Geldvernichtung: Von Madoff bis zu einem Fonds der „Hamburger Vermögen“

by Dirk Elsner on 28. Januar 2009

Mehrfach hatte ich in diesem Blog darüber geschrieben, mit welchen verrückten Konstruktionen sich vermögende und institutionelle Kunden für die Verwaltung ihrer Vermögen abspeisen lassen. Die bisher bekannt gewordene Krönung ist dabei der Mechanismus der spanischen Banco Santander, bei der zwischen Anleger und der eigentlichen Zielanlage 6 Stationen zwischen geschaltet waren. Für einen weiteren Fall habe ich mich nunmehr durch diverse Quellen und Prospekte geklickt, um zu zeigen, dass dieser Irrsinn der Vermögensverwaltung auch in Deutschland zu finden ist. Auch hier steht am Ende einer Gelddruckmaschine für Vermögensverwalter wieder ein von Bernhard Madoff gemanagter Fonds.

Von der Hamburger Vermögen zu Bernhard Madoff

Für den Herald (Lux) US Absolute Return Fonds, der ebenfalls im Zusammenhang mit dem Fall Madoff auffällig wurde, müsste eigentlich ein Blick in die allerdings marktüblichen Entgeltdetails jeden Anleger abschrecken. Aufklärung bieten die im Internet zu findenden Fondsbedingungen , für den neben der im Prospekt genannten Bank Medici Madoff als Investmentmanager tätig gewesen sein soll.

Der Ausgabekursaufschlag beim Erwerb von Anteilen an diesem Fonds betrug 5,26%. Daneben hat der Investmentmanager Anspruch auf Managementgebühren in Höhe von 2%, Erstattung für alle in angemessenem Ausmaß getätigten Auslagen sowie einer Performancevergütung in Höhe von 10% des Wertzuwachses. Das Entgelt für die Depotbank in Höhe von 0,125% des Fondsvermögen fällt da praktisch nicht ins Gewicht.

Zu diesen immerhin im Prospekt (S. 48 v. 50) mehr oder wenig offen ausgewiesenen Entgelten kommen versteckte Entgelte hinzu, nämlich die Auslagen für die Transaktionen und die Verwahrung und Verwaltung von Wertpapieren bei einer Sammelbank. Weitere Transaktionskosten werden versteckt durch den sogenannten  Handelsspread, also der Spanne zwischen An- und Verkaufskurs. Weiterhin zahlt der Kunde noch 0,25% für die Verwahrung des Anteilsscheins selbst.

Diese Entgelte werden den Kunden abgezogen, wenn sie direkt in den Herald (Lux) US Absolute Return Fonds “investieren”. Weitere Entgelte kommen dazu, wenn der Fonds nicht direkt sondern indirekt wie z.B. vom HV Fonds Global Endowment Portfolio gehalten wird. Dieser Fonds ist ein Dachfonds der Hamburger Vermögen, einer im feinen Stadtteil Rotherbaum ansässigen Gesellschaft für „maßgeschneiderter Konzepte für die Vermögensanlage“. Für diesen Fonds, der nach eigenen Angaben 5,9% seines Fondsvermögens in den oben genannten Herald (Lux) US Absolute Return Fonds angelegt hat, zahlen Anleger ebenfalls 5% Ausgabeaufschlag sowie eine jährliche Verwaltungsgebühr von 2% sowie etliche weitere Positionen, die auf den Seiten 54 bis 57 aufgelistet des Verkaufsprospektes aufgelistet sind.

Die Hamburger Vermögen ist übrigens nach eigenen Angaben schon im Januar der Vermögensverwalter des Jahres 2009 und hat mit ihrem Fonds im Jahr 2008 lediglich 4,3% vom Wert eingebüßt. Allerdings ist aus den öffentlich verfügbaren Informationen nicht erkennbar, wann der im Februar 2008 aufgelegt Fonds überhaupt seine Investitionen begonnen hat.

