Famos Davos: So trocknet man den letzten Bach für den Aufschwung aus

by Dirk Elsner on 30. Januar 2009

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Davos trocknet den Optimismus aus (Foto: flickr/tricky)

Bereits heute Vormittag hatte ich in einem Beitrag bemerkt, dass nichts Gescheites aus Davos an die Öffentlichkeit dringt. So etwas wie eine notwendige Aufbruchstimmung oder gar eine Richtung für einen Weg aus der Wirtschaftskrise konnte nicht vermittelt. Auf dem “Gipfel der Verunsicherung” (Handelsblatt ) wurden die bisherigen Rezepte und Maßnahmen durchgekaut.

Aber jetzt wird noch etwas drauf gesetzt. “Ökonomen zerpflücken Obamas Rettungsplan” überschreibt Spiegel Online einen Bericht über das PR-Treffen der verblichenen Wirtschaftselite. Jetzt wird versucht, die Pläne der einzigen Person, die Euch in Davos zeigt was Leadership wirklich bedeutet, zu zerpflücken.

Leute, was soll das jetzt? Habt Ihr meinen nicht Blog gelesen oder wenigstens auf Euren Gast Robert Shiller gehört? Die Krise ist kein Problem richtiger oder falscher Konjunkturpolitik, sondern ein psychologisches Phänomen. Es müsse Marketing gemacht werden, damit der Eindruck einer wirtschaftlichen Erholung erweckt werde.

Zwar hoffen angesichts der schweren Konjunkturkrise Politiker und Märkte auf Barack Obamas Rettungsprogramm. Doch die Skepsis wächst. Auf dem Wirtschaftsgipfel in Davos kritisieren Experten die Pläne des Präsidenten. Und auch Frau Merkel zeigt sich matt mit Furcht vor Protektionismus.

Dabei können sich die Experten ohnehin nicht entscheiden und finden immer etwas zu mäkeln. Einer Seite gehen die Maßnahmen nicht weit genug, eine andere Fraktion glaubt, die US-Regierung übernimmt sich schon mit dem bisherigen Paket. Mr. Untergang Nouriel Roubini sieht zwar dringenden Handlungsbedarf. Außer Verstaatlichung von Banken fällt ihm aber nichts ein.

Da drängt sich wieder der Eindruck auf, dass sich ein paar “Fachleute” einfach freuen, dass sie zitiert werden. Das bringt Aufmerksamkeit und damit viel gutes Geschäft. Wenn die düsteren Prophezeiungen nicht eintreten, dann macht ihnen das nichts aus, denn sie verdienen jetzt ihr Geld und können sich darauf berufen, dass die ihre Warnungen ja erhört wurden und die Politiker richtig reagiert haben.  Wenn die Düsternis eintritt, dann gelten sie erst recht als Orakel, noch mehr Journalisten werden an ihren Lippen hängen und sie verdienen noch mehr Geld. Hat schon einmal jemand über diese Asymmetrien nachgedacht, mit denen die Doomsdayanhänger kalkulieren? Sie gehen mit ihren Vorhersagen kein Risiko ein.

Und klassische Medien, Blogs, Politiker und Unternehmenslenker hängen an ihren Lippen. Mit solchen Methoden hätte ich nie meine Mitarbeiter motivieren können, durch raues Fahrwasser zu steuern.

Jetzt kann man mir Blauäugigkeit und Realitätsferne vorwerfen. Das spielt letztlich aber keine Rolle, denn ich bin der festen Überzeugung, dass Wirtschaft von Erwartungen und Wachstum von positiven Erwartungen getrieben wird. Wenn wir bis vor einem Jahr mit einem irrationalen Überschwang (Shiller) zu kämpfen hatten, dann haben wir jetzt eine irrationalen Unterhang oder wie auch immer man das nennen will.

In das Bild passt auch die Forderung des HSBC-Chefs, einen Krisengipfel der Top-Manager zu veranstalten. Bitte lasst es. Außer aufgewärmten Forderungen nach staatlichen Hilfen wird dabei nichts herauskommen.

Weitere Berichte vom Weltwirtschaftsforum

Zeit: Davos: Der Weisheiten letzter Schluss

HB: Merkels Zuckerbrot – und Peitsche

NYT: Global Worries Over U.S. Stimulus Spending

Quest: Namedropping in Davos: Kaffee mit Prinz Andrew

HB: Wie Twitter & Co. den Gipfel von Davos öffnen

WSJ: Deals of The Day: Saving the World’s Financial System

HB: Davos – der Gipfel der Verunsicherung

Querblog: Der Verantwortungslosigkeitsgipfel

WSJ: Obama Taps Froman for Joint Security, Economic Post

Guardian: Leaders in Davos blame bonuses for collapse of trust

Tech Crunch: WELCOME To The World’s Most Exclusive Social Network (Not Really, But Here Are Screenshots)

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