Econ Award: Offen kommunizieren in der Krise? Nicht doch in Deutschland

by Dirk Elsner on 16. September 2009

Mit dem Econ Awards zeichnen Handelsblatt und Econ Verlag Unternehmen aus, die besondere Maßstäbe in der Unternehmenskommunikation setzen. Dieses Mal dürfte die Preisverleihung, die am 19. November in Berlin stattfindet, besonders interessant werden, weil es diesmal vor allem um Kommunikation in der Krise geht. Und damit scheint man in Deutschland Probleme zu haben, könnte ein Fazit des Artikel “Unternehmen kommunizieren zu konservativ” von Jens Koenen sein.

“Offenheit in der Krise, diesem altbewährten Rezept für eine erfolgreiche Kommunikation mögen viele deutsche Unternehmen offensichtlich immer noch nicht so recht trauen – im Gegensatz zu den Firmen in anderen Ländern. Das zeigt der vom Econ-Verlag zusammen mit dem Handelsblatt initiierte Econ-Award „Unternehmenskommunikation“, der in diesem Jahr zum dritten Mal verliehen wird. … So thematisieren in Deutschland viele Firmen die Krise nicht einmal im Ansatz. Dass es funktioniert, offen Fehler anzusprechen, zeigt seit mehreren Jahren der österreichische Ziegelhersteller Wienerberger. „Auch 2008 waren wir wieder die Ersten. Leider“, heißt es gleich zu Beginn des Geschäftsberichts 2008. Auf den folgenden Seiten erklärt das Management dann ohne Schnörkel, dass man als Erster von der Krise getroffen wurde, deshalb zahlreiche Werke vorübergehend stilllegen musste. … Die … Jury-Mitglieder zeigten sich zum Teil enttäuscht über die eher konservative Verpackung vieler Beiträge in diesem Jahr.” 

Offene Kommunikation in der Krise ist zwar das, was Fachleute gerade in schwierigen Zeiten empfehlen (siehe dazu Unternehmenskommunikation in schweren Zeiten), praktiziert wird dies indes kaum. Besonders ausgeprägt war das Schweigen in der Bankenwelt. Banken scheuen negative Kommunikation wie der Teufel das Weihwasser. Deswegen waren vergleichsweise wenig Beiträge von Top-Bankern und Interviews mit ihnen zu lesen. Erst in jüngster Zeit häufen sich die Interview-Beiträge in verschiedensten Titeln (dazu morgen mehr).

Ich habe mich in verschiedensten Beiträgen gefragt, woran es liegen könnte, die Probleme der Branche so defensiv anzugehen. Allerdings habe ich wenig Lust, dieses Thema erneut zu behandeln. Dafür habe ich einen interessanten Text “Schweigen als Teil der Kommunikation” gefunden. Darin schreiben die Kommunikationsberater Vazrik Bazil und Manfred Piwinger einleitend:

“Dieses paradoxe Phänomen der Wortlosigkeit als Bestandteil der Kommunikation hat viele Gründe und Wirkungen. Schweigen kann höflich und angemessen, klug und verständlich sein oder unpassend und störend, missverständlich und beleidigend. In der Regel aber, und darin zeigt sich auch seine Macht, eröffnet es Räume für Spekulationen, vor allem wenn Kommunikation erwartet wird. Der Angeschwiegene will dann auch erfahren, was die Schweigehandlung bedeutet, und diese Wartezeit kann in ihrer scheinbaren Endlosigkeit unerträglich werden und Tür und Tor für Missverständnisse und Selbstzweifel öffnen. Der Spruch, „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold“, ist eben nur relativ gültig.”

In der Folge vertiefen die Autoren das Thema.

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