Ob die Finanzkrise die Bürger dieses Landes wirklich stresst, ist wissenschaftlich noch nicht nachgewiesen. Plausible Vermutungen darüber gibt es aber jede Menge. Rolf Ehlers hat sich dazu Gedanken gemacht in einem Beitrag in der Readers-Edition, den der Blick Log unter den Lizenzbedingungen übernimmt:
Stress: Killer Nr.1 in der Finanzkrise
Glaubt man der großen Mehrheit der deutschen Medien, sind wir Deutsche trotz immer noch weltmeisterlicher Exporte Weltmeister im Jammern über unsere wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse. Wir sollen besser aufhören zu klagen und uns vielmehr darüber freuen, dass wir in Deutschland und Europa wie es gerade unser Bundesprediger Köhler gesagt hat, auch in der Wirtschaftskrise angeblich „gut aufgestellt“ sind´.
Stressfaktor Weltwirtschaftskrise
Die Fernsehanstalten bringen zum Jahresschluss wiederholt Statements von angeblich ganz zufällig angesprochenen Passanten, die durchweg erklären, sie sähen nichts von einer Krise. Ihnen ginge es doch gut. Unsere Regierung redet schon seit Beginn der Finanzkrise die Wirtschaft ständig stark, weil sie meint, das „Krisengerede“ mache die Sache erst wirklich schlimm.
Ob solche Beschwichtigungen tatsächlich helfen, den Bürgern die Sorgen über die unübersehbar hereinbrechenden Folgen des gewaltigen Wirtschaftseinbruchs zu nehmen?
Wer die Gesamtsituation kennt, fühlt sich allenfalls durch diese absichtsvollen Beschönigungen zusätzlich genervt.
Wer auf die Täuschungen hereinfällt und glaubt, dasses wirklich hilft, den Kopf in den Sand zu stecken, wird umso erschrockener sein, wenn er am Ende das Ausmaß der Schäden vor Augen hat. Unter dem Strich bleibt die Summe allen Übels eben doch gleich. Stressfaktoren kann man nicht einfach weglügen.
Unter dem „Wort des Jahres 2008“, der Finanzkrise, versammeln sich Schreckensszenarien, wonach unsere Gemeinschaft und fast alle Einzelnen auf das Übelste gebeutelt werden, soweit das nicht schon längst eingetreten ist oder sich gerade vollzieht. Der Zusammenbruch der Banken aufgrund der Gier ihrer Vorstände und Aufsichtsräte, die Entreicherung von Bund, Ländern, Gemeinden und zahlloser öffentlicher und privater Einrichtungen und Unternehmen auf Grund ihrer Teilnahme an den verantwortungslosen Gewinnspielen der Investmentbanker, die wilde Verschleuderung der letzten öffentlichen Reserven und der Zukunftschancen der kommenden Generationen im Versuch, die sinnentleerte Konsumwelt zu konservieren, die „Rettung“ des korrupten Finanzsystems auf Kosten der für all das bürgenden Bürger, die Leere der Staatskassen angesichts notwendiger teurer Reformen und die dem allen zwangsläufig folgenden Einbrüche im privaten Bereich wie Minderverdienst, Erhöhung der Abgaben und Kosten, Verlust der Kaufkraft, Verlust des Arbeitsplatzes und der wirtschaftlichen Sicherheit generell – all dies sind Stressauslöser, die zum viel beklagten allgemein stressigen Leben in der modernen Industriegesellschaft noch hinzukommen.
Stressfaktoren lösen den Stress aus
In der Medizin gilt der „normale“ Stress, ausgelöst durch persönliches Unglück, Beziehungskrisen, Geldmangel, Zeitdruck, Informations- und Reizüberflutung, Überforderung und Benachteiligung bereits als eine Haupttodesursache, besonders durch die stressbedingten letalen Herz- und Kreislauferkrankungen. Sozialer Abstieg, wie er durch dieSchröderschen “Reformen” eingeleitet wurde, hat das bereits verschlimmert.
Und wie geht es weiter in 2009 und den Folgejahren? In dieser schweren Situation ist dasbessere Verständnis von dem, was Stress auslöst, was er ist und wie man ihm besser begegnet als bisher, einfach unverzichtbar. Es lohnt sich wirklich, sich damit zu befassen. Ich werde nämlich nachfolgend aufzeigen, dass wir wenn wir schon fast ohnmächtig sind, was die den Stress auslösenden Faktoren angeht, wir aber beste bisher kaum genutzte Möglichkeiten haben, den Stress zu bewältigen und die von ihm für unsere Existenz ausgehenden Gefahren zu bändigen.
