Bei Blick auf Kreditrisiko wird Ackermanns Verhalten verständlich

by Dirk Elsner on 21. Oktober 2008

Die Diskussion um die Äußerungen von Herrn Ackermann erscheinen in einem neuen Licht, wenn man sich die Risikosituation der Deutschen Bank anschaut. Nach einem Bericht des SPIEGEL soll Ackermann vor Managern die Aussage gemacht haben, er persönlich würde sich schämen, wenn seine Bank in der Krise Geld vom Staat annehme. Dieses demonstrative Selbstbewusstsein sollte möglicherweise die tatsächliche Lage des Instituts verschleiern.

Botschaft sollte Kreditgeber der Bank erreichen

Adressat dieser Äußerung war weder die allgemeine Öffentlichkeit noch waren es die Manager des Instituts, sondern der Interbankenmarkt. Die Risikoprämie für Kredite der Deutschen Bank, die sogenannten Credit Spreads, haben sich nämlich im Laufe der vergangenen Woche wieder verschlechtert. Laut der Aufstellung des Deutschen Derivate Verbands über die Entwicklung der Credit Spreads (Erläuterungen und Disclaimer hier) hat sich die Prämie der Deutschen Bank vom niedrigsten Stand am 14. Oktober mit 74,11 Punkten auf 100 Punkte gestern erhöht.

Zweifel an der Kapitalausstattung

Dazu kommen Zweifel an der Kapitalausstattung der Bank. Nach einem Bericht in Capital, sei im vergangenen Krisenjahr die Bilanzsumme des Instituts, also das gesamte Geschäftsvolumen, dramatisch gestiegen, ohne dass ihr Eigenkapital-Puffer entsprechend erhöht wurde. Das Institut bewegt dadurch wesentlich mehr Masse, der aber nahezu gleich bleibend viel Eigenkapital als Sicherheit gegenübersteht. Diese Relation vom Eigenkapital zur Bilanzsumme lag zuletzt bei mageren 1,6 Prozent. Damit lande die Deutsche Bank bei einem  Bilanzvergleich unter den 50 führenden Banken der Welt (Tabelle) im Schlussfeld. Die als gesund geltende britische Großbank HSBC kommt bei der Verhältniszahl, die den Sicherheitspuffer der Bank ausdrückt, auf fast fünf Prozent und die Bank of America sogar auf mehr als acht Prozent.

Botschaft als Signal der Stärke

Da andere Banken Kredite an die Deutsche Bank riskanter bewerten als noch vor wenigen Tagen, sollten möglicherweise die selbstbewussten Äußerungen von Herrn Ackermann ein Signal der Stärke an den Kreditmarkt senden, damit sich die Refinanzierungssituation des Instituts wieder verbessert.

Nachtrag

Das Handelsblatt zitiert einen Beitrag von Jeffrey Goldfarb, breakingviews.com, wonach der Druck auf die Bank wächst.  Die Deutsche Bank sei zwar nicht in der gleichen prekären Situation, in die einige ihrer Konkurrentinnen geraten waren, aber es scheint sich nicht viel dabei gewinnen zu lassen, wenn man jetzt zaudert, meint Goldbarb.

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