Über die Anhörung der Bosse von fünf verschiedenen Hedge-Fonds hatte ich bereits in diesem Blog berichtet. Offen geblieben ist die Frage, ob sich die Fonds überhaupt an die Leine legen lassen.
Während die Kongressabgeordneten für eine schärfere Regulierung plädieren, waren sich die Hedge-Fonds-Manager nicht einig. Einige Vertreter plädierten für eine größere Transparenz ihrer Branche, während andere Manager solche Vorschläge zurückwiesen. James Simons, Vorsitzender von Renaissance Technologies, sprach sich gegen eine strenge Regulierung aus.
Der prominenteste Manager, George Soros sprach sich für umfangreiche Regulierungen aus, die die neuen Risiken berücksichtigen sollte. Insbesondere müssten neue, risikobehaftete Finanzinstrumente genehmigt und kontrolliert werden. Er fordert eine Clearingstelle, die das Kontrahentenrisiko übernimmt und Änderungen der Eigenkapitalrichtlinien für Banken, um das Bilden von Blasen verhindern.
Aber lassen sich die milliardenschweren Fonds tatsächlich regulieren?
Es ist schwer, Hedge-Fonds an die Kette zu legen
Ob Hedge-Fonds überhaupt reguliert werden können, ist derzeit zweifelhaft. In der Anhörung wurde schon vorsichtig angedeutet, man würde es bedauern, wenn man seinen Geschäften künftig nicht aus den USA nachgehen könne. Und in der Tat, könnte es schwierig werden, Hedge-Fonds an die Leine zu legen.
Zwar erweckt die öffentliche Diskussion und auch die hier zitierte Anhörung den Eindruck, als sei ziemlich klar, was Hedge-Fonds sind. Gleichwohl sind sie in der Praxis schwer zu greifen. Das beginnt schon bei der Definitionsfrage. Eine exakte Definition von Hedge-Fonds ist in der Praxis nahezu unmöglich.
Hedge-Fonds lassen vermuten, dass sie sich in ihrem Investmentansatz von der Maxime der expliziten Verlustvermeidung (to hedge = absichern) leiten lassen. In der Praxis verfolgen sie aber unterschiedlichste Anlagestrategien, um für die Anlagegelder eine hohe Rendite zu erzielen. Dabei setzen zahlreiche Fonds gezielt auch die Kreditfinanzierung ein, um die Rendite nach oben zu „hebeln“. Dieser Leverageeffekt erhöht dann allerdings das Risiko, anstatt es zu begrenzen.
Weil gerade die Ansätze so unterschiedlich sind und die Fondsmanager möglichst ohne aufsichtsrechtliche Beschränkungen und Berichtspflichten an öffentliche Institutionen ihre Geschäfte betreiben wollen, suchen sie sich den Standort aus, der ihnen die geringsten Beschränkungen auferlegt. Sie müssen bei der Standortwahl dann nur berücksichtigen, dass ihre Anleger nicht durch einen zu exotischen Fondssitz abgeschreckt werden.
Hedge Fonds müssen nicht Hedge Fonds heißen
Dabei müssen es nicht einmal exotische Standorte sein. Was spräche zum Beispiel dagegen, eine ganz normale deutsche GmbH dazu zu verwenden, Gelder der Gesellschafter in x-beliebige Verwendungszwecke zu investieren. Die Anleger würden Gesellschafter werden, die nach festgelegten Regeln aussteigen könnten. Im Prinzip könnte man also einen Hedge-Fonds hinter einer einfachen Vermögensverwaltungs Holding „verstecken“. Sie würden dann nicht einmal der deutschen Finanzaufsicht unterliegen. Wollte man die Finanzaufsicht an Investitions- bzw. Anlagebeträge koppeln, dann wird es kompliziert. In solchen Fällen müssten auch die Geschäfte einer Susanne Klatten oder eines Adolf Merckles beaufsichtigt werden.
Zugegeben, die Beispiele sind etwas vereinfacht. Sie zeigen aber, dass die Absichtserklärungen des Weltwirtschaftsgipfels schwer in der Praxis umzusetzen sein werden. Geld ist wie ein scheues Reh. Es wird sich immer ein schönes Versteck suchen und nicht auf die Idee kommen, über den Eingang zu schreiben: „Diese Höhle ist ein Hedge-Fonds“
Mehr zu der Anhörung ist auf der entsprechenden Seite Ausschuss zu finden. Dort gibt es auch ein Video der Anhörung. Außerdem können von dort die vorbereiteten Stellungnahmen der Fondsmanager herunter geladen werden.
Mehr Hintergrund zu Hedge Fonds: Ausrisse aus einer Dissertation
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