Arianna Huffington hat sich in der Onlinewelt fast den Ruf einer Legende erarbeitet. Mit ihrer "Huffington Post" (Alexa Ranking 459 weltweit) gilt sie als eine der einflussreichsten Websites der USA. In einem Interview mit der Welt am Sonntag hat sie sich zur heiß diskutierten Verlinkungsthematik geäußert:
“Wenn wir verlinken, befolgen wir die Grundregeln "fairer Nutzung", indem wir nicht mehr als zwei Absätze aus einem anderen Medium zitieren und dann zum Originalbeitrag auf der Originalseite verlinken. Das generiert einen enormen Verkehr für die Originalseite. Es ist keine Einbahnstraße. Die Hälfte des Verkehrs der "HuffPost" geht auf Links und Suchanfragen zurück. Für die Zeitungen lautet die Frage, wie sie diese Links zu Geld machen. Eine Antwort, wie der Google-Vorstandsvorsitzende Eric Schmidt gesagt hat, wäre, herauszufinden, was der Konsument will, statt die Plattformen um jeden Preis retten zu wollen. Andernfalls steht man sonst mit Inhalten, aber ohne Konsumenten da.”
Viele Medien ärgert die Strategie der Huffington Post, weil sie wie Google News oder Blogs auf die Vorarbeiten anderer Medien zurückgreift, diese in einem kurzen Teaser zusammenfasst und dann zum Originalartikel verlinkt, wie Jack Shafer in Slate berichtet (hier übernommen aus Spiegel Online) . Shafer findet das allerdings kurzsichtig,
“denn erstens haben amerikanische Zeitungen lange ein ähnliches Geschäftsmodell gepflegt, zweitens führt die Huffington Post den Zeitungen Leser zu, und drittens "wären die beleidigten Seiten besser beraten, eine Lektion aus diesem Experiment zu lernen: Topjournalisten hören das nicht gerne, aber nicht alle Leser haben die Zeit, über dem 2000-Worte langen Artikel zu brüten, den Sie und Ihr Redakteur handgestrickt haben. Sie wollen den springenden Punkt und sie wollen ihn sofort. So häretisch das klingt, die Huffington Post fügt einen Wert hinzu, wenn sie das wunderschöne Baby, das Sie gerade geboren haben, lebendig häutet und dem eiligen Leser das frische schlagende Herz serviert."
Ohnehin wird man der Huffington Post nicht gerecht, wenn man sie auf Linkhinweise verkürzt, denn natürlich finden sich dort viele eigene gute Artikel. Außerdem gewichtet Arianna gewichtet die “gefundenen” Texte mit ihren Schlagzeilen häufig anders als die traditionelle Medien. Arianna sagt dazu in dem Interview:
“Zur Präsentation gehört nicht nur, welche Geschichte man nach oben stellt, sondern auch welchen Teil der Geschichte man zur Überschrift macht. Beispielweise hat die Bank Goldman Sachs neulich ihre Bilanz veröffentlicht. In der "New York Times" las sich die Geschichte wie eine Presseerklärung von Goldman Sachs; man begrüße die Wende zum Guten. Dass die Milliardenverluste aus dem Dezember im neuen Kalenderjahr nicht mitbilanziert wurden, erfuhr der Leser aber erst in Absatz Nummer 12. Sollte das nicht im ersten Absatz stehen?”
Im Ergebnis führt dies nicht dazu, dass etwa Blogs die “klassischen” Onlinemedien verdrängen. Das Gegenteil ist der Fall. Die Blogs benötigen die klassischen Medien als Nachrichtenlieferant. Aber die Stärke von guten Blogs besteht gerade darin, diese Nachrichten aufzunehmen, anzureichern, neu zu interpretieren und natürlich auch zu kritisieren. Dies können traditionellen Onlinemedien in der Form, wie es Blogs machen, gar nicht selbst leisten. Sie sind gar nicht in der Lage, in einem Beitrag die Vielfalt der Blogosphäre abzubilden und sollten das schon deswegen nicht tun, um ihre Stammleser nicht zu vergraulen. Blogs dagegen decken ja nach Lust und Engagement ihrer Betreiber bestimmte Themenschwerpunkte ab, die sie intensiver beleuchten und mir ihrer persönlichen Note versehen können.
