Kurse rauf, Nachrichtendpression im Handelsblatt

by Dirk Elsner on 4. Februar 2009

Als ich Dienstag Abend ein Blick auf die Kurse in New York in den außerbörslichen Handel in Deutschland warf, kam kurzzeitig so etwas wie Erleichterung auf. Trotz trübster Nachrichtenlage, zumindest wenn man die Wirtschaftsmeldungen liest, konnte diese die Stimmung der Börsianer ausnahmsweise mal nicht versauen. Vielleicht auch ganz gut, dass in New York das Handelsblatt nicht so verbreitet ist. In Düsseldorf müssen die Redakteure ja bereits unter Depressionen leiden, wie ich nur nach der Niederlage von Werder Bremen gegen Arminia Bielefeld.

Das Trauerspiel beginnt mit den Staaten, die angeblich alle Investorengelder aufsaugen und die Unternehmen bei der Anleihenfinanzierung an den Rand drängen. Hier könnte man jetzt tatsächlicher tiefer einsteigen und die Aussagen reihenweise entkräften.  Dies aber ausschließlich an gestiegenen Prämien (also Zinsaufschlägen) festzumachen ist absurd.

Das Blatt setzt die Depriphase fort mit der Autobranche, die es weiter auf den Abgrund zurasen sieht. Dass man dies auch anders darstellen kann, hat die FAZ am Mittwoch gezeigt.

Auch Obama bekommt sein Fett weg , den die ärgerlichen Steueraffären einiger designierter Kabinettmitglieder in Verlegenheit bringen.

OK, ich will mal nicht ganz so streng sein, denn beim Herunterscrollen tauchen dann doch noch gute Meldungen auf, nämlich die vom Häusermarkt, der die US-Börsen beflügelt hat. Niedrige Immobilienpreise und Hypothekenzinsen hätten die Hauskäufer angelockt, teilte der US-Verband NAR mit. Na wenn das nicht eine gute Nachricht ist. Kleiner Tipp: Diese Daten hätte man übrigens auch noch schlecht schreiben können, weil ja in den Hausverkäufen auch noch eine stark gestiegene Zahl an Zwangsversteigerungen enthalten ist. Aber dies will ich mal nicht weitersagen.

Olaf Storbeck Februar 4, 2009 um 14:17 Uhr

Hallo,
interessantes Blog, das ich entdeckt habe dank ihres Links auf meinen Text über die Studie der Standford-Ökonomen, die eine schnelle Erholung vorhersagen. Kann schon sein, dass die Wirtschaftsmedien im Moment etwas zu gloomy berichten. Aber dass wir beim HB signifikant pessimistischer sein sollen als andere Kollegen, halte ich dann doch für ein Gerücht. (Witzigerweise wurde uns in Kommentaren zum HB-Blog von Harald Uhlig immer wieder mal vorgeworfen, wir würden die Lage bewusst schönfärben…)
Was wir machen ist, nach bestem Wissen und Gewissen die tatsächliche Lage möglichst gut zu beschreiben. Sicherlich liegen wir auch mal mit Einschätzungen daneben. Aber wir sind Überbringer schlechter Nachrichten, nicht die Macher selbiger. Please don´t shoot the messenger. Übrigens gibt es ja auch immer wieder Positivstories bei uns, zum Beispiel gestern über Biberach:
http://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/biberach-wo-die-krise-ein-krisele-ist;2139501
Beste Grüße
O. Storbeck, http://www.handelsblatt.com/oekonomie

Dirk Elsner Februar 4, 2009 um 15:04 Uhr

Hallo Herr Storbeck,
vielen Dank für die freundliche Rückmeldung. Ich habe nicht den Eindruck, das die Krise klein geredet wird. Zu gloomy? Manchmal schon, wie ich finde. Da unterscheidet sich das Handelsblatt übrigens nicht von Spon oder der FTD. Deswegen werde ich übrigens nicht gleich mein Abo kündigen oder die Kommentierungen einstellen. Im Gegenteil: ich freue mich, dass ich mich daran auch reiben kann.

Aber ich bin in der Tat der Auffassung, dass die vielen Negativberichte und den Nebel der Verunsicherung nicht lichten und sich die schlechte Lage damit verstärkt. Damit den Medien jedoch die Schuld zu geben, wäre allerdings viel zu kurz gesprungen. Ich vermisse einfach nur mal andere Positionen, wie z.B. die in Ihrem sehr lesenwerten Beitrag über die Stanford-Ökonomen. Es ist klar, dass das Handelsblatt damit nicht aufmachen kann. Aber ein Blog kann das 🙂
Beste Grüße
decoien

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