Internationale Selbstanalyse der Finanzbranche schlägt deutsche Analyse

by Dirk Elsner on 27. Juli 2009

Wer wissen möchte, warum deutsche Finanzinstitute international nur in der zweiten Liga spielen, der vergleiche einfach mal zwei Selbstanalysen der Finanzbranche. Am vorletzten Wochenende hatte sich der Blick Log über die dünne Selbstanalyse der deutschen Finanzbranche in einem Bericht der “Initiative Finanzstandort Deutschland” gewundert.

Nun gibt es eine Analyse (hier zum Download) des Institute of International Finance (IIF), die deutlich tiefer in die kritische Selbstreflektion einsteigt und sogar substantielle Vorschläge für eine neue Finanzordnung leistet. Immerhin, Chairman des IIF, in dem sich 380  internationale Banken, Versicherungen und Vermögensverwalter zusammengeschlossen haben, ist Josef Ackermann. Wohl nicht ohne Grund bringt er seine Expertise lieber in die internationale Analyse ein.

Hier einige Punkte aus dem Bericht, der unter dem Titel “RESTORING CONFIDENCE, CREATING RESILIENCE” erschienen ist (Presseerklärung dazu hier):

  • der Bericht benennt eigene Missstände, wie etwa die zu dünne Kapitaldecke vieler Banken bei zu hohem Verschuldungsgrad
  • Für Finanzinstitution soll der Grundsatz „too big to fail“ ausgeschlossen werden, Banken müssten Konkurs gehen dürfen. Es sei von hoher Priorität, mit Blick auf die Infrastruktur, in der Rechtsprechung und in den Abläufen die erforderlichen Schritte einzuleiten, damit alle Institute den Markt geordnet verlassen könnten, ohne eine systemische Krise auszulösen
  • die Institute fordern eine umfassende internationale Zusammenarbeit von Behörden und Privatfirmen bei der Neuregulierung der Finanzmärkte.
  • Die Studie geht z.B. auf die Reform der Managerbezahlung ein und fordert “Significant Reforms of Compensation Practices”, ohne freilich konkret zu werden. Immerhin gibt es Verweise auf andere Studien. Im Kern sollen Mitarbeiter nicht nur nach dem Ertrag bezahlt werden, den sie erwirtschaften, sondern auch nach den Risiken, die sie dafür eingehen.

Selbstverständlich vertritt auch das IIF die Brancheninteressen und man sollte hier nicht die bedingungslose Selbstgeißelung der Branche erwarten. Der Bericht ist aber ein Beispiel dafür, wie man auch anders mit der öffentlichen und abseits populistischer Schlagzeilen sehr fundierten Kritik  umgehen kann.

Quellen und weitere Berichte

SZ: Banken geloben Besserung

HB: IIF schließt Banken-Konkurse nicht aus

Welt: Bankenverband räumt zu hohe Verschuldung ein

Wolfgang Juli 27, 2009 um 15:02 Uhr

Lieber Blicklog,

das soll wohl heißen, “Für keine Finanzinstitution soll der Grundsatz “too big to fail” gelten“ und nicht „ausgeschlossen werden“. Ansonsten teile ich Deine Analyse. Insbesondere die Einschätzung der IFD, dass sich „die Leistungen des Finanzstandorts … auch im „Krisenjahr“ 2008 sehen lassen“ können, verwundert doch ein wenig, dezent ausgedrückt…

VG

dels Juli 27, 2009 um 17:10 Uhr

Hallo Wolfgang,
danke für den richtigen Hinweis. Habe den Text entsprechend geändert.
Viele Grüße
dels

Joerg Juli 27, 2009 um 13:58 Uhr

„Für keine Finanzinstitution soll der Grundsatz „too big to fail“ ausgeschlossen werden, Banken müssten Konkurs gehen dürfen. Es sei von hoher Priorität, mit Blick auf die Infrastruktur, in der Rechtsprechung und in den Abläufen die erforderlichen Schritte einzuleiten, damit alle Institute den Markt geordnet verlassen könnten, ohne eine systemische Krise auszulösen“

Den Punkt sollte man dick hervorheben und noch mehrmals unterstreichen. Finde ich schon beeindruckend, wenn die Bankenbranche selber dies aufstellt, von der Politik ist dazu ja noch keine Initative erkennbar. Dies ist meiner Meinung nach absolut essentiell um wieder eine vernüftige Martksituation in der Finanzbrache hinzubekommen.

dels Juli 27, 2009 um 17:11 Uhr

Diese Forderung kommt aber halt nur vom IIF. Von deutschen Instituten bzw. Branchenvertretern habe ich das noch nicht so deutlich gehört, wenn man mal Herrn Ackermann ausnimmt, der ja Vorsitzender des IIF ist.

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