Am Wochenende stieß ich auf eine interessante Studie des Münchner Makroökonoms Gerhard Illing. Die Studie “Zentralbanken im Griff der Finanzmärkte” befasst sich vorwiegend mit Gründen, warum Finanzmärkte reguliert werden sollten und erklärt recht gut einige Mechanismen, die aus Sicht des Autors zur Finanzkrise geführt haben. In der Studie zitiert Illing auf S. 15 den ehemaligen EZB-Präsidenten Jean Claude Trichet. Der machte 2010 in einer Laudatio für Hans Tietmeyer, dem ehemaligen Präsidenten der Deutschen Bundesbank, folgende Aussage, die ich vor dem Hintergrund der aktuellen Debatte um die Geldpolitik interessant finde:
„Der beste Beitrag, den die Zentralbanken für die Stabilität des Finanzsystems leisten können, ist Preisstabilität. Preisstabilität ist sogar eine notwendige Bedingung für Finanzstabilität. Hinreichende Bedingung ist sie jedoch nicht. Finanzstabilität liegt in der Verantwortung vieler. Und alle müssen ihrer Verantwortung gerecht werden.“
In der Studie geht Illing auf verschiedene Maßnahmen ein, die das Finanzsystem nebst Schattenbankensektor stabiler machen sollen. Leider erklärt er nicht, warum mangelnde Preisstabilität eine Gefahr für die Finanzstabilität ist. Ich finde die Frage gerade deswegen interessant, weil vor dem Hintergrund der aktuellen ökonomischen Debatte man immer häufiger liest (z.B. in diesem Beitrag von Paul Krugman für Spiegel Online), dass die Zentralbanken mehr Inflation (ergo weniger Preisstabilität) in Kauf nehmen sollten und damit genau das Gegenteil von Preisstabilität gefordert wird.
Ich bin leider nicht fündig geworden auf der Suche nach einer Erklärung für den Zusammenhang zwischen Preisstabilität und Finanzstabilität, wobei ich Finanzstabilität hier im Kontext der Studie als Stabilität des Finanzsystems verstehen würde, also auch als eine Maßnahme, um Finanzkrisen zu verhindern.
Axel Weber, ehemaliger Präsident der Bundesbank, hat sich zwar ebenfalls in einer Rede in Mannheim 2010 so geäußert, den Kausalzusammenhang aber ebenfalls nicht erläutert. Weber zweifelte darin den “Mehrwert einer willkürlichen Anhebung des Inflationsziels” an und stellt dem die “erheblichen Kosten” gegenüber: “Die Inflationserwartungen würden destabilisiert und die über Jahrzehnte aufgebaute Glaubwürdigkeit der Zentralbanken untergraben. Dies gilt umso mehr, als eine solche Maßnahme – auch wenn sie nur geldpolitisch motiviert ist – von vielen Bürgern als Bestätigung ihrer schon jetzt latenten Befürchtung verstanden würde, der Staat wolle die Last der krisenbedingt rapide gestiegenen Staatsverschuldung durch höhere Inflation verringern.”
Zum Zusammenhang zwischen Finanzsystemstabilität und Geldpolitik sagte er dann: “Auf der einen Seite ist ein stabiles Finanzsystem eine unabdingbare Voraussetzung für die Implementierung und Transmission der Geldpolitik. Auf der anderen Seite wirken geldpolitische Maßnahmen aber auch auf die Finanzstabilität, etwa indem sie das Risikoverhalten der Akteure beeinflussen.” Aber auch dies ist keine Erklärung. Etwas später spricht er gar von möglichen Zielkonflikte bei der gleichzeitigen Verfolgung von Preis- und Finanzstabilität.
In einem Bericht der AG Finanzstabilität über die makroprudenzielle Aufsicht in der Schweiz habe ich auf S. 3 den Satz gefunden:
“Die jüngste Finanzkrise hat gezeigt, dass eine auf die Solvenz und Stabilität von einzelnen Finanzmarktteilnehmern ausgerichtete Aufsicht sowie eine auf die Preisstabilität fokussierte Geldpolitik keine Gewähr für die Stabilität des Finanzsystems bieten.”
In weiteren Texten werden eher Finanzsystemstabilität als konkurrierende oder komplementäre Ziele genannt. So wirklich zufrieden bin ich also nicht mit dem was ich gefunden habe.
