Kredit- und Finanzierungsklemme – Mittelstand sucht Eigenkapital: Hier ein Musterfall der Finanzkrise

by Dirk Elsner on 13. Juli 2009

In der vergangenen Woche haben die Leitmedien in Deutschland die Kreditklemme befeuert. In dieser Woche stehen zwar andere Themen auf der medialen Agenda. An der Finanzierungsklemme für Unternehmen hat sich damit jedoch nichts geändert. Es ist daher kein Geheimnis, dass weiter viele im Prinzip gut aufgestellte mittelständische Unternehmen zusätzliche Finanzierungsmittel suchen. In den klassischen Medien tauchen dabei konkrete Fälle gar nicht oder nur äußerst selten auf. Die Schlagzeilen bestimmen große und bekannte Unternehmen. Die breite Masse des Mittelstands erscheint, wenn überhaupt, meist nur als Ziffer in öffentlichen Statistiken. Wie aber sieht es aber ganz konkret aus bei einem Mittelständler?

Mit Zustimmung der Geschäftsführung kann der Blick Log hier einen ganz praktischen Fall eines nach zusätzlichen Finanzierungsquellen suchenden mittelständischen Familienunternehmens aus dem  Maschinenbau skizzieren. Das ist in diesen Zeiten tatsächlich so schwierig, wie es zeitweise in der Öffentlichkeit dargestellt wird. Das Unternehmen könnte daher als ein “klassischer Musterfall der Finanz- und Wirtschaftskrise” dienen, denn hier manifestiert sich auf einzelwirtschaftlicher Ebene, was in den Medien sonst abstrakt oder an Beispielen von Großunternehmen behandelt wird.

Und so sieht es aus:

  • Das Unternehmen fertigt Maschinenteile für den Maschinen- und Anlagenbau in Einzelteilfertigung, übernimmt Projektarbeiten und produziert auf Wunsch ganze Baugruppen.  Bis Mitte 2008 lief das Geschäft erstklassig. Ab September 2008 begann dann ein in diesem Umfang nicht vorhersehbarer Auftragseinbruch, der im Mai diesen Jahres seinen Höhepunkt erreichte. Die Liquiditätsrücklagen des Unternehmens sind mittlerweile aufgebraucht. Der in guten Zeiten angesetzte Speck wurde damals in die eigene Firmenimmobilie und in einen modernen CNC-Maschinenpark investiert. Liquidität ist daraus derzeit kaum realisierbar.
  • Die engagierten Banken selbst stehen zu den bestehenden Kreditlinien, tun sich aber sehr schwer mit der Ausweitung von Kontokorrentlinien, wenn kein zusätzliches Eigenkapital eingebracht werden kann. Der Gründer selbst hat allerdings sein gesamtes Kapital im Unternehmen gebunden bzw. persönliche Vermögenstitel entsprechend beliehen. Aus “Family + Friends-Programmen” lassen sich keine weiteren Mittel mehr generieren.
  • Zusammen mit der Hausbank verständigte man sich auf die Beantragung eines Betriebsmittelkredits, der durch das KfW-Sonderprogramm abgesichert wird. Allerdings zieht sich dieser Prozess seit Wochen hin. Zunächst hat sich die betreuenden Bank lange mit der Prüfung aufgehalten. Nun wartet man auf die KfW-Entscheidung, die nach Angaben der Hausbank weitere acht Wochen dauern kann.
  • Mittlerweile ziehen die Aufträge wieder an. Man ist mit weiteren interessanten Kunden im Gespräch. Die Liquiditätslage bleibt dennoch vorerst sehr angespannt.   Da die Entscheidungskriterien der KfW im Detail nicht besonders transparent sind, möchte man sich nicht allein auf die KfW verlassen und einen Plan-B verfolgen. Das Unternehmen sucht daher nach zusätzlichem Eigenkapital im Umfang von 100 bis 200 T€.
  • Das ist allerdings eine Größenordnung, bei der bisher angefragte Beteiligungsgesellschaften abwinken. Hier handelt es sich nicht um ein riskantes junges Start up, sondern um ein eingesessenes Unternehmen mit langer Historie.  Für Beteiligungsgesellschaften, die sich auf etablierte Unternehmen konzentrieren oder auf Turnaround-Situationen ist der Betrag zu klein oder das Geschäftsfeld liegt nicht im Investmentfokus.
  • Die Gewinnerwartungen lt. Planungen betragen für 2010 nach Steuern 85 T€ und für 2011 155 T€ (Planungsstand April 2009). Die Ergebnisschätzung 2011 enthält eine Ausweitung der Geschäftsfelder, für die allerdings aktuell noch die Mittel fehlen.
  • Das in Ostwestfalen sitzende Unternehmen hat deutschlandweit einen festen Kundenstamm, deren Geschäft sich nun ebenfalls erholt.
  • Der Betrieb ist gut und ohne überflüssigen Overhead aufgestellt und hat mit diversen Einsparungsmaßnahmen (insbesondere Personalabbau und Kurzarbeit) auf den Auftragseinbruch reagiert.
  • Der Gründer selbst ist noch im Unternehmen, möchte sich altersbedingt aus dem Tagesgeschäft zurückziehen.
  • Der Betrieb ist modern eingerichtet in einer auf Expansion ausgerichteten Immobilie. Der Betrieb kann innerhalb kürzester Zeit – nicht selten innerhalb 24 Stunden – auf Bestellwünsche reagieren. Die Fertigung erfolgt im 2-Schicht-Betrieb in der CNC-Fertigung (bei Bedarf auch 3 Schichten) mit modernster Werkzeugtechnologie.

Nun sucht das Unternehmen Kapital und/oder einen starken Partner, mit dem sich das Geschäft fortführen und weiterentwickeln lässt. Mit der Veröffentlichung über diesen Weg wünscht sich das Unternehmen natürlich auch etwas Aufmerksamkeit für die Belange des Mittelstands. Und wer ernsthaftes Interesse an einem Engagement hat und dazu vorab weitere Informationen benötigt, der kann diese über den Blick Log (entweder über diese Seite oder per Mail) anfordern. Nur der Form halber sei hier erwähnt, dass es sich bei dem letzten Satz nicht um ein wie auch zu verstehendes Angebot handelt.

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