Die nationale und internationale Schlagzeilenproduktion zu Opel und GM ist unglaublich. Es erhärtet sich dabei der Eindruck, dass niemand mehr die in diesem Prozess steckende Komplexität überblickt oder gar beherrscht. Auch heute gibt es ein Update in Form der Landkarte des Interessengeflechts und Einflussnehmer auf den Prozess. (Nachtrag: mittlerweile gibt es online aktualisierte Mindmap, die hier eingesehen werden kann. Auch ein Ausdruck ist über diesen Weg möglich.)
Für die beste Kommentarzeile des gestrigen Tages zum Opel-Unsinn zitiere ich f.luebbberding vom renomierten Blog Weissgarnix:
“Kann auch die Politik in Insolvenz gehen? Der Bundeswirtschaftsminister sollte einmal darüber nachdenken bevor er sich beim nächsten Mal in das Knie schießt.”
Ansonsten ist es gestern Abend eine sportliche Herausforderung gewesen, immer mehr Personen zu entdecken, die in dem Opeltreibsand gezogen werden oder freiwillig hineinspringen. Immerhin ist mittlerweile klar, wer der ominöse US-Vertreter war, der angeblich die Verhandlungen in der Nacht zum Donnerstag hat platzen lassen. Es war Todd Snyder, ein vom amerikanischen Finanzministerium (bzw. der US-Auto Task Force) beauftragter Investmentbanker. Persönlich trifft ihn allerdings keine Schuld, denn er war nicht mit entsprechenden Vollmachten ausgestattet.
Und unweigerlich musste ich bei der Lektüre des nächtlichen Verhandlungsprozesses schmunzeln, weil ich mich an die Verhandlungen mit einem Finanzinvestor im vergangenen Jahr erinnerte. Als unsere Verhandlungen stockten, haben wir zunächst ebenfalls eine Rauchpause eingelegt. Als die Verhandlung anschließend immer noch nicht so lief, wie ich sie mir vorstellte, habe ich die Runde kurzerhand abgebrochen und vertagt. Das ist manchmal die richtige Strategie. Wir jedenfalls kamen anschließend zu einer Einigung.
So gesehen sollte man weder den von gemeldeten angedrohten Ausstieg von Magna und Fiat, noch die Insolvenzdrohung des Wirtschaftsministerium zum Nennwert nehmen. Dies gehört alles zum Verhandlungspoker. Es müßte sich aber endlich jemand finden, der möglichst viele Äste des Interessengeflechts abschneidet, damit man sich auf die betriebswirtschaftliche sinnvolle Lösung konzentrieren kann.
Aktuelleste Meldungen
HB: Magna und GM einig über Opel-Konzept
Focus: Opel kann auf Rettung hoffen
FR: GM und Magna auf Verständigungskurs
Focus: Magna und GM offenbar einig
HB: Opel laufen die Investoren davon
FF: Nur mal so: Gehört Opel dem Spiegel, der Merkel oder Franz Münteferings neuer Freundin?
Ältere Meldungen vom 29.5.09
Focus: Fiat wartet auf die Opel-Pleite
HB: Opel: Nach Fiat denkt auch Magna an Ausstieg
Focus: Fiat überlässt Magna die Bühne
Spon: GM plant Drei-Monats-Insolvenz
FTD: Magna und Fiat bessern Konzepte nach
Focus: Opel: Bangen vor neuer Spitzenrunde
HB: Top-Ökonomen raten zu Opel-Insolvenz
Flop beim Rettungsgipfel: Ärger über GM schweißt Opel-Retter zusammen
Focus: Nerven der Opel-Retter liegen blank
Welt: DIW- und Ifo-Forscher befürworten Opel-Insolvenz
HB: Opel steuert auf Lose-Lose-Situation (internationale Presseschau)
Focus: Opel-Betriebsrenten Das Fünf-Milliarden-Risiko
FTD: GM spricht heimlich mit Magna
HB: General Motors: Die Mammut-Pleite
FAZ: Deutschland will Klarheit bis Freitag, 14 Uhr
NYT: New G.M. Plan Gets Support From Key Bondholders
MER: Opel Update
Egghat: Uuund … GM bessert das Angebot an die Gläubiger doch nach
ÖB: Politik provoziert Erpressung
WGN: Politische Insolvenz
Focus: Bangen vor neuer Spitzenrunde
NYT: Wie die US-Regierung Berlin brüskiert
Time: Government Motors: Can a Reinvention Really Save GM?
FTD: Eine desaströse Nachtschicht
NZZ: Bei Opel will nun auch die EU mitreden
Wiwo: Autokrise Kommentar: Unnötige Aufregung um Opel
FAZ: Helles Entsetzen über Detroit und Washington
ÖB: 340.000 Euro – für jeden Opel-Kumpel
Wiwo: General Motors überzeugt Gläubiger im letzten Moment
Focus: Interview: „Mehr als nervenaufreibend“
FTD: Magna und Fiat bessern Konzepte nach
FAZ: General Motors nähert sich Gläubigern an
General Motors: 90 Jahre mit mehr Höhen als Tiefen
FAZ: Opel-Gipfel: Enttäuschung, Schuldzuweisungen – aber Hoffnung
Finde dass der Staat ( somit wir alle ) solche Unternehmen nicht mit Bürgschaften ( Geld) Unterstützen soll denn es ist ja eigendlich unser aller Geld und wenn Opel gewinne macht werden die in die USA verbucht , was fascheres wie den Opel Vorstand gibt es wohl nicht !
Mit Karstadt und Hertie denk ich genauso . Ein kares Nein zu Staathilfen !!!!
Oder sagen die Vorstände von Opel ….. wenn es ihnen gut geht , ach dem Staat geben wir mal vom Gewinn ein paar Milionen .
Ich bin heute über focus auf diese unglaubliche Mindmap gestoßen. Das ist wirklich allererste Klasse und zeigt, welchen Mehrwert Blogs bieten können.
Ich würde die Karte gern ausdrucken, aber das führt zu Chaos. Können Sie darüber nachdenken, die auch als pdf zur Verfügung stellen. Das wäre großartig.
@jochenh
Ja, ich würde das auch sehr begrüßen, wenn ich die Map ausdrucken könnte. Ich würde sie gern in eine Besprechung mitnehmen.
Ich schließe mich Rita M. an. Es wäre großartig, wenn sich vielleicht eine Zeitung bei Ihnen meldet, um diese Mindmap abzudrucken. Ich würde sofort zugreifen.
Ich möchte mich gerd F anschließen und hier ein großes Kompliment für die Opeldarstellung loswerden. Noch schöner wäre, wenn ich eine solche Übersicht mal auf einer Zeitungsseite sehen könnte. Das würde die Übersicht über den Opel-Prozess deutlich erleichtern und vielleicht auch entlarven, welche Last sich die Regierung aus durchsichtigem Interesse aufgelastet hat.
Besten Dank an diesen auch sonst sehr interessanten Blog.
Ich muss den Blick Log mal loben für diese Landkarte der Einflussnehmer auf Opel. Es ist unglaublich, wer alles an Opel zerrt. Man sollte sich auch mal überlegen, wer diese Einflussnehmer eigentlich bezahlt und welchen Mehrwert sie für den ganzen Prozess bringen.
Persönlich erhalte ich den Eindruck, dass sich der Staat bei so großen Unternehmen gar nicht einmischen darf. Bestensfalls sollte er vielleicht so große Unternehmen verhindern, damit es kein to-big-to-fail mehr geben kann.
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