Mir ist angesichts der Mechanismen der letzten Finanzkrise schon klar, dass Preisstabilität allein keine Finanzkrise verhindert. Aber was ist mit dem Umkehrschluss: Leistet eine Inflationspolitik, die derzeit häufiger gefordert wird, den Vorschub für eine neue Finanzkrise? Wenn diese These so stimmen würde, dann würde man erneut den Teufel mit dem Beelzebub austreiben. Die Bankenkrise 2008 hat zur Finanzkrise geführt, diese zur Wirtschaftskrise. Finanz- und Wirtschaftskrise wiederum haben zur Schuldenkrise geführt, die nun starke Wachstumseinbußen nach sich zieht. Dies sollen gemildert werden durch expansive und Inflation in Kauf nehmende Geldpolitik der Zentralbanken.
Für alle die’s interessiert: http://acemaxx-analytics-dispinar.blogspot.com/2012/06/lettlands-makrookonomische-erfahrung.html
(aber Achtung, acemaxx schreibt schon „nur für Streber“)
@Guenni7.
Das ist in einem Teilbereich beweisbar falsch. Schauen Sie sich die computer, Mobiltelefon bereiche an. Dort müssen seit Jahrzehnten die Hersteller in einem Umfeld operieren wo „Preisverfall“ Standard ist.
Betrachten Sie es anders herum, wenn ich 5% Preisverfall „hätte“, dann könnte ich eben mit dem bestehenden Geld ohne Problem 5% mehr an „Gütern“ erwerben.
Es ist keine „notwendige“ Bedingung eine immer steigende Geldmenge zu haben. Oder andersherum um eine permanente Inflation zu haben braucht man nicht mehr und nicht weniger als eine steigende Geldmenge. Denn genau das ist was die „Österreicher“ unter Inflation verstehen 😉
Sie können es am „künstlichen“ Beispiel der „Verdoppelung“ der aktuellen Bargeldmenge durchspielen. Wir haben eine Gütermenge x und eine Geldmenge y also mit y bezahlte ich diese x. Nun verdoppele ich y (habe also 2 y) ich kann aber nur x kaufen also müssen sich die Preise „im Schnitt“ verdoppeln.
Ich bin mir der Vereinfachungen durchaus bewußt. Hier kommt zu tragen was Robert Michel thematisiert hat. Das Geld wird „natürlich“ erst mal in langfristige Güter fliessen. Denn man hat ja „mehr“ Geld übrig. Nur war das eben eine Täuschung, Und diese „Täuschung“ wird eben durch Zentralbanken bewußt gefördert und sogar als „etwas Gutes“ umdefiniert…
@Martin Burch
Ich schreibe nirgendwo etwas über eine Zentralbank. Zentralbanken gehören abgeschafft, sie sind es doch die den Geldmarkt ausschalten.
Und ja keine Schulden mehr für Staaten und es kann die Probleme mit „zu vielen Schulden“ von Staaten einfach nicht mehr geben.
Das andere Problem was ich angesprochen habe ist, daß Banken die Sichteinlagen der Kunden beliebig ausleihen dürfen, was wie wie sehen eben zu Bank-runs führen kann die dann wiederum „abgesichert“ werden „müssen“.
Und der Staat hat auch „entschieden“ , daß Anleihen von Staaten eben nicht durch EK abgedeckt werden müssen. Was nur heisst, wenn ein Staat pleite geht sind auch einmal gigantische Rückstellungen zu „leisten“. Das ist falsch. Es gibt KEINE Anlage ohne „Risiko“ und dieses Risiko muss nun mal „abgesichert“ sein. Wenn griechische Anleihen als sicher galten aber 80 % der Schuld annuliert werden, muß man im Gegenzug offenbar die Anleihen abschreiben. Nun bei Griechenland liegen die Sachen jetzt wohl wieder in den „Büchern“ von anderen Staaten….
Im Endeffekt könnten wir einen Haufen der Probleme die wir so haben mit einem Geld als Wert vermeiden. Nur das wollen eben die Manipulateure aller Parteien NICHT!!!
Sehr schön, ich lebe in einem Staat, der Grundsätzlich keine Schulden machen kann. Niemand würde einer Kommune, Bundesland oder sonstiger Behörde einer durchschnittlichen Bananenrepublik hier in Zentralamerika einen Kredit gewähren. Aber ich weiss jetzt nicht, ob Sie an eine solche Bananenrepublik als Vorbild für Deutschland denken? Und da der Staat gemäss Ihrer Überzeugung keine Schulden mehr machen kann, wer dann? Oder wird auch nichts mehr gespart oder falls doch, nur unters Kopfkissen?