Aber im Vergleich zu den privaten Blogs, wie auch dem Blick Log, hat die Huffington Post den Vorzug, Einnahmen und Spenden zu generieren, mit denen sich die Website unabhängig weiterentwickeln kann. So hat der in New York sitzende Blog einen Fonds angekündigt, der den investigativen Journalismus fördern soll und mit 1,75 Million US$ ausgestattet ist. Damit lässt sich schon etwas anfangen.
Daneben pflegen Medien und Blogs in den USA ein etwas unverkrampfteres Verhältnis zueinander. Hierzulande wird sich das entwickeln, wenn beide Seiten ihre jeweiligen altbackenen Vorurteile in der Klischeekiste einschließen und gemeinsam schauen, wie man sich gegenseitig befruchten kann.
Was eigentlich vielfach bekannt ist von den US Medien (und nicht nur denen) ist die
Einstellung „Wir schreiben – und die lesen!“ – Ein „Stadthalter“ oder Kaiser von China
– Syndrom, das von den Lesern Gehorsam, Medienhoerigkeit verlangt.
Ferner ist sensibleren Marktforschern in den USA seit Jahren bekannt, dass man
fuer die Tagespolitik (in der Zeitung, den Medien) vielfach „keine Zeit“ mehr hat.
Menschlich verstaendlich wenn bedenkt, dass es den Medien oft nur darauf ankommt
Konflikte hochzuspielen, einen regelrechten Buergerkrieg zu veranstalten, zu Graben-
kaempfen anzustacheln und natuerlich politische Schlammschlachten (in aller
Unschuld) zu betreiben bzw. sich dafuer zur Verfuegung zu stellen.
Der zweite Bereich, das zeigt sich auch jetzt immer deutlicher, sind die „business –
article“ und die Geldtipps. Fuer die hat man auch schon lange „keine Zeit“ mehr
(und es macht, alles durchgerechnet, auch ziemlich viel Sinn). Und so koennen
auch jetzt die Zeitungen getrost erst duenner werden, u.a. die business section
kuerzen, niemand vermisst was. Natuerlich auch nicht bei gaenzlicher Einstellung
einer Zeitung.
Hier eine eher sensiblere Meinungsumfrage die sich auf die Schuldigen, Ursachen
der Finanzkrise bezieht. U.a. gibt man der Werbung und den Medien die Schuld.
Ersichtlich wird daraus, dass sehr viele Amerikaner finanziell „konservativ“, dh.
vorsichtig sind und auch richtig beobachten koennen. Die haben alles genau
mitgekriegt.
Derzeit haben die US Zeitungen eine Auflage von etwa 34 Millionen. Das ist runter
von ueber 50 Millionen. Und selbst diese 34 Millionen sind noch gestelzt, dh. es
werden, zur Auflagensteigerung, oft genug den Leuten Zeitungen auf den Rasen
des Vorgartens (in den USA so ueblich die Zeitungszustellung, rauswerfen aus dem
Auto auf den Vorplatz) ohne dass diese bestellt oder bezahlen dafuer. Nur damit
man den Anzeigenkunden erzaehlen kann, man in dieser jener Gegend so und
so viele Leser. Die Einwohnerzahl Amerikas liegt knapp ueber 300 Millionen.
So gesehen also eine ganze Menge Leute, die fuer die Zeitungen „gestorben“
sind und auch nicht daran denken, so wie die Medien sind, zuruechzukehren.
http://www.marketingvox.com/americans-blame-ad-agencies-media-for-economic-crisis-043844/
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