Immer mehr offene Immobilienfonds geraten in diesen Tagen unter Druck. Jetzt rächen sich Versäumnisse aus der letzten Krise eines offenen Immobilienfonds vor knapp drei Jahren. Da hatten Kunden massiv Fondsanteile des „Grundbesitz-Invest“ zurückgegeben. Schon damals wurde deutlich, dass offene Immobilienfonds kein kurzfristiger Parkplatz für Liquidität sind. Dennoch hat sich an den Konstruktionen dieser Fonds nicht viel geändert. Die Gestaltung der Bedingungen schafft ja gerade Anreize, diese Fonds als Ersatz für Geldmarktfonds zu missbrauchen. Und in diesem Jahr sind die Fondsgesellschaften so schlecht nicht damit gefahren, denn ihn flossen in den ersten neun Monaten des Jahres noch fünf Milliarden Euro zu.
Das Parken von Liquidität in Immobilienfonds geht allerdings auf Kosten der langfristig orientierten Anleger. Normalerweise erschwert ein Ausgabeaufschlag die kurzfristige Kalkulation, weil die sonst üblichen Zuschläge bis zu 5% des Anteilswertes erst einmal verdient werden müssen. Im Zuge des starken Wettbewerbs verzichten aber immer mehr Fondsgesellschaften auf Aufschläge und berechnen stattdessen eine höhere Bestandsprovision, die ebenfalls die langfristigen Anleger bestraft.
Aktuell haben elf Fonds die Rücknahme von Anteilen eingestellt. Dazu gehören nach Angabe der FAZ: SEB Immoinvest, Credit Suisse Euroreal, Degi Europa, Degi International, Axa Immoselect, Kan-Am Grundinvest, Kan-Am US Grundinvest, Morgan Stanley P2 Value und TMW Immobilien Weltfonds. Hinzu kommen noch zwei Fonds der UBS, die sich schwerpunktmäßig an institutionelle Großanleger wenden, und ein Immobilien-Dachfonds des Münchener Vermögensverwalters Jens Ehrhardt.
Vorschläge zur Verbesserung der Liquiditätssituation durch Staffelung der Rücknahmefristen nach Einlagenhöhre gab es schon, so das Handelsblatt heute: „Das Prinzip einer solchen Staffel: Je höher die Einlage, desto länger die Kündigungsfrist. Das würde vor allem die Großanleger bremsen, die einige Fonds in den vergangenen Tagen mit dem Abzug ihrer Gelder an die Liquiditätsgrenze und damit zur Aussetzung der Anteilsrücknahme brachten. Um eine solche Staffelung einzuführen, müsste allerdings das Investmentgesetz geändert werden. Credit Suisse Asset Management (CSAM), die einen Fonds nach diesem Modell auflegen wollte, holten sich laut Dirk Meiwirth, Produktmanager Immobilien bei CS, eine Abfuhr bei der Finanzaufsicht BaFin.“
Im Dezember 2005 hat die Deutsche Bank von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, ihren offenen Immobilienfonds Grundbesitz-Invest vorübergehend zu schließen. Die Deutsche Bank hatte den Fonds Mitte Dezember geschlossen, nachdem Anleger reihenweise ihre Mittel abgezogen hatten. Zuvor hatte Deutschlands größtes Geldhaus erklärt, der Fonds stehe möglicherweise vor Wertberichtigungen, weshalb auch der Verkauf von Anteilsscheinen gestoppt wurde. Die Schließung eines offenen Immobilienfonds war in Deutschland über mehr als 40 Jahre hinweg ein Tabu.
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