Eine Lehre aus dem Fall Madoff für Vermögensverwaltung

by Dirk Elsner on 31. Januar 2009

glass transparency

Transparenz gesucht für Vermögensanlage (Foto flickr/fuffy_ge)

Mehrfach hatte ich in diesem Blog über die intransparenten Konstrukte von Vermögensverwaltern und Fonds geschrieben. Einen anderen Weg der Vermögensverwaltung beschreitet die in Hamburg sitzende Varengold Wertpapierhandelsbank. Ihr Gründer Yasin Sebastian Qureshi hat in einem am vergangenen Sonntag erschienen Interview mit der FAS (Printausgabe) sein Verständnis der Anlage in Hedge-Fonds für seine Kunden dargestellt. Die Hedge-Fonds, die die Wertpapierhandelsbank aussucht, bekommen nicht das Geld überwiesen, das sie verwalten sollen. Sondern sie erhalten nur den Zugriff auf das Depot der Bank. Auf diese Weise sieht die Bank stets, in welchen Wertpapieren Gelder angelegt werden.

Dieses Modell halte ich für einen Schritt in die richtige Richtung. Er ist allerding noch nicht konsequent genug.

Durch die Krise ziehen weltweit Kunden ihre Gelder von Vermögensverwaltern ab, schrieb das Handelsblatt in dieser Woche. Eine wesentliche Ursache dafür ist das in den vergangenen Monaten zerstörte Vertrauen in die Finanzinstitutionen. Es mag abgedroschen klingen, aber Vertrauen ist notwendig nicht nur für die Existenz und Funktionsfähigkeit der Finanzmärkte, sondern für die Wirtschaft insgesamt. Nur wenn sich Geschäftspartner vertrauen, kommen Geschäfte zustande. Was passiert, wenn sich Geschäftspartner nicht mehr vertrauen, demonstriert derzeit sehr eindrucksvoll die Finanzbranche.

Vertrauen kann nicht durch noch so umfangreiche Verträge substituiert werden, weil Verträge in der Praxis nicht alle Eventualitäten regeln können. Ein guter Weg, Vertrauen aufzubauen, ist uneingeschränkte Transparenz und sind vor allem Informationen. Die Finanzbranche hat das noch nicht begriffen, weil sie über Jahrhunderte mit dem Verstecken von Informationen gut gelebt hat.

Banken und Vermögensverwalter mögen Transparenz nicht und finden viele Argumente, warum Transparenz den Investoren zum Schaden gereicht. Da heißt es z.B., man müsse die Anlagestrategie der Fonds schützen. Bei allen Respekt, aber dieses Argument wird künftig nicht mehr ziehen. Es geht bei Transparenz auch nicht darum, allen Interessenten die Einzeltransaktionen öffentlich zu machen. Es geht aber darum, dies den eigenen Kunden anzubieten.

Die Varengold Wertpapierhandelsbank geht den richtigen Weg, weil sie die Kontrolle über ihr Depot behält und jederzeit die Transaktionen der Fondsmanager nachvollziehen kann. Weder dem Interview noch den Informationen der Website der Bank ist aber zu entnehmen, ob die Kunden den gleichen Einblick erhalten. Ich vermute aus der Distanz, dass Kunden diesen Einblick nicht erhalten. Sie sehen in ihrem Depot nur ein Papier, wie z.B. ein Zertifikat  und können gerade einmal die Wertentwicklung dieses Papier nachvollziehen.

Der nächste Schritt, nämlich auch dem Kunden eine hohe Transparenz über Transaktionen, Verwaltungskosten und Provisionen zu bieten, wird unumgänglich sein für Vermögensverwalter und Fonds die künftig noch Geld im individueller Vermögensverwaltung verdienen wollen. Technisch ist die erhöhte Transparenz schon lange möglich. Sie wird aber immer noch als lästig empfunden, weil unbequeme Nachfragen befürchtet werden.

Mein Rat an die Vermögensverwalter: Denken Sie über diesen Weg nach. Setzen Sie sich mit den Bedürfnissen Ihrer besten Kunden und ihren unbequemen Fragen aktiv auseinander. Unbequeme Fragen mögen zwar viele im Finanzgewerbe als lästig empfinden, aus dieser Krise werden aber vor allem die gestärkt zurückkommen, die sich unbequemen Fragen stellen und daraus die richtigen Schlüsse ziehen.

Der Rat geht übrigens nicht nur an Hedge-Fonds und Vermögensverwalter. Auch ganz normale offene Aktien- und Rentenfonds können diesen Weg einschlagen. In Fondsinformationen werden bisher allenfalls in Monats- und Quartalsberichten Bestände offengelegt. Dabei wird aber oft nur über die größten Positionen reportet. Wann welche Transaktionen zu welchem Preis und mit welchen Kosten ausgeführt werden, bleibt Geheimnis der Fondsgesellschaften.

Beiträge im Blick Log zum Thema Madoff

Betrugsfall Madoff: Auch Versagen der Depotbanken

Geldvernichtung: Von Madoff bis zu einem Fonds der “Hamburger Vermögen”

Madoff hat betrogen, Fonds und Vermögensberater haben versagt

Weitere Beiträge zum Thema

HB: Hedge Fonds  Rendite? Welche Rendite?

HB: Madoff-Partner unter Druck

FAZ: Der Skandal erreicht deutsche Anleger

HB: Gerling-Fonds rutschen ab

Welt: Bernard Madoff – charmant, intelligent und eiskalt

Joss Januar 31, 2009 um 08:16 Uhr

Derzeit zerfaellt ueberhaupt allerhand. Da kommt wie zu erwarten allerhand hoch:
Dealbreaker berichtet ueber einen Fond mit rd. $ 34 Milliarden, dessen Wert um rd.
96 geschrumpft ist:
Patton could have told you (Jan. 30)
http://dealbreaker.com/2009/01/30/#entry-60902

Dealbreaker ist ein selbst- definiertes Wall Street Tabloid, das als solches recht
interessante neue Wege geht, vor allem dem Begriff Tabloid neue Bedeutung verleiht.
Im allgemeinen, nicht zum ersten Mal, zeichnet sich Dealbreaker durch Fruehwarnung
aus, die sind oft vor den anderen an was – ganz richtig – dran.

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