Keine Zentralbanken mehr, weil die den Geldmarkt ausschalten. Keine Ahnung wie Sie das meinen. Aber ich glaube in der Summer aller Ihrer Kritik kommen wir zu einem Systemwechsel, oder? In welche Richtung würde denn die Reise gehen?
Der Zusammenhang zwischen Preis- und Finanzstabilität, lässt sich wunderbar an der Euro-Krise demonstrieren. Dazu muss ich jedoch etwas weiter ausholen.
Vor der Einführung des Euros hatten wir große Zinsdifferenzen zwischen den späteren Kernstaaten des Euro (Deutschland, Niederlande) und der späteren Europeripherie. Mit der Einführung des Euros hat sich die Zinsdifferenz stark verringert und ist fast gänzlich verschwunden. Um dies zu ermöglichen, musste es umfangreiche Kapitalexporte aus den Kernstaaten in die Peripherie geben. (Dies ist meines Erachtens auch der Hauptgrund für die Exportstärke Deutschlands innerhalb der Eurozone) Der Kapitalexport ging jedoch nicht nur mit dem Export von realem Kapital einher, sonder bewirkte auch Preiseffekt, die Inflation in der Europeriphirie war höher als im Kern.
Und jetzt sind wir bei deiner eigentlichen Frage. Inflation lässt nicht alle Preise gleichermaßen steigen. Die Preise für Kapitalgüter und langlebige Güter reagieren stärker auf einen externen Kapitalstrom als andere. Durch diesen Preiseffekt lohnt es sich stärker in Kapitalgüter zu investieren als es die inländische Nachfrage erlaubt hätte. In Spanien war das vor allem der Häusermarkt auf dem sich diese Entwicklung abspielte. Die Bauwirtschaft war in Spanien viel umfangreicher als eine nachhaltige Entwicklung des Immobilienbestandes erlaubt hätte. Inflation führt also zu einer Verzerrung der Produktionsstruktur.
In dem Moment in dem der äußere Kapitaleinstrom wegfällt, kollabiert auch die Nachfrage nach den Kapitalgütern, die Gewerbe die diese herstellen leiden unter massiven Überkapazitäten. Da die Kapitalgüter in einem hohen Maß Kredit finanziert werden, explodiert in der Folge die Anzahl der notleidenden Kredite. Da der Wert dieser Güte nicht mehr ausreicht um die Kredite zu decken. In der Regel führt das zu einer Bankenkrise.
Und ganz selbstverständlich kann ich den Satz schreiben: “Finanz- und Wirtschaftskrise wiederum haben zur Schuldenkrise geführt, die nun starke Wachstumseinbußen nach sich zieht.”
Ok, das kann man so schreiben, es wird aber impliziert ohne Finanz und Wirtschaftskrise gäbe es keine Schuldenkrise. Das ist aber falsch. Es gab vorher schon zu viele Schulden auf die dann noch mal „drauf“ gesattelt wurde. Vor der Finanzkrise „glaubte“ man noch die Staaten könnten Ihre Verpflichtungen erfüllen. Was offenbar in dieser Form eine Utopie war.
Nun ich denke ich habe es schon behandelt. Aber schauen wir uns mal Preisstabilität an. Preise und Finanzsysteme brauchen die Zeit als Komponenten. Preise entstehen zwar nur in genau einem Zeitpunkt; dem Zeitpunkt der Übergabe des Gutes gegen Geld. In einem preisstabilen System können Sie davon ausgehen, nach dem Tausch gegen Ihr Geld etwas ähnlich „werthaltiges“ erwerben zu können. In einem System ohne Preisstabilität heißt es aber, daß Geld so schnell wie möglich „ausgeben“ zu müssen/wollen, da es morgen schon weniger Wert sein wird.
Ein Finanzsystem kann nur funktionieren wenn jemand heute etwas hat, was er nicht direkt „verbrauchen“ möchte und er bereit ist diesen Überschuss zu Verfügung zu stellen.
Geht die Zeitpräferenz des Habenden gegen 0 stellt er eben kein Kredite mehr zu Verfügung sondern „verbraucht“ was das Zeug hält und damit endet das Finanzsystem.
