AIG richtet weiteres Blutbad an den Finanzmärkte an und darf doch nicht sterben

by Dirk Elsner on 3. März 2009

Es ist ein Trauerspiel, was sich in den USA abspielt. Vor einer Woche hat die Citigroup bzw. die Diskussion um ihre Verstaatlichung die Börsenkurse nach unten gehämmert, heute ist es der Milliardenverlust der American International Group.  An diesem Beispiel ist wieder einmal gut die in Gang gesetzte Abwärtsspirale erkennbar. Der historisch höchste Verlust eines US-Unternehmens ist vermutlich auf Abwertungen von Risikopositionen und Rückstellungen für Kreditversicherungen, den Credit Default Swaps, zurückzuführen. AIG war einst (und ist vielleicht immer noch) einer der größten Stillhalter dieser Instrumente, mit denen andere Banken Kreditrisiken versichern lassen können. In diesen Zeiten, in denen die Risikoprämien verrückt spielen und in der letzten Woche neue Rekordhöhen erreicht haben, muss AIG entsprechende Rückstellungen bilanzieren, die zu den hohen Verlusten führen.

Mit diesen Verlusten gerät AIG nun in die Gefahr einer weiteren Abwertung durch die Rating-Agenturen, wie die New York Times schreibt. Diese Abwertung wiederum führt dazu, dass AIG für eigene Verbindlichkeiten neue bzw. zusätzliche Sicherheiten leisten muss oder sogar Cash hinterlegen muss. Fällt AIG aus, würde das eine erneute kaum vorstellbare Schockwelle durch die Märkte senden, weil zusätzlich zu den verlorenen Krediten auch noch der Risikoschutz für viele weitere Kredite weltweit verloren ging. Banken in aller Welt, die ohnehin schon mit hohen Abwertungen zu tun haben, müssten aufgrund der Bilanzierungsvorschriften erneut hohe Abschreibungen vornehmen. Damit würde das Drama, das wir seit September erleben noch einmal vor vorn losten, vermutlich aber noch schlimmere Auswirkungen haben. Mir wird schwindelig, wenn ich mir das jetzt ausmahle und verdränge das mal für diesen Augenblick.

Die US-Regierung hat sich angesichts dieses düsteren Szenarios offensichtlich dazu entschlossen, dem Unternehmen wieder einmal unter die Arme zu greifen. Das frustrierende daran ist, es gibt offensichtlich keine Alternative dazu. AIG darf nicht sterben, aber vielleicht langsam ausbluten.

Weitere Berichte zu AIG

HB: AIG-Desaster reißt Börsen mit

HB: Im Tresor lauert das Risiko

Spon: US-Versicherer: AIG meldet Rekordverlust

WSJ: U.S. Extends AIG Bailout By Up To $30 Billion

HB: AIG wohl mit US-Rekordverlust

Time: Why the AIG Bailout Just Keeps Getting Bigger

FAZ: AIG macht 100 Milliarden Dollar Verlust

HB: KKR erleidet Milliardenverlust

Weitere Berichte zu Bankenschieflagen

NYT: Wall Street Tumbles Anew as Financials Slide

FAZ: Großbank HSBC braucht Geld

HB: HSBC-Banker sackten zweistelliges Millionengehalt ein

FAZ: Wulff fordert hartes Vorgehen gegen „Zockertum“

WSJ: HSBC Tumbles on £12.5 Billion Call

Kroesus2 März 13, 2009 um 17:23 Uhr

Es ist (auch) ein Trauerspiel, dass die ganze düstere Wahrheit der Öffentlichkeit vorenthalten wird.

Wer ist denn Kunde bei AIG ?
Im Heibel-Ticker berichtet ein ‚Renten‘-Händler zu Wort, dass deutsche Versicherungen Berge von Derivaten eingekauft haben.

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