Und hier die Zusammenfassung der an einer Vermögensverwaltung beteiligten Institutionen:

  1. Kunde, der sein Geld anlegen möchte
  2. Hamburger Vermögen, die den Kunden berät und das Geld in den
  3. HV Fonds Global Endowment Portfolio steckt, der wiederum Teile des Geldes anlegt in den
  4. Herald (Lux) US Absolute Return Fonds, der wiederum sein Geld verwalten lässt von
  5. Bank Medici oder Madoff Investment, die wiederum
  6. in weitere Fonds investieren und/oder (hier hört meine Recherche auf)
  7. Direktanlagen an den Kapitalmärkten in Aktien, Renten, Futures etc. tätigen

Börsen und technische Einrichtungen, wie Clearingstelle habe ich hier mal weggelassen. Es ist aber dennoch nicht auszuschließen, dass es in der Praxis noch weitere Stationen gibt. Aber zumindest die oben angeführten Stationen lassen sich zweifelsfrei belegen.

Selbst bei einer unter risikogesichtspunkten liegenden Performance, die leicht über dem Marktdurchschnitt liegt (was statistisch gesehen, dauerhaft nicht möglich ist), werden hier den Anlegern so große Beträge abgenommen, so dass er unmöglich auf ein überdurchschnittliches Ergebnis kommen kann. Und dies übrigens auch dann nicht, wenn Mr. Madoff nicht betrogen hätte.

Weitere Presseberichte

HB: Spaniens neue Bankenhelden

HB: Vermögensverwalter  Madoff-Klagewelle rollt an

FTD: Anlageskandal: Madoff gefährdet Sicherungsfonds

HB: Santander erwägt Entschädigung für Madoff-Opfer

NYT: The Talented Mr. Madoff

HB: Madoff-Klagewelle rollt an

Welt: Luxemburg friert nach Madoff-Skandal 16 Fonds ein

HB: Madoff-Pleite trifft tausende deutsche Anleger

Durfte Madoff anstelle der Österreichischen Investmentmanager kaufen und verkaufen ?

Wirtschaftswoche: Milliardenbetrug Madoff-Skandal schädigt deutsche Anleger

Joss Januar 28, 2009 um 10:08 Uhr

zur Ergaenzung, ein Blick nach Uebersee. In den USA fliegen jetzt reihenweise
die mittlerweile Mini – Madoffs auf:
http://www.nytimes.com/2009/01/28/business/28ponzi.html?_r=2&hp

Eine so aehnliche Entwicklung, das Auffliegen solcher Betrugsfaelle wie auch das Aus
fuer untaugliche Fonds und Vermoegensverwaltungen steht eigentlich auch in Europa
an. Es gab eine Menge kritischer, nicht verrueckter, Analysen etc. die auf solche
Probleme hingewiesen haben. Und jetzt die Zeit der Konsequenzen gekommen ist.
(Die Konsequenzen, philosophisch betrachtet, waren jenes Kriterium, das vehement
verneint wurde. Es gab eine Zeit in der man glaubte, die Schwerkraft aufgehoben
zu haben. Und so sprang man in den Abgrund: Hurra, ich kann fliegen. ….
Krach. Platsch. Bums.

ulfhamster Januar 28, 2009 um 02:58 Uhr

das Wort Verkaufsprospekt auftaucht, dann handelt es sich immer um Privatkunden als Zielsegment, weil das dazugehörige Gesetz für die geschrieben wurde. Da Privatanleger oft nur kleine Summe anlegen, werden nunmal diese Geldsammelstellen a la Dachfond benötigt. Ob das am Ende lohneswert, ist eine ander Frage. Man darf dabei nicht vergessen, dass hinsichtlich des Betrieb eines Publikumsfonds, die ganzen lustigen Aufschläge hier und dort über mehrere Stufen, zum nicht geringen Teil die rechtlichen Risiken vorkassieren, die mit dem Umgang mit Privatpersonen einhergehen.

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