Der Porsche Turbo von VW treibt den DAX und schädigt sein Ansehen

by Dirk Elsner on 28. Oktober 2008

Das Erstaunen über die Entwicklung der VW-Aktie nimmt auch heute kein Ende. Die Aktie kostete zeitweise 1.000 Euro und liegt derzeit bei 800 € mit 54% im Plus. Damit feuert die Aktie den DAX, der aktuell ein Plus von 8,7% aufweist, regelrecht an. Hoffen wir, dass der Index dabei nicht verbrannt wird.

Hier brauche ich nicht betonen, dass eine solche Entwicklung weder normal noch fundamental gerechtfertigt ist. Dies ist eine Demonstration purer Blasenspekulation und Herdenverhaltens, wie man sie besser nicht vorführen kann. Zu Hintergründen und Ursachen darüber erfährt man in anderen Beiträgen genug (z.B. hier mehr).

Analysen, die jetzt noch vorrechnen, die Aktie habe einen fairen Wert von 911€ hätte, wie das Handelsblatt schreibt, beweisen ihren Humor mit dem Verweis auf eine erfolgreichen Baureihe des Hauptaktionärs.

Dem deutschen Aktienmarkt und insbesondere seinen Anlegern bekommt diese Kursexplosion aber gar nicht gut, weil z.B. auch die Arbitrage zwischen Derivate- und Kassemärkten empfindlich gestört wird. Das Gewicht der VW-Aktie im DAX ist durch die Preisgewichtung viel zu hoch. Per gestern hatte VW mit einem Gewicht von 16,67% den höchsten Anteil am DAX. Heute sind es bereits 23%. Weil im Markt aber kaum noch Papiere verfügbar sind, bildet der Index den Markt falsch ab.

Marktteilnehmer, die z.B. ihre Shortpositionen in DAX-Futures durch entsprechende Kassapositionen absichern wollen, dürfte das aktuell nicht gelingen, weil VW-Aktien kaum noch zu haben sind und Kassapositionen für einen Cross-Hedge ohne VW kaum abzubilden sein dürften und daher mit großen Risiken verbunden sind.

Nach Berichten sollen viele Investoren gezwungen sein, die Aktie zu kaufen, weil etwa einige Fonds ihre Performance am DAX messen und diese Entwicklung nachvollziehen wollen. Daher würden andere Aktien im Index ohne Rücksicht auf Verluste verkauft, nur um Titel von Volkswagen finanzieren zu können, schreiben Handelsblatt und Financial Times. Mit Verlaub, ich halte diese Begründung für fragwürdig. Fondsmanagern, die das versuchen, wird es so nicht einmal annähernd gelingen, die Performance des DAX nachzubilden, weil sie bei der offensichtlichen Liquiditätsenge den Preisen ständig hinterherlaufen. Außerdem: Sofern sie bereits vorher den DAX richtig in ihren Portfolios abgebildet haben, entsteht eigentlich kein Handlungsbedarf, da auch in ihren Depots die Gewichtung von Volkswagen automatisch steigt.

Aktuell ist häufig zu lesen, wenn Volkswagen nicht Teil des DAX wäre, dann hätte der Index gestern bei 3703 Punkten gelegen und ein neues 52-Wochen-Tief erreicht. Diese Berechnung widerspricht im Prinzip den beiden vorangehenden Thesen, nach denen die anderen Werte ja gerade unter dem VW-Vulkan gelitten haben sollen. Ohne VW wären sie damit weniger stark gepresst worden.

Die Börse selbst will die VW-Aktie weiterhin im DAX lassen und sagt: „Es gibt keinerlei Überlegungen, VW aus dem DAX zu nehmen. Solange fünf Prozent der Aktien im Streubesitz sind, gibt es dazu keine Veranlassung.“ Dabei wird auf das Regelwerk der Börse verwiesen. Am Markt dagegen empören sich immer mehr Händler, dass das deutsche Börsenbarometer durch eine einzige Aktie derart verfälscht werde.

Der DAX jedenfalls wird so zur Lachnummer, wie Egghat in seinem Blog schreibt und könnte gleich in VW-DAX umbenannt werden.

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Coien Oktober 28, 2008 um 19:01 Uhr

Ich verstehe die Frage leider nicht ganz. Problematisch könnte vielleicht eine plötzliche Herausnahme aus den DAX sein, weil dann wieder von vielen Portfoliomanagern umgeschichtet werden muss und VW-Aktien auf den Markt geschmissen werden.

marcus krüger Oktober 28, 2008 um 18:25 Uhr

Nachfrage: Ist ein festgelegtes Kriterium/ein festgelegter Grund erfüllt, der den Rausschmiss aus dem DAX rechtfertigt. Wäre das nicht eine sehr drastische Panikreaktion, die dann man schnell bereut nachdem die Verluste der betroffenen Leerverkäufer realisiert sind?

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