Nur eine Frage an die HSH Nordbank

by Dirk Elsner on 12. Februar 2009

Gestern waren erschreckende Zahlen auf der Website der FAZ über die HSH Nordbank zu lesen. Diese haben mich persönlich aus verschiedensten Gründen getroffen. Die FAZ hat über ihre nicht genannten Quellen u.a. herausgefunden:

“Im Herbst hatte der HSH-Vorstand für 2008 intern noch mit einem Verlust von 700 bis 800 Millionen Euro gerechnet. Dass nun offenbar ein Fehlbetrag von rund 2,8 Milliarden Euro droht, hat mehrere Gründe. Der Aufsichtsrat hat KPMG beauftragt, das gesamte Kreditbuch nach weiteren Risiken zu durchforsten. Dabei sind die Wirtschaftsprüfer überaus fündig geworden. Dem Vernehmen nach waren enorme weitere Abschreibungen auf das 23 Milliarden Euro schwere Portfolio an strukturierten Wertpapieren nötig. Außerdem musste die Bank im vierten Quartal hohe Rückstellungen für Risiken im Kreditgeschäft mit Firmenkunden bilden, heißt es.”

Wer hat eigentlich die Geschäfte mit strukturierten Wertpapieren, aus denen Verluste in einem derartigen Umfang resultieren, genehmigt und operativ zu verantworten?

Diese Frage hätte zum Beispiel das Handelsblatt mal Herrn Franz Waas, aktuell Vorstandschef der Deka-Bank, stellen können. Der wird in einem PR-Artikel v. Robert Landgraf gefeiert. Da ist zu lesen, dass er sich bei der Deka in Zeiten der Finanzkrise beachtlich mit dem Institut geschlagen hat. Erst wenn man weit nach unten scrollt, dann findet man, dass er von 2001 bis 2006 dem Vorstand der Landesbank Schleswig-Holstein und nach der Fusion später der HSH Nordbank angehörte und dort die Kapitalmarktaktivitäten sowie Private Equity verantwortete. Ob der Erwerb toxischer Papiere, die aktuell zwischen 1.000 und 1.500 Mitarbeitern (Zahl ist bisher nicht bestätigt) bei dem Institut um ihre Arbeitsplätze fürchten lassen, auch dazu gehörte, lässt sich aus der Distanz zwar nicht beurteilen. Angesichts des Ausmaßes der Belastung für Mitarbeiter und Steuerzahler wäre eine Frage oder Anmerkung in diese Richtung angemessen gewesen.

Update am 13.2.09

Grund für das Minus waren Belastungen durch die Finanzkrise von insgesamt 2,5 Milliarden Euro. Der größte Teil davon stammte aus Abschreibungen auf das Kreditersatzgeschäft, weitere Verluste kamen aus dem Engagement in Island und bei der Pleite gegangenen US-Bank Lehman Brothers.

Drei Milliarden Euro frisches Kapital sind nötig. hieß es am Freitag in Medienberichten. Über diese Summe habe der HSH-Vorstand die Regierungsspitzen der Länder Hamburg und Schleswig-Holstein am Freitag informiert, erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters von mehreren mit den Gesprächen vertrauten Personen. Weiterhin sollen zehn Milliarden Euro Garantien beantragt werden, mit denen Risiken im Wertpapier- und Kreditgeschäft abgedeckt werden sollten.

Erschrecken muss die Aussage, dass trotz der diversen geplanten Maßnahmen, mittelfristig nur eine Kernkapitalquote von „gut sieben Prozent“ erreichbar sein soll. Dazu soll auch eine „interne“ Bank Bank gehören, in die Kredite und Wertpapiere im Umfang von 100 Milliarden Euro abgekapselt werden und mit den Landesgarantien unterlegt werden sollen.

7% Kernkapital ist entschieden zu wenig, vor allem, wenn es erst mittelfristig erreicht werden soll. Bei den Halbwertzeiten der bisherigen Vorhersagen muss ernsthaft bezweifelt werden, dass die Bank allein über die Runden kommt.

Medienmeldungen

HB: HSH Nordbank: Gerüchte um interne „Bad Bank“

HB: Landesbanken setzen auf Garantien

Die Weichen der Nordbank werden gestellt

FAZ: Die HSH Nordbank braucht eine Milliardenspritze

HB: Franz S. Waas: Der umworbene Banker

HB: HSH Nordbank braucht Milliardenspritze

Spon: BERICHT ÜBER JOBABBAU HSH Nordbank streicht 1500 Stellen

Welt: Carstensen kündigt Beratungen über HSH Nordbank an

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