Wo bleibt die Kreditversicherung des Bundes?

by Dirk Elsner on 29. April 2009

Vor zwei Wochen hat das Handelsblatt darüber berichtet, der Bund plane eine eigene Kreditversicherung. Klar, das Thema ist nicht so sexy, wie die Diskussionen um die Bad Banks und die toxischen Wertpapiere, für die Wirtschaftspraxis ist es aber wesentlich bedeutender. Kreditversicherungen spielen im Wirtschaftsverkehr zwischen Unternehmen ein wesentlich größere Rolle als gemeinhin in der Öffentlichkeit angenommen wird, weil Unternehmen so leichter für Waren und Dienstleistungen Zahlungsziele gewähren können und dadurch den Geschäftsverkehr zwischen Unternehmen erleichtern.

Zum Hintergrund des staatlichen Engagements schrieb das Handelsblatt damals:

“Auslöser für das Engagement des Staates ist das stark zurückgegangene Geschäft der großen Kreditversicherer in Deutschland. Innerhalb von vier Monaten ist es um 23 Mrd. Euro eingebrochen, das sind rund neun Prozent des Gesamtvolumens. Die Entwicklung droht zu einem Dominoeffekt zu werden: Denn bei einem nicht versicherten Zahlungsausfall des Geschäftspartners droht kapitalschwachen Firmen im schlimmsten Fall die Pleite.”

Aus der Praxis weiß ich, dass Kreditversicherungen schon vor über einem Jahr angefangen haben, massiv die Versicherungslimite für Unternehmen zu überprüfen und häufig nach unten angepasst haben. Aus Sicht der Kreditversicherungen war dies durchaus nachvollziehbar, weil sie höhere Risiken gesehen haben und sich gleichzeitig erste Verspannungen auf der Refinanzierungsseite gezeigt haben.

In der Folge haben immer mehr Unternehmen ihre Kunden auffordern müssen, ihre Verbindlichkeiten zu begleichen oder gar Vorkasse zu leisten. Für Unternehmen bedeutet dies einen unmittelbaren Liquiditätsentzug, den sie nur durch höhere Kreditlinien oder spätere Bestellungen ausgleichen können. In der Folge resultieren daraus, Verzögerungen in Bestell- und Produktionsprozessen.

Zur Bedeutung des Marktes schrieb das Handelsblatt:

“In Deutschland haben derzeit rund 40 000 Unternehmen Policen gegen Forderungsausfälle ihrer Geschäftspartner bei Warenlieferungen oder Dienstleistungen im Inland im Wert von knapp 280 Mrd. Euro bei privaten Versicherern abgeschlossen. Abgedeckt sind damit Forderungen vor allem aus den Branchen Stahl, Bau, Lebensmittel, Maschinen- und Anlagenbau sowie Dienstleistungen. Die Summe vervielfacht sich sogar noch, da die meisten Abnehmer ihre Rechnungen kurz nach Lieferung bezahlen und für das Neugeschäft wieder weitere Versicherungen abschließen.”

Für den staatlichen Einstieg könnten zwei Modelle in Frage kommen:

  1. Der Bund könnte als Rückversicherer auftreten, wie bei den Hermes-Bürgschaften für Exportgeschäfte.
  2. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) könnte eigene Versicherungspolicen anbieten

Ein drittes Modell im Handelsblatt vorgestelltes Modell, nämlich Finanzmittel aus dem Wirtschaftsfonds Deutschland einzusetzen, fehlt es ganz offensichtlich an einer operativer Umsetzungskonzeption. Aber auch von den anderen Vorschlägen scheint mir nur die erste Variante wirklich praktikabel, weil die KfW schon jetzt überlastet ist und die am Markt aktiven Kreditversicherungen, wie  Euler Hermes, Atradius und Coface eingespielte und unbürokratischen Prozesse haben.

Möglicherweise zieht sich aber eine praktikable Lösung hin, weil ein Modus gefunden werden  muss, der tatsächlich dazu führt, dass wieder vermehrt Kreditversicherungen eingeräumt werden und die Kreditversicherungen nicht einfach eine staatliche Ausfallbürgschaft als nice-to-have “mitnehmen”. Hier könnte aber der Wettbewerb der Kreditversicherungen dafür sorgen, dass tatsächlich mehr Versicherungen eingeräumt werden. Denn wer jetzt bereit ist höhere (dann aber staatlich abgesicherte) Risiken einzugehen, wird auch in besseren Zeiten gute Geschäfte machen.

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