Weitere Testergebnisse aus der Toolbox zur Bekämpfung der Finanz- und Schuldenkrise (Teil 2)

by Dirk Elsner on 28. Dezember 2011

Leser dieses Blogs ahnen es, dass die Feiertage für den Blick Log arbeitsintensiv waren. Wir waren nach dem ersten Teil gespannt, mit welchen weiteren Tools das Wenger Schweizer Offiziersmesser helfen kann, die Finanz- und Schuldenkrise in den Griff zu bekommen. Die bisherigen Rezensenten auf Amazon haben bekanntlich nicht alle Einsatzmöglichkeiten testen können. Wir haben dazu extra unsere Makrosimulation um einen einheitlichen Währungsraums mit Bankensystem erweitert.

Aber zunächst wollen wir aber zeigen, was den Käufer beim Auspacken erwartet. Dazu hier das Unboxing-Video:

Für Banken sehr interessant ist der CDS-Spreadder, der innerhalb des Sekundenhandels für die Zerhexelung selbst hartnäckig steigender Risikoprämien für Kreditausfallversicherungen sorgt. Hier müssen aber erst unsere Langzeittests zeigen, ob die versprochene Nachhaltigkeit tatsächlich geliefert werden kann. Ob sich der Risikoflansch bei den Kreditinstituten durchsetzt, ist dagegen noch offen. Man halte, so ein Sprecher des internationalen Verbandes systemrelevanter Banken, die modifizierten VaR-Modelle für ausreichend, um die Long-Tail-Risiken zu beschneiden.

Weniger erfreut zeigten sich die Finanzhäuser über den Haircutter. Der schaffte ohne zähe Diskussionen einen Schuldenschnitt für Griechenland von 60% und für Italien von 10%. Weitere Staaten mochten wir in der Kürze der Zeit nicht ausprobieren, denn der Cutter bietet den Banken keinen Schutz vor einer Gläubigerbeteiligung. Alex13wetter forderte hier sogar für weitere Haircuts den Einbau eine Schuldenkettensäge. Ob dieser Vorschlag im Modell für die nächste Finanzkrise berücksichtigt wird, ist aber fraglich. Ein Vertreter des internationalen Bankenverbandes schärfte bereits die rhetorische Klinge. Es sei nicht einzusehen, dass Banken plötzlich die Risiken aus den Positionen tragen, aus deren üppigen Überschüssen in der Vergangenheit die Bonuszahlungen gespeist wurden. Hier sei man bereit gegen das Messer zu kämpfen.

Unglücklich finden wir, dass der zunächst angekündigte Regulierungssimplifizierer nicht den Weg in Endversion gefunden hat. Ein Entwicklungsingenieur, der seinen Namen nicht im Blog lesen möchte, verriet uns, man habe auf dieses Werkzeug verzichten müssen. Man sei sich zwar durchaus bewusst, dass eine einfachere und klarere Regulierung des Finanzsektors für ein besseres und sicheres Finanzsystem sorgen würde, man gefährde aber durch den “Vereinfacher” viele Arbeitsplätze in Banken, Rechtsberatungs- und Wirtschaftsprüferkanzleien sowie bei Aufsichtsbehörden. Hier säßen aber wichtige Kunden des Wengers und man wolle nicht die eigenen Absatzmöglichkeiten beschränken. Außerdem erwecke eine komplizierte Finanzmarktregulierung den Eindruck, man gehe hart und streng gegen den Finanzsektor vor, was ja schließlich die Bevölkerung erwarte.

Schön am Wenger ist, dass es ohne Installation und Konfiguration eingesetzt werden kann. Das dürfte alle die Politiprofis und Manager freuen, die sich durch die bisherigen Tools überfordert sahen, dies aber nicht zugeben konnten. Bewusst habe man auch auf eine volkswirtstheoretische Untermauerung verzichtet. “Niemand unserer Fachleute”, so ein Sprecher, “stieg mehr durch die vielen sich widersprechenden Modelle der Volkswirte durch. Wir setzen nun voll auf die Animal Spirits, die bei der Anwendung des Multitools entstehen.”

Ob sich das Instrument in der Praxis durchsetzen wird, ist freilich noch offen. Der ungenannt bleiben wollende CEO einer systemrelevanten Bank verriet uns hinter vorgehaltener Hand aber, dass man es in seinen Kreisen sehr bedauere, dass Wenger den impliziten Bestandsgarantiegenerator für große Banken wieder entfernt habe. Es sei daher unwahrscheinlich, dass die SIFIs dieses Instrument unterstützen. Offiziell werde man sich natürlich für die Nutzung des Wengers einsetzen, jedoch nur wenn China, Brasilien und Lummerland ihren Widerstand dagegen aufgeben würden.

Fazit: Da die bisherigen Instrumente aus der Eurozone, der EU-Kommission, EZB und der privaten Finanzwirtschaft in den Anwendung zu stumpf waren und die Tests in unser simulierten Eurozone sehr vielversprechend ausgefallen sind, raten wir Banken und Politiker zum Einsatz des Wenger Offiziersmesser. Auf Nachfrage, warum das Instrument in 2011 noch nicht eingesetzt wurde, erläuterte uns ein Sprecher des Sekretariats der Eurozone, dass die Finanzminister bisher keine Zeit für eine Test gefunden haben, weil sie immer noch mit ihrer stumpfen US-Investmentbankersäge hantieren. Wir meinen, da hilft vielleicht der von 1.166,50 Euro auf 549,99 Euro gesenkte Preis. Damit liegt das Universaltool beim Stundensatz eines Partners von Goldman Sachs und dürfte selbst für Griechenland erschwinglich sein. Wer davon nicht überzeugt ist, sollte auf die Extras achten. So könnte der als Zugabe beigegebene “Defibrillator” etwa helfen, wenn ein Regierungschef nach einer Bunga-Bunga-Party einen Schwächeanfall erleidet. 

Leider konnten wir wegen der Weihnachtsfeiertage nicht alle Funktionen testen. Wir freuen uns daher auf weitere Erfahrungen und Anregungen hier im Kommentar, via Twitter, Google+ oder Facebook

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