Warum mich die Debatte zum Urheberrecht provoziert

by Dirk Elsner on 6. April 2012

Sven Prange vom Handelsblatt wollte anscheinend irgendwie mit einer gezielten Provokation “das Netz” herausfordern (Debatte hier via Rivva). In seinem Einleitungsartikel “Hundert Kreative provozieren die Netzpiraten” steht der Satz: „Es ist kein Zufall, dass viele Blogs und Foren vor allem reproduzieren.“ Thomas Knüwer hat dazu in “Das Handelsblatt schwurbelt durch die unreale Welt” bereits eine passende Replik verfasst. Und eigentlich wollte ich den dort nur kommentieren. Der Kommentar ist jetzt so lang geworden, dass ich da daraus hier gleich einen eigenen Eintrag gemacht habe.

Ja, ich fühle mich auch herausgefordert durch eine solche Provokation. Der Satz ist wie ist als wenn man Menschen vorwirft, sie seien ja selbst nicht kreativ, weil sie sich ja alle der gleichen Sprache bedienen und nicht fähig sind, eine eigene Sprache zu entwickeln.

Es ist auch zu mühselig, Prange die Idee von Blogs zu erklären. Aber natürlich fühle ich mich dadurch als Blogger aus zwei Gründen angegriffen.

  1. Reproduzieren viele Blogs, die ich kenne und regelmäßig lese, gerade nicht einfach nur Inhalte. Viele zitieren mit entsprechenden Verlinkungen und im Rahmen des Urheberrechts zwar aus Medien und Blogs, entwickeln aber die Gedanken weiter, widerlegen oder ergänzen sie, liefern zusätzliches Material, stellen sie in neue Zusammenhänge usw. Genau das macht auch Kreativität aus. Was Bestehendes aufzunehmen und weiterzuspielen. Auch Erfinder in der realen Welt bauen ja ihre Ideen schon vorhandenem und von anderen Menschen erdachtem Wissen auf.
  2. Sehr viele Blogs entwickeln vollkommen unabhängig von unter Urheberrecht stehender “Kreativarbeit” eigene Gedanken, Ideen und verbreiten diese kostenlos. Nach Prange stellt diese aber keinen Wert dar, weil dafür kein Preis gezahlt wird. Dass man übrigens häufiger Ideen, die zunächst in Foren oder Blogs entstanden sind, auch bei den “professionellen Kreativen” ohne entsprechende Erwähnung wiederfindet, bleibt natürlich von Prange unerwähnt.

Ich verstehe nicht, woher diese Wut kommt, die Pranges Artikel durchzieht. Mich überrascht das insbesondere vor dem Hintergrund der Menschen, die ich vom Handelsblatt kenne.

Bei der Gelegenheit. Unabhängig vom Pranges Beitrag nervt mich das ständige Gefasel von der “Netzgemeinde”, die alles kostenlos haben will. Ich kenne weder eine Netzgemeinde im Sinne einer homogenen Masse, die sich gegen Kunst, Kultur, Medien und was auch immer verschworen hat. Und als jemand, der sich selbst viel im Netz bewegt, will ich auch gar nicht alles gratis haben. Ich zahle für Abos, Webzugriffe und Dokumente. Also, was soll das Gequatsche von der Gratiskultur, die das „Netz“ fordert?

Und zum Schluss: Wenn einer kostenlos Inhalte ins Netz stellt und darunter Buttons zur Verlinkung mit sozialen Netzwerken setzt, dann bin ich bisher davon ausgegangen, dass diese Medien Freude daran haben, wenn ihre Inhalte verlinkt werden. Niemand kann erwarten, dass dies vollkommen kommentarlos erfolgt. Dann schreibt doch bitte unter Eure Texte: “Das Weitergeben des Links und seine Kommentierung in sozialen Netzwerken sowie das Zitieren in Blogs ist nicht erwünscht.”

Heute ist Karfreitag, in der englischen Sprache auch Good Friday genannt. Ich will es damit erst einmal gut sein lassen und die Feiertage genießen.

FDominicus April 12, 2012 um 09:15 Uhr

Eine der Fragen die man sich stellen sollte: „Wem nützt es?“ Ich behaupte mal rundweg den „Journalisten“ schwimmen Ihre Arbeitsplätze weg. Und der Beissreflex arbeitet unter den Umständen „meisterhaft“.

Ich für meinen Teil kann nur sagen in Deutschland kenne ich keine lesenswerte Tageszeitung und auch kein lesenswerte politische orientiertes Magazin mehr.

Ich war lange Zeit FAZ Abonnent aber der FAZ fiel ja nichts Besseres ein als Ihren Preise mal eben um mehr als 10% anzuheben. Das war’s dann. Ich habe nicht mehr viel von er FAZ mitbekommen. Auf der weiteren Suche habe ich mir dann andere Tageszeitungen angeschaut und wo bin ich gelandet? Bei der NZZ. In Deutschland scheint es mit „freier“ Presse nicht mehr weit her zu sein und Kinder werden schon gar nicht mehr beim Namen genannt. PC ist für jedwege Kultur ein Armutszeugnis.

Wenn denn bei den Zeitungen nichts mehr geht, bleibt ja die Suche im Netz. Was ein „bisschen“ weniger beschränkt ist als unsere „Systempresse“. So was wie Blicklog, Querschüsse, das Bankhaus Rott & Meyer uvm finde ich im Netz, nicht in der Zeitung.

Man findet definitiv einfacher abweichende Meinung und Diskussionen im Netz als in jeder Zeitung. Und ich bin es einfach leid, mir von den „Journalisten“ Halbwahrheiten bis Lügen als „reine und einzige“ Wahrheit unterjubeln zu lassen.
Auf „alternativlos“ reagiere ich „alternativlos“ allergisch.

Ich hoffe diese PC und „Übereinkunft der Demokraten“ schwappt nicht als neuer Standard in’s Netz vor.

Nach 3 Jahren Rettungsaktionen und ein paar Billionen mehr an Schulden dämmert es auf einmal auch z.B. den Handelsblatt das Gelddrucken nicht der Weisheit letzter Schuß sein kann. Aber im Großen und Ganzen hat man sich wohl darauf verständig den Markt als „schuldigen“ zu benennen. Und so folgt ein Schwachsinn und ein Rechtsbruch nach dem Anderen.

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