Studenten, die darüber nachdenken, BWL mit dem Ziel zu studieren, anschließend eine herausragende Position im Management anzustreben, sollte einmal einen Blick in den Beitrag von Anja Müller im Handelsblatt über die Forschungsarbeiten von Saras Sarasvathy werfen. Müller in dem Beitrag “Wirtschaftswissenschaft: Bauchgefühl verdrängt Lehrbücher” u.a.:
„Sarasvathy war die erste Betriebswirtin, die verstehen wollte, wie Unternehmer aus Fleisch und Blut im Firmenalltag ticken. Wie treffen sie ihre Entscheidungen, wie gehen sie mit Unsicherheit um? Ein Ansatz, der jetzt Universitäten, Business-Schools und Großkonzerne weltweit erobert.
Die Ergebnisse stellen viele sicher geglaubte Erkenntnisse der traditionellen BWL infrage. Echte Unternehmer, so stellen die Forscher fest, agieren ganz anders, als es Management-Lehrbücher und Businessplan-Ratgeber predigen. Sie scheren sich nicht um systematische Marktforschung und Absatzprognosen, und strukturierte Businesspläne sind ihnen ein Gräul. Echte Unternehmer agieren aus dem Bauch heraus, sie tänzeln sich an die Probleme heran. "Erfolgreiche Unternehmer versuchen nicht, die Zukunft vorherzusagen", erklärt Sarasvathy. "Sie versuchen, die Zukunft zu gestalten."
Nun sind die Forschungen von Sarasvathy nicht ganz unproblematisch, weil sie offenbar nur „erfolgreiche“ Unternehmen untersucht und nicht betrachtet hat, wie sich eine statistisch relevante Grundgesamtheit von Unternehmen entwickelt, die strukturiertes Vorgehen ignorieren. Vermutlich wären ihre Ergebnisse dann etwas differenzierter ausfallen. Dennoch sind ihre Untersuchungen interessant, weil sie zeigen, von wie vielen Faktoren der Unternehmenserfolg tatsächlich abhängt und weil es nicht reicht einfach ein wie auch immer designtes Managementkonzept einer Business-School oder eines Managementgurus anzuwenden.
Die Untersuchungen bestätigen aber, dass es lohnt gelehrte Methoden kritisch zu hinterfragen und erfolgreiche Praxisbeispiele nicht als “Beweise” für die Wirkung von Methoden zu akzeptieren.
Ich wußte bisher noch nicht, daß die BWLler mit ihren Methoden auch im Trüben fischen. Jedenfalls lese ich das heraus! Nehmen wir ma an, Madame Sarasvathy hätte Recht: was ist dann ein BWL – Studium noch wert? Außer der Tatsache, daß man beschissene Präsentationen mit IN – Begriffen abliefern kann: NICHTS! Denn: die Entscheidunsträger bekommen für sündhaftes (verschwendetes) Geld nur laue Sprüche – noch nicht mal Erkenntnisse!
Das stützt meine lang gehegte These. Gutachtenschreiber (Präsentationssklaven) sind dazu da, um vorgefertigten Strategien die (vermeintliche) Rechtfertigung zu liefern, damit sich niemand mehr um die Sinnhaftigkeit der Entscheidungen Gedanken machen muß – weil, man kann sich ja auf (bezahlte) Gutachten berufen.
Ich nehme mal an, daß das niemand als Korruption bezeichnet.
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