Wirtschaft am dunkelsten Punkt?

by Dirk Elsner on 21. Dezember 2008

Ob die Wirtschaft am dunkelsten Punkt angelangt ist, kann nur aus kalendarischer Sicht beantwortet werden. Heute ist Winteranfang und damit der dunkelste Tag des Jahres auf der Nordhalbkugel. In etwa einer Woche werden die Tage wieder länger und damit heller. Wärmer wird es damit noch nicht, denn die kälteste Zeit des Jahres hat erst begonnen. Fast scheint dieses Bild zu passen, wenn man sich die Schlagzeilen der Wirtschaft am Wochenende ansieht.

Schaut man auf eine Überschrift auf der Website des Handelsblatts wird einem gegen die nahende Kälte schon richtig eingeheizt. US-Wirtschaft vor der Kernschmelze“ ist ein Bericht über die vermutete Lage in den USA überschrieben. Der Bericht zitiert den künftigen Vizepräsident der USA, Joe Biden, der nach Ansicht des Handelsblatts ein düsteres Szenario malt mit den den Worten: „Die Lage in der wichtigsten Wirtschaftsnation der Welt sei noch ernster, als man bislang gedacht habe.“ Ein zweites Konjunkturpaket sei nach Einschätzung von Experten notwendig, um „die Wirtschaft davor zu bewahren, dass sie total baden geht“. Dabei ist baden gehen doch gar nicht so schlecht, produziert eine Kernschmelze doch viel Hitze .

In Deutschland wird ebenfalls über eine Konjunkturpaket heiß diskutiert, nein gestritten. Einige aktuelle Ideen trägt das Handelsblatt unter der Überschrift Heiße Debatte um Konjunkturpaket 2.0 zusammen. Besonders will die Regierung Unternehmen für Jobgarantien belohnen. Aus meiner Sicht lohnt es noch nicht, die Einzelmaßnahmen zu betrachten. Ein rundes Konzept kann ich nämlich noch nicht erkennen. Man erhält eher den Eindruck, dass sich die Lobbyisten in Stellung bringen, um die eine oder andere Milliarde für ihre Klientel abzugreifen.

Merkel und Peer Steinbrück versprechen energische Schritte der Regierung, um die Auswirkungen der Konjunkturflaute zu begrenzen. Ein Schwerpunkt solle dabei auf Investitionen in Bildung, Verkehr und Energie liegen. Nach dem bereits beschlossenen ersten Konjunkturpaket werde die Regierung im Januar „einen weiteren Schritt gehen“, kündigte Merkel an. Was ich vermisse, sind Ansagen an das Land. Es ist ja ok, dass die Regierung etwas tut. Aber was soll das Volk und die Unternehmen tun. Die Aussagen der Regierung klingen so, als ob sie es allein richten können. So kann wird aus den Maßnahmen im besten Fall ein Strohfeuer.

So gar nicht will da hinein passen, dass beim Dax-Ausblick, die Anleger auf 2009 hoffen. Von der Agentur Reuters befragte Analysten sehen den Dax Ende 2009 bei durchschnittlich 5 250 Punkten. Das wäre ja schon mal ein Anfang. Leider sind solche Prognosen wenig wert. Vor einem Jahr hatte sich der DAX zum Jahresende um die 8.000 Punkte eingependelt und es gab nicht wenige Prognosen, die ihn Ende 2008 bei 10.000 Punkten gesehen haben. Das erscheint aktuell Lichtjahre entfernt.

Gar nicht aufhalten lassen sich von den schlechten Nachrichten die deutschen Konsumenten. Im Massenansturm haben sie die Innenstädte belagert und eingekauft, als gebe es kein Morgen mehr. Und in der Tat habe ich den Eindruck, in Deutschland herrscht die kollektive Verdrängung. Mit Finanz- und Wirtschaftskrise will man sich das Fest nicht verderben. Es reicht, wenn ab 2. Januar der Konsumkater einsetzt und man sich dann darüber Gedanken macht, wie wirtschaftlich das neue Jahr anzugehen ist.

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