Finanzkrise: Wie eine kleine Geschichte mit der großen Finanzkrise verbunden ist

by dels on 15. März 2009

Die Finanzkrise schreibt in diesen Monaten unzählige große und kleine Geschichten. Eine kleine Geschichte wurde in der abgelaufenen Woche erzählt. Es ist eine Geschichte, die gleich mehrfach mit der großen Geschichte verbunden ist. Es ist die Geschichte vom Elternhaus des US-Notenbankpräsidenten Ben Bernankes in Dillon (US Bundesstaat South Carolina), die Michael Phillips im Wall Street Journal erzählte (hier in deutscher Übersetzung). Ich will diese Geschichte vom Verkauf und dem neuen Eigentümer hier nicht nacherzählen. Das kann Phillips viel eindrucksvoller. Aber ich möchte das Augenmerk auf ein Detail der Geschichte lenken, das diese Episode mit der großen Finanzkrise verbindet.


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Einer der Eigentümer nahm nämlich eine Kredit über 123.000 US$ zur Finanzierung des Kaufs bei Landmark Mortgage zu vergleichsweise hohen Zinsen auf. Landmark Mortgage ist ein Hypothekenfinanzierer, auf dessen Homepage weiter der amerikanische Traum  vom Eigenheim zelebriert wird. Landmark Mortgage wiederum verkaufte dieses Darlehen, für das der Eigentümer 10,1% Zinsen zu zahlen hatte, an Option One Mortgage Corp.  One Mortgage ist eine Einheit des Steuerberatungs- und Finanzkonzern H&R Block, mir noch bekannt als früherer Eigentümer von Compuserve, meinem ersten Onlinedienst.

One Mortgage jedenfalls packte das Darlehen zusammen mit vielen anderen Krediten in ein Wertpapier-Paket in Höhe von 818 Millionen Dollar. Leider geht Phillips nicht weiter auf dieses spannende Detail ein. Denn es wäre jetzt interessant zu wissen, wie der weitere Weg des Darlehens verlaufen ist. Es ist also von One Mortgage Corp. vermutlich in ein Mortgage Backed Security gepackt worden und über eine Investmentbank an einen Investor verkauft worden. Möglicherweise ist dieses ABS dann weiter verkauft worden an ein deutsches Kreditinstitut und belastet dort als “toxisches” Wertpapier die Bilanz mit hohen Abschreibungen.

Und das zumindest Teile der Abschreibungen berechtigt sind beweist das Haus in Dillon, das den ursprünglichen Eigentümern zum Verhängnis wurde. Dwayne Thompson war nicht mehr in der Lage die Hypothek zu bedienen und die Bank verkaufte das Haus für 80.000 US$. Daraus errechnet sich ein Wertverlust von 35%. Thompson meldete in der Folge Privatinsolvenz an. Die Eigentümer des mutmaßlichen ABS verloren mindestens 43.000 US$ nebst den hohen Zinszahlungen.

Jetzt könnte man die Geschichte weiterspinnen und sich denken, dieses ABS enthält noch viele weitere Darlehen mit ähnlichen Schieflagen. Die Bank, die dieses ABS hält musste also den Wert abschreiben. Da diese Bank viele dieser Papiere hält, musste sie große Werte abschreiben und geriet in zunehmende Bedrängnis. Aufgrund der Verluste der Bank, konnte sie sich am Kapitalmarkt kein Geld mehr zu marktüblichen Konditionen beschaffen. Der Staat musste eingreifen und die Bank mit Eigenkapital oder Finanzgarantien stützen, für die letztendlich die Steuerzahler in Deutschland haften.

Bernanke selbst wollte sich übrigens nicht zu dem Schicksal seines Elternhauses in der Jefferson Street (äußern).

Till März 15, 2009 um 02:01 Uhr

Guten Morgen,

es ist zwar schon etwas spät und ich sollte schon gar nicht mehr im Netz unterwegs sein (Klausuren nahen), aber ich musste doch noch eben schreiben wie gut mir Ihre Seite gefällt.

Ein absolutes Vorbild was ökonomische und wirtschaftliche „Berichterstattung“ angeht.

Ich hoffe, dass ich irgendwann mal mit meinem Blog annähernd so gut werde.

Darf ich Sie in meinen Blogroll aufnehmen?

mit freundlichen Grüßen
Till Ohrmann

dels März 15, 2009 um 07:30 Uhr

Danke für die Rückmeldung.
Natürlich dürfen Sie mich in meine Blogroll aufnehmen.
Ich drücke die Daumen für die Klausuren
dels

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