Werden Risiken eines Rating-Downgrades der USA übertrieben?

by Dirk Elsner on 27. Januar 2011

Im November vergangenen Jahres zeigte sich die Finanzwelt überrascht über das Downgrade des Ratings der USA durch die chinesische Ratingagentur Dagong Global Credit Rating. Im Blick Log fragte ich damals: “Beeinflusst China Rating Downgrade für die USA US-Schuldensituation mehr als erwartet?

Mittlerweile häufen sich die Stimmen, die an das Top-Rating der USA gefährdet sehen (siehe unten gesammelte Berichte). Erstaunlich ist aber, dass die an der Prognosebörse Intrade gehandelten Kontrakte mit der Erwartungen darauf, dass das Rating der USA bis Ende des Jahres heruntergestuft wird, wieder im Preis gefallen sind.

Vor der chinesischen Bewertung notierte die Wahrscheinlichkeit einer Herabstufung bis Ende 2011 bei 15%. Mit der Bekanntgabe erhöhte sich die Erwartung auf eine Ratingherabstufung auf fast 30% und fiel danach wieder steil ab.

Price for Will the United States AAA credit rating be downgraded or put on negative outlook? at intrade.com

Selbst der dramatischer Appell von US-Finanzminister Geithner, der den Kongress vor Zahlungsunfähigkeit der USA warnte, verursachte keine Verschlechterung der Erwartung. Daraus könnte man jetzt ableiten, dass der Vorhersagemarkt Intrade nicht funktioniert. Tatsächlich gibt es in dem entsprechenden Kontrakt nur wenig Umsätze. Dennoch gibt es aktuelle Gebote, so dass die Bewertung nicht ausschließlich Fantasie ist.

Unterstellt man, dass die Intrade-Erwartungen richtig sind, dann lässt dies nur den Schluss zu, dass die Schlagzeilen über eine mögliche Rating-Verschlechterung der USA übertrieben sind. Bestätigt wird dies durch die Finanzmärkte selbst. Die Mitte Januar veröffentlichten Warnungen von Moody’s und S&P schlugen sich jedenfalls nicht in den Kursen nieder.

Meldungen

Finanzzeug: Internationaler Währungsfonds warnt USA vor hohen Schulden – Rating könnte gesenkt werden (10.1.11)

FTD: Hohe Verschuldung: Starökonom warnt vor Dollar-Crash (9.1.11): Barry Eichengreen, bekannter Währungsexperte, glaubt, die US-Devise werde ihre Rolle als alleinige Weltleitwährung verlieren. Auf dem Weg dorthin könnten die USA in die Rolle Griechenlands geraten.
Staatshaushalt der USA Am finanzpolitischen Abgrund Die USA stehen kurz vor der Pleite, die übrige Welt zeigt sich besorgt. Amerika bleibt gelassen: Man muss doch lediglich die Schuldenobergrenze anheben

WSJ: Greenspan Warns of Risks From U.S. Debt (8.1.11): Former Fed Chairman Alan Greenspan said the U.S. could face a bond-market crisis if politicians don’t act soon to start cutting the nation’s debt.

WSJ: Number of the Week: Interest Payments on Federal Debt (8.1.11): By 2020 the U.S.’s annual net interest payments may more than double to $778 billion, or a record 3.4% of GDP. That’s closer to what the government spends every year on national defense.

Spon: Amerika ist abgebrannt (7.1.11) Mit drastischen Worten hat der amerikanische Finanzminister Geithner vor einer Staatspleite der USA gewarnt, dem Land drohten „katastrophale Schäden“. Auf den ersten Blick ein politisches Manöver. Doch es zeigt auch, wie schlecht es der Großmacht wirklich geht.

HB: US-Regierung erleichtert: Republikaner segnen weitere Schulden ab (7.1.11): Im Streit über die Rekordverschuldung der USA steht Präsident Barack Obama vor einem Etappensieg. Die Republikaner signalisierten am Donnerstag, dass sie der demokratischen Regierung vorerst nicht den Finanzhahn zudrehen werden. Finanzminister Geithner hatte zuvor in einem dramatischen Appell vor einer Zahlungsunfähigkeit der USA gewarnt.

HB: USA: Das Land der unbegrenzten Schulden (7.1.11): Amerika steht vor riesigen Problemen: Nicht nur die Regierung von Barack Obama in Washington, sondern auch die Bundesstaaten, Kommunen und Sozialkassen stehen vor unfassbaren Schuldenbergen. Siehe auch Schuldenkrise: Zehn unangenehme Wahrheiten: Die Vereinigten Staaten sitzen auf einem gigantischen Schuldenberg von 13,95 Billionen Dollar. Die Finanzmärkte fragen sich, wie die USA aus dieser Schuldenfalle entkommen wollen. Zehn unangenehme Wahrheiten.

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