung oder gar Kritik ist es jedoch noch viel zu früh. Zunächst gehören die Amerikaner dafür gelobt, dass sie so schnell reagiert haben. Sicher, dies liegt nicht zuletzt daran, dass andernfalls das amerikanische Finanzsystem implodiert wäre. Gleichwohl ist es nicht selbstverständlich, einen Betrag von 700 Milliarden US-Dollar mal eben an einem Wochenende locker zu machen.
Gespannt sein darf man jetzt, wie die Details des Rettungsplanes aussehen und vor allem, zu welchen Konditionen die neu zu schaffende Einrichtung die Vermögenswerte den Banken abkauft. So ist kaum davon auszugehen, dass zum Beispiel die faulen Hyothekarkredite zum Nennwert gekauft werden. Immerhin müssen die tatsächlichen Kosten der Transaktion nicht 700 Milliarden US-Dollar betragen. In Abhängigkeit von den Ankaufskonditionen und den zukünftigen Verwertungsmöglichkeiten der Vermögenswerte wird das Risiko der US-Regierung deutlich unter 700 Milliarden US-Dollar liegen können.
Dennoch, der Wissenschaftlicher Josef Stiglitz sieht die Finanzkrise noch längst nicht als ausgestanden an: „Es gibt eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit, dass es bald wieder eine Bank trifft“, sagte der Wirtschaftsprofessor in einem Interview der FAS. Die Krise sei „das Ende eines desaströsen Geschäftsmodells“ sowie „das Ende der Ideologie, dass freie, deregulierte Märkte immer funktionieren“. Amerikas Finanzsystem sowie die Regierung hätten ihre Glaubwürdigkeit verloren.
Gespannt bin ich außerdem, wie die regulativen Rahmenbedingungen der Finanzmärkte gestaltet werden sollen. Zu lesen war in diesem Zusammenhang bisher wenig. Allerdings dürfte die Aufgabe, einen neuen Regulierungsrahmen zu gestalten, weitaus anspruchsvoller sein, als der Auftrag zu erteilen, ein paar faule Kredite anzukaufen.
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