Regulierung im Finanzsektor: Die Mindmap der Großbaustellen einer neuen Finanzordnung

by Dirk Elsner on 4. Februar 2010

Glaubt man der Berichterstattung der Wirtschaftspresse, dann ging es auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos zwischen dem Finanzsektor und dem Rest der Management- und Politikwelt hoch her. Ein besonderes Reizthema war und ist die neue Finanzordnung und sind die stockenden Reformbemühungen des Finanzsektors. Hier hagelt derzeit von allen Seiten Kritik auf die Finanzbranche ein, weil den Banken jeder Reformeifer abgesprochen wird. Der Vorstandschef der Deutschen Bank Ackermann sprach sogar von “bankerbashing”. In der Öffentlichkeit zeigen sich einige Institute tatsächlich nicht besonders feinfühlig (üblich ist es hier, Goldman Sachs zu nennen). Die meisten Institute bleiben freilich still und sind insgeheim froh, dass sich Josef Ackermann auf dem Regulierungsbauplatz die Stiefel schmutzig macht.

Unterdessen wird an der Großbaustelle Finanzordnung im Moment munter gehämmert und genagelt, wie Torsten Riecke vergangene Woche schrieb. “Vieles davon ist noch Stückwerk und passt nicht zusammen,” ergänzte er. Und er hat Recht. Schauen wir daher einmal, wer alles an einer neuen Finanzordnung plant und nagelt. Nach dem Zusammenbruch von Lehman forderten berufene und unberufene Architekten schnelle und umfangreiche Änderungen, um Finanzkrisen in diesem Umfang künftig zu vermeiden. In der Folge befassten sich unzählige Arbeitsgruppen und Ausschüsse mit Probebohrungen und stießen dabei auf immer härteres Gestein in Form von Länder- und Verbandsinteresseninteressen sowie auf Widerstände der Finanzbranche selbst.

Die Lage ist mittlerweile sehr unübersichtlich geworden. Die Zweifel, dass auf dieser Baustelle etwas Vorzeigbares entstehen wird, wachsen täglich. Dies wird deutlich, wenn man sich den derzeitigen Bebauungsplan der neuen Finanzordnung ansieht. Obwohl ich aus meiner Zeit als Bereichsleiter einer Bank mich viel mit Regulierungsanforderungen beschäftigen musste und viel gewöhnt bin, hat es mir am Wochenende fast die Sprache verschlagen, als ich die Mindmap zusammen stellte. Aber schauen Sie selbst hinein:

Die Karte ist auch über diesen Link direkt erreichbar. In die Map hinein gelangt man durch einen Kick auf das image_thumb. Durch Drücken der linken Maustaste kann man in der Mindmap navigieren. Durch Anklicken des + klappen weitere Zweige aus. Über image_thumb1 erhält man weitere Informationen und meist Links zu weiterführenden Artikeln. Die bisher in welcher Form auch immer verabschiedeten Maßnahmen/Vorschläge sind grün gefärbt.

Diese seit der Lehman-Pleite aus den Mindmaps zur Finanz- und Wirtschaftskrise  “gewachsene” Karte des Blick Logs zeigt die verschiedenen Baustellen der Finanzmarktregulierung und enthält dabei nicht einmal alle Aktivitäten. Nicht berücksichtigt sind die bereits jetzt geltenden Vorschriften, deren Nennung allein den Umfang der Karte mindestens verdreifachen würde. Nur mit einem √ gekennzeichnete Maßnahmen sind bisher umgesetzt. Hier ist die Betrachtung freilich auf Deutschland beschränkt. Immens ist weiterhin die Zahl der Institutionen, die direkt oder indirekt die Finanzordnung gestalten wollen. Kaum vorstellbar, dass hier die Kompetenzen stets klar verteilt sind. Weit und breit ist hier aber weder eine Institution, geschweige denn eine Leitfigur auszumachen, die die Gesamtbauleitung übernehmen kann.

Eine Sammlung ausgewählter Berichte, Beiträge und Dokumente zur Debatte über eine neue Finanzordnung ist auf dieser Seite zusammengestellt.

PS

Zur Veränderung der Mindmap nehme natürlich gern konkrete und mit Quellen versehene Hinweise und Errata auf.

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