Gestern hat Barack Obama angekündigt, die Freiheiten der Großbanken zu beschränken. Mit neuen Regeln sollen riskante Geschäfte der Banken künftig radikal eingeschränkt werden. Geschäftsbanken sollen keinen Eigenhandel mehr betreiben oder in Hedge-Fonds und Private Equity investieren, fasst das Handelsblatt die Maßnahmen zusammen. Das klingt nach Glass-Steagall-Act 2.0. Ob dies so durchgesetzt werden kann, ist freilich offen, denn die Mehrheitsverhältnisse im US-Kongress geben den Republikanern mehr Einflussmöglichkeiten und können die Absichten aufweichen oder gar komplett aushebeln.
Angesichts der vielen Ankündigungen in den vergangenen 18 Monaten, die Finanzmärkte neu zu ordnen (siehe Sammlung), darf man daher schon jetzt an der Umsetzung der neuen Maßnahmen zweifeln. Ob und in welchem Umfang die neuen Ankündigungen Sinn machen, muss sich noch zeigen, denn sie wirft eine Reihe von Fragen auf.
Mir fehlt im Moment noch das große Gesamtbild für die neue Finanzordnung. Auf mich wirken die vielen Einzelaktivitäten in den USA aber auch in Europa derzeit viel zu fragmentiert. Schaut man etwa auf die gesamten vor allem nach der Lehman-Pleite angedachten Aktivitäten für eine neue Finanzordnung (siehe dazu diese Mindmap), dann gibt es derzeit nur einen Flickenteppich von Ankündigungen. Daran ändert auch Obamas resolutes Auftreten am Donnerstag nichts. Die Nahtoderfahrung der Finanzkrise scheint längst verblasst und die Finanzmärkte selbst haben darauf spekuliert, dass es keine scharfen Änderungen der regulativen Rahmenbedingungen mehr gibt.
Und es überrascht nicht, dass die Finanzbranche Front gegen Obamas Pläne macht. Hilfreicher wäre es aber, wenn die Branche mal mit eigenen Vorschlägen aufwarten könnte. Diese kommen zwar, dann aber eher von den kleineren Instituten, wie etwa vom feinen Bankhaus Lampe. Deren Sprecher, Stephan Schüller, hat gestern in der Printausgabe des Handelsblatts einen interessanten Vorschlag für die Einrichtung eines Notfallfonds gemacht, den die Banken allein tragen sollen.
Visit msnbc.com for breaking news, world news, and news about the economy
Dokumentation: Obamas Forderungen im Wortlaut (englisch)
Presseerklärung: The New Bank Proposal
Ausgewählte Pressereaktionen
FAZ: Neue Regeln: Obama setzt den Großbanken Grenzen
WSJ: Obama Moves to Restrict U.S. Banks
HB: Paul Volcker: Der Mann, vor dem die US-Banker zittern
NYT: Obama’s Move to Limit ‘Reckless Risks’ Has Skeptics
NYT: With Populist Stance, Obama Takes On Banks
HB: Regulierung: Banken fürchten neuen Nationalismus
Economix: Reactions to the Bank Proposal
CWD: Did Brown’s win spark Obama’s war on Wall Street?
Egghat: Kurze Meinung zum Obama-Banken-Regulierungsplan
Presseschau: Banken müssen weg vom Blutsauger-Image
Zero Hedge: Obama’s Plan To Be Judged By A Goldman Breakup
FTD: Obama droht US-Banken mit Zerschlagung
HB: Eigenhandel: Riskante Geschäfte auf eigene Rechnung
NJT: Obama Moves to Limit ‘Reckless Risks’ of Big Banks
HB: Börse New York: Obamas Pläne lassen Bankaktien abstürzen
[…] Wochenende wurde man zugeschüttet mit Kommentierungen zur beabsichtigten Reform des US-Bannkensystems, die Barack Obama am vergangenen Donnerstag angekündigt hat. Dabei ist diese Strukturreform nicht […]
[…] Was Obama den Banken vorschreiben will (mit Video der Ankündigung) […]
[…] Was Obama den Banken vorschreiben will (mit Video der Ankündigung) […]
[…] Obamas Ankündigungen sind als erstes natürlich den Wählern geschuldet, denn grade in den USA wächst der Zorn über die Banken, die die Krise maßgeblich verursacht haben und obendrein trotz der Rettung durch den Steuerzahler weiter massiv Bonuszahlungen ausschütten. Doch Obamas Maßnahmen sind nicht reiner Populismus, sondern er will damit praktisch den Glass Steagall Act von 1933 widerbeleben, der aus den Erfahrungen der Großen Depression und dem großen Börsencrash entstand. Bezeichnenderweise wurde er just im Jahr 1999 vollständig aufgehoben. Ob das ein reiner Zufall ist, oder aber hat die Auflösung dieses Gesetzes kräftig mitgewirkt am sogenanten verlorenen Börsenjahrzehnt? Jedenfalls haben seit dem die Blasen und Finanzmarktturbulenzen erheblich zugenommen. Denn durch die Aufhebung der Trennung können Banken das billige Geld der FED eben nicht nur für günstige Kredite verwenden, sondern damit gleichzeitig im Eigenhandel spekulieren. Ein wie ich finde äußerst unlauterer Wettbewerbsvorteil der dringend abgeschaft gehört. Denn durch dieses billige Geld kann so meist immer leicht eine neue Blase aufgepumpt werden. Auch grade die Finanzkrise, auch wenn sie vorallem mit schlechten Hypotheken, also dem ureigensten Kreditgeschäft begann, so hat sie erst durch den Eigenhandel so ein Ausmaß erreicht. Denn bisher blieben vergebene Hypotheken meist im eigenen Haus, doch nun wurden sie gestückelt, geteilt neu zusammengesetzt und untereinander munter verscherbelt. Damit verlor man nicht nur den Überblick, sondern es riss praktisch auch die Verbindung zwischen demjenigen der eine Hypothek vermittelt hat und demjenigen der das Risiko später in seinen Büchern hatte. Außerdem muss endlich der Grundsatz gelten, es darf keine Bank mehr “too big to fail” sein. Wenn sie es ist, muss sie langsam in gesundem Maße wieder geschrumpft werden. Denn eine Bank die nie Pleite gehen kann, ist gradezu eine Einladung insbesondere bei den hohen Ertragschancen im Eigenhandelund, dem billigen Geld und hohen Bonuszahlungen ungehemmt zu spekulieren. Das Spekulieren und der Börsenhandel sollte lieber spezialisierten Firmen oder Hedgefonds überlassen bleiben, die sich eben nur auf Eigenhandel ob nur mit eigenem oder Kundengeldern spezialisiert haben. Wenn hiervon eine Pleite geht, wird nicht der Finanzmarkt als solches in seiner Existenz bedroht. […]