Im Handelsblatt war zu lesen, Collin Peterson, ein Mitglied des US-Repräsentantenhauses, wolle Spekulationen mit handelbaren Kreditausfallversicherungen verbieten und den Markt mehr oder weniger austrocknen. Das halte ich für eine sehr schlechte Idee. Das wäre so, als würde man nach einer Serie von Autounfällen die Autos verbieten. Der Bedarf von A nach B zu kommen bestünde aber weiterhin und so würden sich die Menschen ein anderes Fortbewegungsmittel suchen.
Ebenso würde es bei den Credit Default Swaps sein. Es ist sinnvoll, die Risiken eines Kredites wie auch andere Risiken vom eigentlich Grundgeschäft lösen und separat handeln zu können. Ob der Käufer ein Spekulant, Anleger, Hedger oder sonst etwas ist, sieht man ihm normalerweise vor der Transaktion nicht an, wenn man ihn nicht kennt und ist auch unerheblich. Eine per se Verurteilung von Spekulanten, die nicht nur nach meiner Auffassung eine sehr wichtige Funktion in allen Märkten haben, ist ebenfalls abzulehnen.
Und eigentlich ist auch verwunderlich, dass ausgerechnet Peterson diese Derivate einschränken will, denn er ist der Vorsitzende des Landwirtschaftsausschusses. Und die Landwirtschaft gehört ja bekanntlich zu den Vätern derivativer Finanzinstrumente, wenn man an die Terminkontrakte auf Landwirtschaftsprodukte denkt.
Nachdenken darf man freilich über eine gezielte Regulierung. Wie es beim Autofahren bestimmte Regeln geben muss, so sind diese auch für Kapitalmärkte und ihre Produkte sinnvoll. Dazu gehört auch, dass sich Unternehmen mit Produkten, die sie kaufen und verkaufen, auch tatsächlich auskennen. Hier gab es bekanntlich erhebliche Defizite in der Vergangenheit.
Genauso wenig, wie nach meiner Ansicht nach den Motiven eines Käufer oder Verkäufers von Finanzprodukten in einer Marktwirtschaft zu fragen ist, genau so klar muss aber auch sein, dass nicht Geschäfte abgeschlossen werden, die Dritte und am Geschäft nicht Beteiligte in welcher Form auch immer durch externe Effekte belasten. Hier muss durch geeignete Regeln sichergestellt sein, dass diese Effekte möglichst komplett internalisiert werden.
Zum Stand der Regulierung für Credit Default Swaps hat das Handelsblatt schon Anfang Januar informiert:
“Nach dem Willen der Aufsichtsbehörden soll auch die Abwicklung und Abrechnung von Credit Default Swaps künftig über die Clearinghäuser der Börsen erfolgen. In den USA haben die drei Börsen CME, Nyse Euronext und ICE von den Behörden bereits grünes Licht hierfür erhalten. Entsprechende EU-Pläne liegen auf Eis, weil die Finanzbranche dem für die Aufsicht zuständigen EU-Kommissar McGreevy bis heute keinen gemeinsamen Vorschlag unterbreitet hat.Bei Gesprächen in Brüssel im Dezember hatten die Eurex und andere aber bekräftigt, künftig eine Clearingplattform für Kreditderivaten anbieten zu wollen. „Wir werden jetzt über notwendige Schritte entscheiden“, sagte ein Sprecher der McGreevy-Behörde.”
„Das wäre so, als würde man nach einer Serie von Autounfällen die Autos verbieten. Der Bedarf von A nach B zu kommen bestünde aber weiterhin und so würden sich die Menschen ein anderes Fortbewegungsmittel suchen.“
Nee, dass wäre so als würde man nach dem Untergang der Titanic das Auto verbieten. Die CDS hatten bislang keinen wesentlichen Part in der Finanzkrise und werden ihn auch nicht mehr bekommen. Die einzige Firma, die negative Schlagzeilen mit CDS hatte, war AIG. Alles andere kam ohne die Dinge aus. Vermutlich wäre die Finanzkrise ohne CDS für Banken sogar schlimmer verlaufen.
da muss ich dir widersprechen egghat.
CDS sind nicht „nur“ eine Versicherung. das ist ein absoluter, unreglulierter Markt auf dem gezockt wird was die Bücher hergeben. Ich bezweifele das wir hier auch nur die Spitze des Eisberges kennen.
CDS gehören an einen Markt und wie das Leerverkaufen ohne Aktienbesitz verboten ist, sollte das Verkaufen ohne Anleihe verboten gehören.
gruss
eachtradingday
CDS sind eine Versicherung. Und diese Versicherung sollte man (wenn überhaupt) nur abschließen dürfen, wenn man das entsprechende zu versichernde Produkt auch besitzt. Ansonsten ist es nur Spekulation. Der Rest eines CDS ist durchaus sinnvoll. Und reguliert werden muss der Handel sowieso.
Zu der Versicherung gehört aber auch ein Versicherungsgeber, der wiederum eine Möglichkeit zur Absicherung benötigt. Wer das aus welchen Motiven kauft ist mir prinzipiell egal. Regulierung muss aber sicherstellen, dass durch solche Geschäfte nicht unbeteiligte Dritte belastet werden. Der Ansatz von eachtradingday ist richtig, die Dinger an eigenen Markt zu geben. Und auch der Ansatz eine zentrales Clearinghaus einzurichten ist sinnvoll.
Ist vielleicht so, wie mit Kernkraftwerken. Die Risiken sind weitestgehend beherrschbar, wenn Standards eingehalten werden und die Werke von jemanden betrieben werden, die sich auskennen. Sonst geht das nicht.
Grüße
decoien
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