Duell um die TV-Fußballmeisterschaft: Premiere steigt ab, Sky Deutschland auf und T-Vision wird Meister

by Dirk Elsner on 17. Mai 2009

Die Bundesliga verspricht im Kampf um die Meisterschaft nun nicht mehr viel Dramatik am letzten Spieltag. Dafür dürften aber die Manager der Fußballvereine gespannter auf das schauen, was im TV-Bereich passiert. Das wird den Spielbetrieb in den nächsten Jahren nämlich viel stärker beeinflussen als der künftige Meister. Das Augenmerk fällt dabei natürlich auf den Pay-TV-Sender Premiere, dessen Marke in diesem Jahr absteigen wird. Aufsteigen wird dafür die beim Fußballpublikum in Deutschland weitestgehend unbekannte Marke Sky (siehe dazu Aus Raider wurde Twix und aus Premiere soll Sky Deutschland werden).

Marktbeobachter sind gespannt, was sich Premiere-Großaktionär Rupert Murdoch, der hinter Sky steht, einfallen lässt, um seine neue Marke zu puschen. Eine viele Millionen kostende Werbekampagne wird die Schwäche im Abschluss bei Premiere allein nicht beseitigen. Immerhin, einen wichtigen Verbündeten hat der Sender bereits in der Bild gefunden. Das Boulevardblatt hat begonnen, den neuen Namen bereits im Sportteil zu kommunizieren.

Noch mehr Spannung dürfte allerdings das Duell zwischen Premiere/Sky und der Telekom versprechen. Dies hat Daniel Theweleit in einem Beitrag der Financial Times Deutschland gut herausgearbeitet. Die Telekom hat sich bekanntlich die Rechte gesichert, die Bundesliga über die Internet-Plattform T-Home auszustrahlen (sogenannte IPTV-Rechte). Dafür bezahlt die Telekom bis 2013 schlappe 25 Mio. € pro Saison während Premiere über 200 Mio. € pro Jahr allein für die Rechte bezahlen muss. Die technischen Unterschiede seien dabei vergleichsweise gering: “Die Set-Top-Box von T-Home wird ins Modem der Computeranlage eingestöpselt, während die Premiere-Box an die Kabelfernsehbuchse oder die Satellitenschüssel angeschlossen wird. Mehr Unterschiede gibt es nicht.”

Bisher kickte die Telekom mit dem IPTV (hier eine lesenswerte kommerzielle Seite mit Hintergrundinfos  zum IPTV) allenfalls in einer unteren TV-Liga. Nun rüstet sich T-Home für den großen Aufstieg. Dazu Theweleit:

“[D]ie Werbetrommel wird kräftig gerührt. Spätestens Mitte Juni, wenn in Gelsenkirchen der FC Bayern, der VfB Stuttgart, der Hamburger SV und Schalke 04 den T-Home-Cup austragen, wird das Fußballprodukt von T-Home, das Premiere sogar in vielen Punkten überlegen ist (alle Spiele in HD, komfortablere Aufnahmeoptionen, Zugriff auf Archive mit allen Spielen und Zusammenfassungen), in der Fußballgemeinde ankommen.”

Für eine Offensive spricht weiter, dass die Telekom künftig nicht mehr das Bildmaterial von Premiere einkauft (Bildproduzent wird die Constantin Medien)  und einen prominenten Anchor (im Gespräch ist Johannes B. Kerner) für seine Sendungen engagieren will. Zu der neuen Strategie sagte Christian Illek, Bereichsvorstand Marketing T-Home, im Interview mit DIGITAL FERNSEHEN.de: “Insbesondere die Verzahnung von linearen und non-linearen Inhalten ist mit unserem neuen Angebot „LIGA total!“ möglich. Somit können wir nun zum ersten Mal das volle Potential, das in der IPTV-Technologie steckt, ausnutzen und können das Produkt zukünftig technisch und inhaltlich kontinuierlich weiterentwickeln. … Durch eine eigenständige TV-Produktion der Bundesliga ist es uns möglich alle Vorteile, die uns IPTV und damit Entertain bietet, in „LIGA total!“ zu integrieren und unseren Kunden anzubieten.”

Das klingt nach einer gut durchdachten Strategie und konsequenter Weiterentwicklung. Allerdings sind die Produktpakete und deren Preissetzung bei T-Home/Entertain bisher noch undurchschaubarer als bei Premiere. Außerdem ist das Entertain-Angebot lt. FAQ der unübersichtlichen Website nur nutzbar, wenn man seinen Telefonanschluss bei der Deutschen Telekom hat.  Das dürfte für viele Kunden, die länger an ihren Telefon-Anbieter gebunden sind, einen Wechsel verhindern.

Man darf also gespannt sein auf das Duell, dessen Ergebnis die Finanzierung der Bundesliga in den nächsten Jahren nachhaltig beeinflussen kann. Wenn dem ohnehin ersatzgeschwächten (sprich liquiditätsarmen) Premiere nicht in Form zusätzlicher Abonnenten der Anschlusstreffer gelingt, dann könnte dies das Aus für den Münchner Pay-TV-Sender und damit für den Vertrag mit der DFL bedeuten. Die Bundesligarechte würden dann neue ausgeschrieben werden. Nach aktuellem Stand ist es unwahrscheinlich, diese Rechte noch einmal für 200 Mio. pro Saison verkaufen zu können. Bis dahin kann sich die Bundesliga noch über Schlagzeilen wie diese freuen:  Der deutsche Fußball schießt sich durch die Krise.

Nachtrag

Mittlerweile sind weitere Details bekannt geworden. Die Bild am Sonntag erfuhr: „Für 14,95 Euro im Monat kann man alle 612 Bundesliga-Spiele (1. und 2. Liga) live oder auch in der Konferenz sehen. Die ersten drei Monate sind gratis. Die HD-Variante (mit verbesserter Bildqualität) wird monatlich 19,95 Euro kosten.“ Bestätigt wurde das vom Handelsblatt:

„Die Telekomsucht das Duell mit Premiere. Der Konzern startet jetzt die Vermarktung seines Bundesliga-Bezahlangebots „Liga total!“ für Fernsehen und Handy. „Wir begrüßen jeden Fan, der von Premiere zu uns wechselt“ , sagte Christian Illek, Marketing-Vorstand der Telekom-Tochter T-Home, dem Handelsblatt. „Mit Liga total! beleben wir den Wettbewerb wieder neu. Wir werden um jeden Kunden kämpfen.“

Mit seinem Bundesliga-Angebot für 14,95 Euro monatlich unterbietet der Bonner Konzern den Münchener Bezahlsender. Bei Premiere kosten die Live-Spiele der Fußball-Bundesliga 19,95 Euro im Monat. Bei der Telekom ist der werbefreie Fußball aber nur in Kombination mit Telefon und Internetanschluss zu haben. Das Paket aus Telefon, Internet und TV kostet den Kunden monatlich mindestens 44,95 Euro.“

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