Banken klingeln nicht, wenn sie ihre Kreditvergabe einschränken

by Dirk Elsner on 11. Januar 2012

Vergangene Woche hatte ich in dem Beitrag “Kreditklemme überall, nur nicht in Deutschland?” hervor gehoben, dass sich prinzipiell eine Kreditklemme nicht nachweisen lässt und die Diskussionen darüber, ob sie vorliegt oder nicht, vom Standpunkt der Betrachters abhängt. Naturgemäß sehen Banken so gut wie nie eine Kreditklemme, während Vertreter von Unternehmen diese wesentlich häufiger wahrnehmen. Die Wahrheit liegt, wenig überraschend, meist in der Mitte.

Bei der Recherche im Blick Log zum Thema Kreditklemme stieß ich auf einen Beitrag von Norbert Häring im Handelsblatt. Leider ist der Beitrag nicht mehr online. Häring schrieb am 3. Juli 2009 über die fruchtlose Diskussion darüber, ob es eine Kreditklemme gäbe oder nicht:

“Die Unternehmen beklagen, dass die Banken mit Krediten geizen. Die Banken finden allerlei Argumente dafür, warum die Zurückhaltung normal, geschäftspolitisch geboten oder zumindest verständlich sei, und im Übrigen bräuchten die Unternehmen ohnehin nicht so viel Kredit, da sie wenig investierten.“

Die Bundesbank hatte 2009 zunächst gesagt, es gäbe keine Kreditklemme und dies später dahin gehend korrigiert, dass es keine flächendeckende Kreditklemme oder keine Kreditklemme in der Breite gäbe. Häring schreibt weiter:

“ Diese Formulierung macht schön den Unsinn der Frage nach einer Kreditklemme deutlich: Sie lässt sich nicht kategorisch mit Ja oder Nein beantworten. Denn weil nie jeder Kredit bekommt, der ihn haben will, herrscht immer Kreditklemme: meist weniger, derzeit mehr. Es gibt auch keinen objektiven Maßstab dafür, ob jemand kreditwürdig ist, nur Indizien. Aus diesen beiden Gründen gibt es keine glasklare Definition von Kreditklemme.

Eine flächendeckende Kreditklemme kann es nicht geben, es sei denn, alle Banken machten Pleite. Bekannt und empirisch hinreichend nachgewiesen ist allerdings – und das ist der wahre Kern des Problems -, dass Banken im Aufschwung zu viel und im Abschwung zu wenig Kredit geben. Dabei ist es nie so, dass hochgradig kreditwürdige Unternehmen plötzlich keinen Kredit mehr bekämen. Vielmehr bekommen Unternehmen mit Schwierigkeiten, die zu normalen Zeiten Kredit bekommen hätten und saniert worden wären, diese Chance nicht mehr, weil die Banken das Risiko scheuen. Viele, die hätten gerettet werden können, gehen pleite. “

Da sich in diesen Monaten ohnehin alles im Kreis dreht, werden wir wohl wieder die gleiche öffentliche Diskussion führen, wie 2009. Eine kleine Auswahl von damals:

Damals lieferte übrigens die Bundesbank bereits einen Beitrag zur Definition des Begriffs Kreditklemme (Monatsbericht September 2009, S. 17 – 36):

“Nachfolgend soll eine Kreditklemme als eine Einschränkung des Kreditangebots definiert werden, die quantitativ so bedeutsam ist, dass sie ein maßgebliches konjunkturelles Risiko begründet.”

Diese Definition unterliegt erheblichen Wertungen und ist eher für volkswirtschaftliche Untersuchungen geeignet. Unternehmen hilft sie nicht. Für Unternehmen ist aber wichtig, dass wenn eine  Bank einen Kreditantrag ablehnt, es nicht notwendigerweise an der Bonität des Antragstellers liegen muss. Möglich, dass das Haus die Vergabebedingungen einfach nur verschärft hat.

Die Verschärfung der Vergabebedingungen etwa durch die Anforderung höherer Sicherheiten oder eines noch strengeren Ratings sind die einfachsten Methoden, um die Vergabe neuer Kredite einzuschränken. Gemessen wird dies etwa über die Kredithürde, also etwa durch die Befragung von Unternehmen. Das ifo-Institut führt regelmäßig solche Befragung durch. Die letzte Veröffentlichung im Dezember gab freilich noch keinen Anlass für Alarm. Siehe dazu Kredithürde leicht gestiegen. Persönlich rechne ich aber für die Veröffentlichung Ende Januar mit einem weiteren Anstieg, wobei die Kredithürde noch deutlich unter dem Niveau 2009 bleiben wird.

 

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