Verbesserung in der Projektplanung durch Risikoanalysen statt Risikopauschalen

by delsn on 3. August 2010

Hier ein Beitrag für die Business Praxis, den ich für die CFOWorld geschrieben habe.*

Es ist eine Binsenweisheit, dass Projektinvestitionen häufig nicht zeit- und vor allem budgetgerecht verlaufen. Ein effektives Risikomanagement könnte das Ergebnis wesentlich besser ausfallen lassen.

Geht es um die Ursachen für gesprengte Zeit- und Kostenbudgets, sind die vermeintlichen Gründe schnell gefunden: mangelnde Planung, schlechte Zielformulierung, ungenügende Ressourcen und zu wenig Kommunikation. Doch es gibt mit dem Risikomanagement und einer Risikokultur weitere, oft vernachlässigte Faktoren, die gerade große und komplexe Projekte auf Kurs hätten halten können.

Risikozuschläge statt Planung

Zwar werden in der Projektplanung die wichtigsten Risiken einer Planung  meistens benannt, ihr Nichteintreten aber nur als Annahmen vermerkt. Beliebt ist es außerdem, einfach Risikozuschläge auf die Planungsdaten zu addieren. Dabei verbessern einfache Pauschalen die Plantreue nicht.

Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung der Unternehmensberatung Dr. Ihde und Partner. Die Autoren erklären den mangelnden Nutzen von Risikozuschlägen mit der fehlenden Basis für die Bildung einer Pauschale. Diese setze nämlich eine systematische Risikoidentifikation voraus, an der es oft mangelt.

Risiken systematisch aufdecken

Laut der Berater könnten bereits einfache Maßnahmen zur Risikobeurteilung und Risikokultur die Plantreue stark verbessern und Nachbudgetierungen reduzieren (in der Praxis ist Risikomanagement jedoch oft nur rudimentär implementiert). Insbesondere lohne es sich, Risiken systematisch zu identifizieren und deren Schwankungen einzukalkulieren. Bestätigt haben sie außerdem, dass Projekte in Unternehmen mit einer mangelnden Risikokommunikation schlechter abschneiden. Risiken verschwinden bekanntlich nicht, wenn man ihr Entstehen verschweigt oder gar ihre Untersuchung verhindert.

Risikoanalyse statt Rechenkünste

Für das Management zieht die Studie praxisnahe Schlussfolgerungen, die Budget, Termin- und Ergebnistreue verbessern helfen:

  • Risiko-Analysen zur Identifizierung, Quantifizierung und Einrechnung von Risiken in die Kalkulation anstelle pauschaler Zuschläge;
  • systematische Nutzung von Risikoerfahrungen in der Kalkulation;
  • offene, ehrliche und aktive Risikokultur, die die rechtzeitige Identifikation belohnt;
  • Unterbindung des „Hinrechnens“ von Kalkulationen in gewünschte Richtung.
Wahrscheinlichkeiten und Wirkungen

Will ein Planungsverantwortlicher das Projektrisiko bewerten, dann sollte er zum einen die Eintrittswahrscheinlichkeit des Risikos und zum anderen die Wirkung berücksichtigen, wenn dieses Risiko eingetreten ist. So lohnt es sich in der Praxis nicht, für einen Einflussfaktor mit einem hohen Risiko aber einen geringen Einfluss umfangreichere Absicherungen zu betreiben.

Risiken und ihre Folgen

Sinnvoller ist es hingegen, sich vor Projektbeginn auf Maßnahmen zu konzentrieren, die zwar eine niedrige Eintrittswahrscheinlichkeit haben, jedoch einen hohen Impact auf das Projektergebnis. Als abschreckendes Beispiel mag die Bohrinselkatastrophe von BP dienen. Die Wahrscheinlichkeit war wohl von BP so verschwindet gering kalkuliert worden, dass man keine ausreichenden Vorkehrungen dagegen getroffen hat.

Weiterführende Links:

So frustrieren Sie garantiert Ihr Team

Lippenbekenntnis Risikomanagement

* Der Beitrag ist ursprünglich in der CFO World erschienen. Der Urheberrecht liegt bei IDG Business Media GmbH.

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