Wir tun auch gut daran, uns klar zu machen, dass der Stress selbst gar nichts Ungutes ist. Der Stress ist nämlich nur ein durch bestimmte Auslöser hergestellter besonderer Zustand von Körper, Geist und Gemüt, der uns besonders entschlossen handeln lässt. Unsere evolutionären Vorläufer überlebten Gefahrensituationen besser als weniger erfolgreiche Arten, weil sie bei drohender Gefahr Stresshormone, insbesondere Adrenalin, Kortisol und CDH, ausschütten lernten, die Kopf und Körper regelrecht elektrisierten. Die Aufmerksamkeit und die Reaktionsbereitschaft wurden mächtig gesteigert. Zeitgleich schnellten die Blutzucker- und Fettwerte in die Höhe. Damit waren beste Voraussetzungen gegeben, die Gefahr schlagartig zu besiegen oder ihr durch schnelle Flucht zu entkommen.
Der Wegfall der Stressfaktoren sollte den Stress eigentlich beenden
Beim gesunden Menschen, der über die volle Funktion aller seiner Möglichkeiten verfügt, führt das Ende der Stressfaktoren „automatisch“ dazu, dass dieser Ausnahmezustand sich auflöst. Das heißt, dass die Stresshormone abgebaut werden und der Mensch wieder „normal“ reagiert. Das Wissen darum, wie es zur Wiederaufnahme der Stresshormone in den Körper kommt, ist für uns alle von größtem Wert. Denn an dieses Wissen schließt sich die realistische Möglichkeit an, die Stresssituation auch dann zu beenden, wenn sich die den Stress ursprünglich auslösenden Momente gar nicht geändert haben.
Zunächst aber zum Grund für die Beseitigung des Stresses. Aufgebaut wird er durch die Wirkung der zentralnervösen Stresshormone. Und nur durch ein Hormon mit der Wirkung ihrer Eindämmung und Beseitigung endet ihre Wirkung. Also: nicht das Ende der Gefahr, der Bedrohung oder der nachteiligen Situation führt zum Stressabbau, sondern allein die Ausschüttung des Hormons, das die Stresshormone zügelt. Dies kann allein das Neurohormon Serotonin, das „Hormone of the Nineties“, das als Kontrollhormon eine absolute Schlüsselstellung im ganzen zentralnervösen Hormongeschehen einnimmt. Neben seinen vielen unverzichtbaren anderen Funktionen zur Kontrolle von Essen, Wachen, Schlafen, Schmerz, Temperatur, Impuls, Sexualität, Sucht und Suizidalität ist Serotonin auch das einzige Anti-Stress-Hormon. Kein anderes Hormon und auch sonst keine Einrichtung in unserem Körper oder Kopf kann die sog. Stresskaskade unterbinden, die durch das wechselseitige Aufschaukeln der Stresshormone entsteht (PDF).
Die missliche Folge dieser Situation ist, dass beim Fehlen des allzu oft im Gehirnwasser knappen Steuerstoffes Serotonin die Ausnahmesituation Stress einfach bestehen bleibt, obwohl die Gründe für seine Entstehung längst entfallen sind oder der Mensch längst rational begriffen hat, dass ihm keine Gefahr mehr droht. Durch den ständig anhaltenden Druck schaltet der Organismus um auf Daueralarm. Blutdruck, Blutzucker und Blutfette sind ständig überhöht, was das Risiko für Herz- und Kreislauferkrankungen fördert. Kortisol, das nicht abgebaut wird, schwächt das Immunsystem und begünstigt die Knochenentkalkung (Osteoporose).
Beendigung von Stress ohne Behebung der Stressfaktoren
Der Umstand, dass unsere physiologische Beschaffenheit das Wirken von Neurohormonenzur Voraussetzung für die Herstellung und Beendigung von psychisch-körperlichen Zuständen voraussetzt, hat die für uns günstige Folge, dass nach Lage der Dinge allein die Ausschüttung von Hormonen ohne Änderung der die Herstellung eines Zustandes ursprünglich verursachenden äußeren Umstände zu einer Aufhebung dieses Zustandes führen kann. Konkret bedeutet dies im hiesigen Zusammenhang, dass selbst dann wenn uns dasSchicksal so unerbittlich trifft wie Gottes Prüfungen den armen Hiob wir infolge der Ausschüttung des Anti-Stress-Hormons Serotonin den besonderen Stresszustand verlassen können. Es bedeutet auch, dass ungute Ereignisse, die leicht als Stressoren hätten dienen und Körper und Geist hätten in Aufruhr versetzen können, bei guter Verfügbarkeit über das zerebrale Serotonin besonnen gemeistert werden.
