Merkel lädt zum Opel-Pitch ein: Nun will CEO der Investmentregierung auch Transaktionsprovisionen

by Dirk Elsner on 26. Mai 2009

Nachdem ich gestern in einem Beitrag bereits die Opelei der mehr oder weniger zuständigen Politiker bemängelt hatte, fallen die konkurrierenden “Investmentaktivitäten” von “A. M. Bund” zunehmend unangenehm auf. So schreibt Spiegel Online treffend:

„Die Opel-Rettung entwickelt sich zur Wahlkampfschlacht: Wirtschaftsminister Guttenberg und Kanzlerkandidat Steinmeier ringen um das bessere Konzept – doch tatsächlich geht es darum, wer sich als Macher in Szene setzen kann. In Kürze steht der Showdown bevor.“

Und nun bringt sich der “CEO der Bundesinvestmentbanker“ persönlich in den Entscheidungsprozess ein. Offenbar will Angela Merkel beim “Closing” am Mittwoch dabei sein, damit auch alles seine Ordnung hat. Ein Schelm wer daran denkt, es gehe dabei nur darum, wer die Ergebnisse medien- und damit wahlkampfwirksam präsentiert. Sorry, es gibt diesen Schelm lt. SZ: “Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) sagte , er habe den Eindruck, dass Merkel die Gespräche an sich ziehe und dies für „einen neuen Drive“ sorge.”

Vorher jedoch lädt “Chief Executive” Merkel laut Tagesspiegel die konkurrierenden Bieter zum “Superpitch” (vulgo Super-Gipfel) ein (zum Gerangel der Investmentbanken bei Unternehmenstransaktionen allgemein siehe diesen Artikel). “Nach Tagesspiegel-Informationen bringt Angela Merkel die Chefs von Fiat, Magna und des Finanzinvestors Ripplewood, Vertreter der US-Regierung sowie die zuständigen Minister und Ministerpräsidenten in einem Gesprächs-Marathon zusammen.”

An dem Spitzentreffen werden neben “CEO Merkel” auch ihr “Senior-Consultant” Bundeswirtschaftsminister zu Guttenberg sowie die Chefs der konkurrierenden “Investmenthäuser” aus den Ländern mit Opel-Standorten teilnehmen.

Wie angesichts der Wirrwarrs überhaupt jemand in der Lage ist, eines der Konzepte sinnvoll zu prüfen, bleibt weiter schleierhaft. Allein mit der Versionierung  der ständig (von wem eigentlich?) zu überarbeitenden Konzepte dürften derzeit mehrere Mitarbeiter betraut sein, falls sich überhaupt noch jemand für die Inhalte interessiert. Immerhin scheinen lt. Handelsblatt vereinzelt “Juniorberater” tatsächlich Inhalte anzumahnen. Auf der Website heißt es:

“Der Wirtschaftsflügel der Union wandte sich unterdessen gegen eine Investoren-Lösung bei Opel. Keines der drei Konzepte von Investoren sei ausgereift, sagte der Chef des CDU/CSU-Parlamentskreises Mittelstand, Michael Fuchs. Auf einem internen Treffen von Wirtschaftsfachleuten der Unionsfraktion seien am Sonntag erhebliche Bedenken gegen ein Investoren-Modell geäußert worden. Deshalb dürfe die von Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg als Alternative genannte geordnete Insolvenz nicht einfach vom Tisch gewischt werden. „Bei den Übernahme-Konzepten müsste noch kräftig nachgebessert werden. Zentrale Punkte sind nicht geklärt“, sagte Fuchs. Bisher sei zum Beispiel nicht gesichert, dass das Treuhand-Modell zur Brückenfinanzierung funktionieren könne und der Steuerzahler nicht auf den 1,5 Milliarden Euro Bürgschaften sitzen bleibe, sagte Fuchs.

Ob sich aber angesichts der winkenden “Transaktionsfee” in harter “Medienwährung” noch jemand dafür interessiert, darf bezweifelt werden. Und für den Bund sind bereits Anschlussaufträge in Sicht. Bild fragt zu Arcandor: “Sollen Merkel & Co. das Kultkaufhaus sterben lassen?” Oder vielleicht können auch die Finanzlöcher bei Porsche gestopft werden.

Gut auf den Punkt bringt Dieter Fockenbrock in einem Kommentar im Handelsblatt die Folge des Opel-Engagements. Er schreibt:

„Opels Retter konzentrieren sich zu sehr auf Jobs und Geld. Und übersehen dabei, wie sehr sie Industriepolitik betreiben. Milliardenschwere Bürgschaften verzerren den Wettbewerb. Wer Opel erhält, vernichtet bei anderen Autobauern Arbeitsplätze. Die Branche leidet nicht erst seit gestern an Überkapazitäten von 20 und mehr Prozent. Hinzu kommt: Wer Opel am Leben erhält, bremst andere, vielleicht innovativere Konkurrenz aus. Das ist die bittere Wahrheit einer politischen Hilfsaktion, die inzwischen daherkommt, als sei sie das Natürlichste von der Welt. Ist sie aber nicht.“

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Thomas Mai 26, 2009 um 11:57 Uhr

Wenn es nicht um so gigantische Mengen an Steuergeldern ginge, könnte man das Ganze fast schon für eine wunderbar unterhaltsame Komödie halten…

Ulf Mai 26, 2009 um 07:04 Uhr

hihi

flo Mai 26, 2009 um 03:08 Uhr

O.k., zu dem meisten davon sag ich am besten gar nichts … aber Karstadt ein Kultkaufhaus? Klar es kommt von der Bild also wahrscheinlich ist der Begriff eh ausgedacht, aber meiner Meinung brauchst DE Karstadt echt nicht, und Kult is es erst recht nicht.

Ulf Mai 26, 2009 um 11:40 Uhr

Wenn Karstadt hops geht, dann gibt es bald in jeder Stadt freie Quadradmeter, und zwar in den besten Lagen!!! Karstadt-Warenhäuser liegen ja nicht auf der grünen Wiese.
Es wird dann so laufen: Kaufhof greift sich ein paar Standorte ab, aber eher weniger, weil es keinen Sinn macht „gegenüber auf er anderen Straßenseite“ noch ein Kaufhaus zu haben. Darum werden die meisten Karstadt-Warenhäuser zu Passagen, oder so ähnlich, umgebaut, wo dann viele kleinere Geschäfte aufmachen könnten.
Das mit den kleinen Geschäften könnte funktionieren, weil ein Großteil der Karstadt-Mitarbeiter, die von der „Front“, eh schon als eine Art Subunternehmer arbeiten. Da ist der Schritt in die Selbstständigkeit nicht weit, wenn Karstadt Vergangenheit geworden ist.
Ich bin mal gespannt, was der aktuelle Besitzer der Karstadt-Immobilien dazu sagt. Die kriegen das vielleicht garnicht auf dem Schirm mit dem Umbauen, Investieren, … eventuell verkaufen an Projektgesellschaft?

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