Die Staatsinvestmentbanker laufen im Fall Opel zu Höchstform auf. Dass das Rennen um den besten Investor längst nichts mehr mit betriebswirtschaftlicher Realität zu tun hat, wird aus Texten deutlich wie über den “Chefretter” in der FAZ, die den Wirtschaftsminister zu Guttenberg 24 Stunden am Tag für Opel arbeiten sehen, oder ein Interview im Handelsblatt mit Roland Koch, der ganz genau weiß, was ein Investor mitbringen muss.
Derweil streitet sich die Regierungskoalition über Opel. Zu Guttenberg setze angeblich auf Fiat, hält aber auch eine Insolvenz von Opel für nicht ausgeschlossen. Steinmeier bevorzugt den Automobilzulieferer Magna und warnt vor dem Insolvenzgerede. Hessens Ministerpräsident Koch bewertet laut Handelsblatt die Bemühungen Fiats als skeptisch und könne „keine substanzielle Veränderung“ erkennen.
Ich kann weder die mir nicht vorliegen Konzepte der Opelbieter beurteilen, noch will ich die einzelnen Positionen der Politiker bewerten. Ich haben allerdings erhebliche Zweifel an den politischen Prioritäten der Herren Koch, zu Guttenberg oder Steinmeier. Diese befassen sich aus zu durchsichtigen Gründen viel zu intensiv mit den Autobauern und verlieren den Blick für andere Aufgaben. Erschreckend, dass sich darüber niemand ernsthaft aufregt.
Neben Fragen der ministeriellen Zuständigkeit wird wohl auch übersehen, dass weder die Bundesregierung noch die hessische Landesregierung für einen Opel-Kauf erster Adressat ist, sondern GM. Und nicht auszuschließen, dass in den USA auch noch die Obama-Administration ein Wörtchen mitreden will.
Immerhin hat Karl-Theodor zu Guttenberg einen Wunsch des Blick Logs erfüllt und ein mittelständisches Unternehmen besucht. Der “ disziplinierte Herr zu Guttenberg” (Handelsblatt) hat die Lehrwerkstatt des Troisdorfer Maschinenbauunternehmens Reifenhäuser besucht. Zumindest rhetorisch setzte er sich dort lt. General-Anzeiger für den Mittelstand ein:
„Doch der Mittelstand und das Handwerk sind das Rückgrat unserer Wirtschaft“, sagte Guttenberg. Es sei ein positives Signal, wenn ein Unternehmen die Krise zum Anlass nehme und weiter ausbilde, sagte der Minister: „Was Reifenhäuser in dieser Hinsicht auf die Beine stellt, ist beispielhaft.“
Weitere Schlagzeilen zur Autoindustrierettung
HB: General Motors: Der Staat zahlt alles
HB: Fiat legt im Opel-Poker nach
HB: Köhler: Opel-Staatshilfen nur bei überzeugendem Konzept
Spiegel: Problemfall Opel: Steinmeier rüffelt Guttenberg
MM: Guttenberg: Alle drei Opel-Konzepte unzureichend
SZ: Kampf um Opel: Guttenberg: Geordnete Insolvenz der beste Weg
Das stimmt. Es wird schon eine Menge Energie in die ganze Sache gesetzt, aber ob dadurch tatsächlich Opel gerettet werden kann, bleibt abzuwarten. Aber lange kann man das Thema auch nicht mehr diskutieren. Hier müssen endlich Entscheidungen getroffen werden, die einem zeigen, woran man überhaupt noch ist.
Wie man ja bereits lesen konnte, hängt die letzte Entscheidung von General Motors ab und ob sich diese für die Zukunft von Opel entscheidet, steht im Augenblick noch nicht fest. Aber so langsam sollte es aber auch hier zu einer Entscheidung kommen, schließlich steht die Insolvenz zum 01.06.2009 vor der Tür und bis dahin sollte man schon mitgeteilt haben, wie man sich das Ganze noch vorstellt.
Es ist wirklich putzig mitanzusehen, wie die verschiedensten Stellen nun versuchen, Opel zu helfen oder zumindest ihr eigenes Wohltätertum in den Vordergrund zu stellen. Wer da alles mit wem verhandelt ist schon erstaunlich. Aber im Endeffekt ist es ja wirklich so, dass General Motors in Amerika entscheidet. Zumindest so lange sie das noch können. Denn was aus denen wird, weiß man ja auch nicht wirklich. Ein Ende scheint ja unmittelbar bevorzustehen. Das wird wohl wirklich noch spannend, zumindest einige Tage lang, denn anscheinend soll diese Woche ja noch eine Entscheidung getroffen werden.
Comments on this entry are closed.
{ 1 trackback }