Wer im Büro gemobbt wird, wen bei Feierabend gleich eine keifende Ehefrau an der Haustür empfängt, wem die Kontrolle über die drogenabhängigen Kinder entgleiten, wer in Kurzarbeit geschickt wird und täglich erlebt, wie unsere Politik an jeder möglichen grundlegenden Verbesserung der Verhältnisse im Lande vorbeisegelt, der muss sich nicht verzweifelt die Haare raufen. Bei Bestehen der neurohormonellen Balance, mit der wir von Natur aus gesegnet sind, können wir ohne künstliche Erregung die Relativität der Ereignisse konstatieren und uns im Rahmen unserer Möglichkeiten für Besserungen einsetzen.
Ein Problem ist, dass gerade das Schlüsselhormon Serotonin nur unter besonderen Bedingungen im Kopf entsteht. Wenn wir dem nachgehen und uns wenigstens zum Teil wieder mit nativer Nahrung versorgen, haben wir allerdings den Schlüssel für ein Leben mit jederzeitiger Kontrolle des Stresses in der Hand. Der Weg führt uns zurück zu einem Leben wie es die mit uns artgemäß verwandten Pflanzenfresser in freier Natur – etwa die Menschenaffen – führen, die auch Stresszustände kennen, aber durchweg durch ihre Ernährung so versorgt sind, dass ihnen das Anti-Stresshormon Serotonin praktisch niemals fehlt.
Da alles und jedes menschliche Gefühl und jede Aktion unter Begleitung der Neurohormone stattfindet, ist die Entstehung der Weltfinanzkrise notwendigerweise ein Produkt der hormonellen Fehlsteuerung bei den Beteiligten, wie ich kürzlich hier dargelegt habe. Siehe Weltfinanzkrise: Die Hormone sind schuld.
Der richtige Einsatz der Hormone ist nun aber der einzig geeignete Weg für jeden persönlich Betroffenen, um mit den entstandenen Problemen gut fertig zu werden.
Richtige Ernährung ist die Lösung, nicht Bewegung oder Medizin
Die in der Endokrinologie vollständig gesicherten Erkenntnisse über die Funktion und Bedeutung der Neurohormone als der unverzichtbaren Werkzeuge für die Umsetzung allen Fühlens und Handelns ist weder in der deutschen Allgemeinheit noch bei den Ärzten verbreitet. Die Pharmazie will aus verständlichen Gründen nichts darüber wissen. Daher versteht sich, dass das „größte Gesundheitsmagazin im deutschsprachigen Raum“, die Apotheken-Umschau,aktuell in einem großem Bericht über den Stress Bewegung und käufliche Kräuteressenzen, die beide keine sichere Auswirkung auf die Hormonlage haben, als probate Mittel zur Bewältigung von Stress vorschlägt.
Bestimmt sind gestresste Menschen ja auch besser manipulierbar!
Schon ok. Sie sind eine rühmliche Ausnahme, dass sie sich für Fehler entschuldigen.
Moechte mich vielmals fuer die in meinem Kommentar gemachten Fehler
entschuldigen. Die Folge davon, drei Dinge gleichzeitig zu machen.
Es koennte vielleicht auch sein, dass die Medien mit ihren Interpretationen
und Feststellungen Stress verursachen. Und dabei schon mal an boesartige
Psychiater (in problematischen Institutionen und Systemen) erinnern, die den
Patienten oft genug mit „uns“ anreden („Wie geht es uns?“) und natuerlich
auch alles unternehmen, den Patienten, dessen Denken und Gefuehle, dessen Selbstbestimmung („Mir geht schlecht!“ / „Mir geht es gut!“) grundsaetlich aufheben, ihm deswegen Renitenz unerstellen. (Das ist natuerlich eine eher respektlose Betrachtung der Medien.)
Es koennte tatsaechlich so sein, das es dem einen schlecht geht, dem anderen gut geht, und sich dies freilich nicht so einfach festlegen laesst.
Hinzu kommt – fallweise – sicherlich auch ein ganz besonders Motiv der Medien, naemlich die Werbeeinnahmen. Und aus diesem Motiv auch
mal interpretiert wird:
„Weniger Werbung“
http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/Werbung;art271,2690098
und allenfalls noch:
„Sparkurs total – Was bedeutet die Medienkrise fuer die PR?“
http://www.opensourcepr.de/2008/11/19/was-bedeutet-die-medienkrise-fur-die-pr/
Daraus ist zu entnehmen, dass da schon allerhand strategische
Anstrengungen unternommen. Insgesamt freilich sind die Medien
auf jeden Fall ein „unpredictable biest“, unberechenbar, wegen der
eigentlich enormen Widerspruechlichkeit, die ihnen zu eigen ist. Am Morgen so, am Nachmittag ganz anders, usw.
Comments on this entry are closed.