Der iFlat oder warum digitales Kabel-TV und der Pay-TV-Sender Sky Auslaufmodelle sind

by Dirk Elsner on 13. März 2010

image Der Pay-TV-Sender Sky hat gerade Zahlen veröffentlicht, die nur zur Überraschung des Managements schlechter als erwartet ausfielen. Warum sich Sky mit Neupositionierung in die Hölle katapultiert hat, war zuletzt im November Thema in diesem Blog.

Bei einer Sache war ich mir vor einigen Monaten noch nicht sicher. Ich zweifelte an einem Kommentar der FTD, die Pay-TV in Deutschland keine Chance gibt. Mittlere bin ich mir sicher: Pay-TV hat eine Chance, jedoch nicht mehr über das digitale Kabel und Satellit.

Schaut man sich an, wie immer mehr Menschen TV schauen, dann kann man nur zum dem Schluss kommen, dass dem TV über das Internet die Zukunft gehört. Bei dieser Binsenweisheit spielt es keine Rolle, ob es als IP-TV, Web-TV oder wie auch immer konsumiert wird. Der Grund ist simple, es ist mittlerweile einfacher und bequemer als das digitale TV.

Angebote wie Zattoo oder Livestation geben bereits jetzt vor, wie es gehen könnte. Die deutschen TV–Sender feiern schon den Durchbruch ihrer Videoplattformen im Internet. Man braucht sich nicht um zusätzliche Hardware zu kümmern (Digital-Receiver, HD-Receiver, Festplattenspieler etc.), die das Wohnzimmer vollstopfen. Und der nächste logische Schritt hat bereits begonnen. TV-Geräte werden mit einer Internet-Schnittstelle ausgestattet. Über DSL und WLAN lässt sich jedes TV-Gerät erreichen. Mit dem IEEE 802.11n wird HD kein Problem mehr sein. Klar, noch kranken die internetfähigen TV-Geräte an Kinderkrankheiten. Dies wird sich aber schnell ändern. Wer soll mich also daran hindern, das digitale Kabel von Unitymedia durch Zatoo und einen internetfähigen Fernseher zu ersetzen.

Gebremst wird der Prozess derzeit nur noch durch umständliches Handling und vor allem durch die Zuschauer bevormundende Rechtekämpf, die den Kundennutzen zum Teil erheblich einschränken. So fehlen etwa Zatoo in Deutschland noch die meisten privaten Kanäle und natürlich die Pay-TV-Sender. Private Sender streiten sich mit öffentlich rechtlichen Anstalten über die Archive. Dieser Streit ist lächerlich, zumal die privaten Sender Aggregatoren wie Zattoo gar nicht nutzen. Daneben schränkt das digitale Rechtemanagement die Aufzeichnungsmöglichkeiten von HD-Programmen ein.

Dabei zeigen Zattoo und Livestation, wie die Pay-TV-Welt morgen aussehen kann. In einer Oberfläche ist die gesamte Kanalauswahl übersichtlich vereint. Für Premium-Kanäle oder Premium-Qualität zahlt man extra. Aufzeichnungsmöglichkeiten und Archive, die das Konsumerlebnis rund machen würden, fehlen freilich noch.

Wie könnte die nähere Zukunft aussehen? Vermutlich wird in spätestens zwei Jahren Apple seinen iFlat-TV auf den Markt bringen und wie beim iPhone, iPod und iPad den Markt mit einer neuen Geräteklasse aufrollen. Anlog zu iTunes und ibook wird man über iChannel bequem seine TV-Kanäle buchen und dann munter durch Programme und Archive zappen können.

Die Dinosaurier des Digital-TV, wie Unitymedia, Kabel Deutschland, SES und Sky werden aussterben, wenn sie nicht zügig ihre Strategie ändern. Allein Sky hat von dieser Gruppe eine etwas bessere Chance, wenn der Sender seine Rechte geschickter vermarkten würden. Erstaunlich ist aber, dass die Rechteinhaber ausgerechnet das Feld der Premium-Inhalte via Internet nicht bedienen. Sky bietet zwar die Bundesliga über Web-TV an. Bei Preisen zwischen 10€ (dafür muss man schon Sky-Kunde sein) und 19€ als Nichtkunde brauche ich aber nicht auf die nächste Bilanz-PK von Sky zu warten, um zu wissen, dass dieser Sender der größte Flopp eines Rupert Murdoch werden wird.

Aber weitere Premium-Sport-Übertragungen sind Mangelware. Internationale Fußballligen, für die es ganz sicher einen markt gibt, sind legal in Deutschland über das Web nicht zu empfangen. Einzige Ausnahme ist hier Laola.tv zu sein. Der Sender bietet immerhin live und kostenfrei Spiele der spanischen Primera Division.

Will man dagegen Fußball aus England, Italien oder Frankreich sehen, schaut der Fan in die Röhre. Da aber offensichtlich hoher Bedarf nach solchen Angebote besteht, breiten sich immer mehr illegale Streamingportale aus. Sucht man etwa bei Google nach “internet stream premier league fußball”, findet man kein einziges seriöses Angebot. Das ist erschreckend.

SKY Deutschland und die anderen digitalen Kabelanbieter hoffen auf den Durchbruch von HD-TV. Ich glaube, da wird man noch lange warten. HD wird sicher irgendwann kommen, aber nicht über die traditionellen Plattformen Kabel und Satellit. Wer ist denn bereit, jedes TV-Gerät im Haushalt mit zusätzlicher Hardware auszustatten. Angesichts der immer stärker werdenden Konkurrenz aus dem Netz, ist nicht damit zu rechnen, dass die Masse der Zuschauer auch noch zusätzlich dafür zahlen.

Der Tod des digitalen Kabel und des Satelliten-Empfangs wird schleichend kommen, aber er kommt. Spätestens mit dem Tod von Oma Stopka wird der den Haushalt auflösende Enkel fragen, was denn dieser Kasten neben dem TV-Gerät mit den vielen Kabeln eigentlich macht. Er wird keine Antwort erhalten und das Gerät dem Sperrmüll übergeben.

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