Sparkassen zwischen Kreditklemme und toxischen Wertpapieren

by Dirk Elsner on 6. April 2009

Die Sparkassen lassen sich seit Monaten dank geschickter Öffentlichkeitsarbeit als Gewinner der Finanzkrise feiern. Bereits im Januar hatte sich der Blick Log in diesem Beitrag darüber gewundert. Die Zeit hat in der vorvergangenen Ausgabe nun in einem großem Special ebenfalls an diesem Mythos gekratzt. 

Kreditklemme

Die Zeit arbeitet zunächst an Beispielen heraus, wie sich eine “Kreditklemme” bei Sparkassen anfühlt. Nun unterliegt der Begriff Kreditklemme ja bekanntlich einer bestimmten Wertung. In der Praxis kann man in der Regel nicht eindeutig unterscheiden, ob ein Kredit nicht gegeben wird, weil die Bonität des Kreditnehmers nicht stimmt oder weil der Bank/Sparkasse die Mittel gar nicht zur Verfügung stehen. Daneben haben Kunden in der Regel eine eigene Wahrnehmung ihrer Bonität. Banken, die nun bei der Kreditvergabe genauer hinschauen, drehen derzeit beim Eintreten bestimmter “Checklistenkriterien” viel schneller den Geldhahn zu als noch vor Jahresfrist.

Dieses Zudrehen ist aus ihrer Sicht nachvollziehbar, weil sie aufgrund der aufsichtsrechtlichen Vorschriften weniger Kredite vergeben dürfen, wenn sie weniger Eigenkapital zur Verfügung haben.

Schaut man aber jetzt nach, wodurch Sparkassen ihr Eigenkapital verbraucht haben, dann sorgt die Kreditzurückhaltung der Sparkassen für ein Grummeln bei vielen Unternehmen, weil Sparkassen durch ihre Beteiligungen an Landesbanken und durch Investitionen in das sogenannte Kreditersatzgeschäft viel Geld verloren haben.

Abschreibungen auf Beteiligungen …

Die Zeit hat immerhin der Sparkasse Südholstein entlocken können, dass sie im Bereich der Großkredite neue Kunden hätte gewinnen und zusätzliches Geschäft machen können. Aber die Sparkasse hat Geschäfte von mehreren Hundert Millionen Euro nicht gemacht. Der Grund sind u.a. Abschreibungen auf die Beteiligung an der HSH Nordbank. Der Sparkasse Südholstein hat hier bereits Abschreibungen bis zu 70 Millionen Euro vornehmen müssen.

Daher braucht die Sparkasse Südholstein Unterstützung und sei möglicherweise ein Fall für den Stützungsfonds der Sparkassen.

… und Kreditderivate

Zu den Legenden gehört, dass Sparkassen kein Geld in riskanten Kapitalmarkttransaktionen verloren hätten. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass die Sparkassen überhaupt keine der “vergifteten Assets” in ihren Depots schmoren haben. Die Sparkassen arbeiten im Anlagegeschäft sehr eng mit den Landesbanken zusammen. Hier ist es üblich, dass sich die Sparkassen auch Papiere ins eigene Depot (sogenannte Depot A) legen, die die Landesbanken selbst kreiert oder von anderen Marktteilnehmern gekauft haben. Mittlerweile ist einschlägig bekannt, dass die Landesbanken sehr viel riskante Risikoaktiva in ihren Büchern brennen haben. Bei den engen Verflechtungen ist es kaum denkbar, dass sie davon keine Papiere an Sparkassen weitergereicht haben.

So hat die Zeit von der Sparkasse Köln erfahren: “Außerdem musste die Kasse Abschreibungen auf eigene Wertpapiere vornehmen. Weitere Wertkorrekturen von 268 Millionen Euro vermied sie, indem sie Wertpapiere vom Handels- ins Anlagenbuch umwidmete. »Schwebende Marktwertverluste« nennt Gröschel diese Summe, es handle sich, natürlich, um tolle Papiere, man glaube nicht, dass die Verluste eintreten.”

Die Sparkassen haben im Gegensatz zu vielen anderen Instituten allerdings zwei Vorteile:

  1. Sparkassen bilanzieren nach dem deutschen Handelsgesetzbuch (HGB), nicht nach den International Financial Reporting Standards (IFRS). Müssten die Sparkassen nach IFRS bilanzieren, zu Marktpreisen also, würden viele so schlecht dastehen. Das HGB hilft den Sparkassen, Verluste aus bundesweit 247 Milliarden Euro an Wertpapieren niedrig zu halten und so ihr Kapital zu schonen, schreibt die Zeit. 
  2. Durch die Bilanzierung im Anlagebuch können Sparkassen die in den letzten Monaten beobachteten hohen Marktwertschwankungen der toxischen Papieren  quasi “aussitzen” werden. Dies ist dann berechtigt, wenn man daran glaubt, dass die tatsächlichen Rückflüsse aus toxischen Papieren höher sind, als dies die derzeit niedrigen Marktwerte implizieren.

Der Blick Log vertritt bekanntlich die These, dass die Marktwerte vieler ABS tatsächlich unter ihrem tatsächlichen Wert liegen. Somit wäre die Strategie der Sparkassen, diese Papiere nicht abzuschreiben, vertretbar. Allerdings können dadurch erhebliche Risiken in die Zukunft verlagert werden.

Fragen zum Kreditersatzgeschäft

Unternehmen, die in diesen Monaten Probleme bekommen, fragen sich allerdings, warum die Sparkassen überhaupt Beteiligungen an Landesbanken halten oder in sogenanntes Kreditersatzgeschäft investieren. Schließlich baden jetzt Unternehmen, die aufgrund des Eigenkapitalverzerrs der Sparkassen keinen Kredit erhalten, diese Fehlinvestitionen wieder aus.

Andererseits sollte man auch fair sein, wenn man dies jetzt den Sparkassen zum Vorwurf macht, dass die sie in den letzten Jahren gut an ihren Landesbankbeteiligungen und vom Kreditersatzgeschäft profitiert haben und dadurch erhebliche Gewinne einstreichen konnten. Davon haben indirekt auch die Kreditnehmer in den vergangenen Jahren profitiert. 

Thomas April 6, 2009 um 10:42 Uhr

Zitat: „Andererseits sollte man auch fair sein, … in den letzten Jahren gut an ihren Landesbankbeteiligungen … profitiert haben und dadurch erhebliche Gewinne einstreichen konnten.“

Haben die Sparkassen denn in den letzten Jahren an ihren Landesbankbeteiligungen profitiert? Haben die Landesbanken Dividenden ausgeschüttet, oder in welcher Form hat man profitiert?

Uwe April 6, 2009 um 18:23 Uhr

Sind die Volksbanken und insbesondere auch die Sparda-Banken von den toxischen Wertpapieren betroffen oder sind sie eine der wenigen, die wirklich relativ unbeschadet duch die Krise gehen (da die Sparda-Banken hauptsächlich ein Privat-Geschäft betreiben)?

Comments on this entry are closed.

{ 1 trackback }

Previous post:

Next post: