Das sogenannte Abacus-Geschäft legte im vergangenen Jahr faszinierende Details über die Geschäftspolitik von Hedgefonds, Investmentbanken und anderen institutionellen Anlegern während der Finanzkrise offen. Die Bankholding Goldman Sachs war wegen ihrer Milliardengeschäfte mit auf dem Immobilienmarkt basierenden Derivaten, insbesondere Collateralized Debt Obligations (CDO), von der US-Börsenaufsicht SEC angeklagt worden. Im Sommer hatten sich SEC und die Investmentbank auf einen Vergleich geeinigt. Goldman zahlte 550 Mio. Dollar Strafe. Goldman räumt damals in dem Vergleichsdokument ein, dass ihre Werbeunterlagen unvollständig gewesen seien. 300 Mio. Dollar zahlte das Geldhaus nach an das US-Finanzministerium und 250 Mio. Dollar an Anleger, die zu Schaden gekommen sind.
Dieses Geschäft schloss Goldman Sachs nur ab, weil der Hedgefonds von John Paulson einen Trade auf fallenden Immobilienpreise aufgebaut hatte. Paulson war ab 2005 besorgt wegen der Entwicklung am Markt für Immobilienfinanzierungen. Um damit Geld zu verdienen setzt er u.a. auf die Strategie “nackte” Credit Default Swaps, die an Wert gewinnen, wenn die damit normalerweise abgesicherten Kredite an Wert verlieren. Paulson setzte sie quasi als Short-Strategie ein, um gegen die Übertreibungen des Kreditmarktes zu spekulieren, eine wie wir heute wissen sehr weise Entscheidung, denn Paulson verdient für seine Anleger und sich Milliarden US$.
In der Folge des Vergleichs mit der SEC ist es zu Klagen gegen Goldman Sachs gekommen, die das Geschäft für Paulson strukturiert hatte, ohne auf die wirklichen Absichten hinzuweisen. Am vergangenen Donnerstag nun reichte der sich ebenfalls geschädigt fühlenden Anleiheversicherer ACA Financial Guaranty Corporation Klage gegen Goldman Sachs ein. ACA sei, so argumentiert der Versicherer, durch Goldmans Betrügereien in die Irre geführt worden" und verlange insgesamt 120 Millionen Dollar von der Investmentbank.
Der Blick Log dokumentiert hier die vom Dealjournal des Wall Street Journals veröffentliche Anklageschrift. Sie gibt erneut einen tiefen Einblick in eine faszinierende Transaktion, aus der man viel über die Praxis von Investmentbanken, Hedgefonds und Anleiheversicherern lernen kann.
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Der Blick Log hat im vergangenen Jahr eine Sonderseite zu dem Abacus-Geschäft eingerichtet, die über diesen Link erreicht wird.
Aktuelle Berichte zu der Anklage von ACA gegen Goldman Sachs
Die Presse: Goldman Sachs von alten Betrugsvorwürfen eingeholt (07.01.11): Im vergangenen Juli hatte die US-Bank 550 Mio. Dollar Strafe wegen unvollständiger Aufklärung über hochriskante Produkte kassiert. Nun gibt es eine neue Klage von der US-Versicherungsfirma ACA.
WSJ Deal Journal: The Surreal Lawsuit Over Goldman’s Abacus Deal (6.1.10): It’s surrealism day over at ACA Financial. The bond insurer today sued Goldman Sachs over the now-infamous mortgage securities investment known as “Abacus 2007-AC1.”
Bloomberg: Goldman Sachs Efforts to Burnish Image May Be Undermined by Facebook Deal
SZ: Goldman Sachs wird von Betrugsvorwürfen eingeholt
WSJ: ACA Financial Sues Goldman For Alleged Abacus-Related Fraud
WP: Insurer claims it was misled by Goldman Sachs on mortgage-backed investment
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