Also ist Preisstabilität eine Grundlage ohne die es Finanzsystemstabilität nicht geben kann. Wenn man die Historie von Preisstabilität schaut, dann kann man wohl sagen ein Finanzsystem funktioniert sogar bis zu einem Level von etwas unter 20 – 25 % Inflation. Aber ein solches System ist zumindest ziemlich anfällig für einen Totalausfall…
Die Extremausprägung einer fehlenden Preisstabilität die Hyperinflation, hat bisher kein Finanzsystem überstanden. Erst mit einem wiedergewinnen des Glaubens an die Stabilität der Preise kam auch das Finanzsystem wieder auf die Beine. Bestes Beispiel in der jüngeren Vergangenheit Simbabwe. Wieviele 0 en wurden da wie oft weg gestrichen? Hat alles nichts gebracht, erst als der US-Dollar Zahlungsmittel wurde, kam etwas Ruhe in das Finanzsystem.
Märkte gab und gibt es gerade auch in Zeiten wo es keine Finanzsystem mehr gibt. Man nimmt eben das als „Geld“ was sich anbietet. Und im Zweifelsfall heißt es eben Gut gegen Gut….
Warum andere Preisstabilität „weniger“ ernst nehmen wollen, ist eine Art Übertölpelungstaktik. Wir sind eine „gewisse“ Inflation „gewöhnt“. Bricht man aus dieser Gewohnheit aus, dauert es bis sich die Leute an die neue Gegebenheiten „gewöhnen“, setzt sich aber erst mal die Gewissheit fest: Das Geld ist morgen reichlich weniger wert, wird sich das im Finanzsystem niederschlagen (hier haben wir aber ein Problem das es in einem Markt nicht gibt) Die Geldmenge ist eine externe Größe und kann beliebig „manipuliert“ werden. Aber auch dort „arrangiert“ man sich. Wenn eine Zentralbank völlig das Vertrauen verloren hat, spielt es keine Rolle mehr wieviele 0 en auf den Scheinen stehen. Das von der Zentralbank begebene Geld hat seine Tauschfunktion verloren. Und da braucht es als letztes ein Finanzsystem ;-(
Was bleibt ist der „nackte“ Markt und dort wird sich ein „neues“ Geld herausbilden.
OK, dann sind wir wieder dichter zusammen 🙂
Natürlich würde ich nicht behaupten wollen, dass die Finanz- und Wirtschaftskrise die alleinige Ursache für die Schuldenkrise ist.
@FDominicus: Also gar keine Inflation mehr (=Punktlandung der EZB bei 0%) und keine Schulden für Regierungen..?
@Martin:
Soweit ich das in grauer Vorzeit mal gelernt habe, sollte die Inflation sich mit dem Produktivitätsfortschritt decken, sonst könnte die Wirtschaft nicht wachsen (Von irgendwas muss man die zusätzlich produzierten Güter/Leistungen ja kaufen können).
In der heutigen Zeit bin ich mir aber nicht sicher ob solche Basics noch gelten 🙁
@FDominicus & Guenni7: Also EZB Inflationsziel von unter, aber nahe zwei Prozent anpassen an Produktivitätsfortschritt von sagen wir Deutschland mit Kerngruppe Siemens, BMW, VW, Mercedes et al. und sie sollen gefälligst pro Jahr um 2 Prozent produktiver werden???
Hallo Dirk,
ich lese den Blog von Krugmann schon seit längerem und beschäftige mich recht intensiv mit ihm. Die höhere Inflationsrate vor allem in Europa zielt darauf ab hier die Unterschiede schneller abzubauen, die zwischen Deutschland und dem Rest bestehen. Damit der Euro zu stabilisieren ist, müssen hier die Löhne stärker ansteigen und in den Südstaaten abnehmen. Nur ist es jetzt aber extrem schwer für einen Staat echte Lohnkürzungen durchzuführen, da sonst die Bürger rebellieren.
Praktikabel ist nur eine Stagnation der Löhne in den Südstaaten und damit nach Inflation eine effektive Kürzung. Wenn jetzt aber nur eine Inflation von 2% herrschen darf, dann geschieht dies viel zu langsam und der Anpassungsprozess dauert zu lange. Bei einer höheren Inflation könnte der Prozess in einer praktikablen Zeitspanne (einige Jahre) ablaufen.
Viele Grüße
David
Man kann eben schreibe „Taschenspilertricks“. Mit der Praktibilität haben Sie schon recht, es wird so gemacht, aber es geht immer auf Kosten der Sparer. Damit halte ich die Anpassung von Löhnen durch Inflation für ein Verbrechen gegen die Sparer.
Es ist außerdem eine verlogene „Lösung“. So noch dem Mottel „keinem geht es schlechter sondern Allen besser“.
Der größte Profiteur ist selbstverständlich auch der größte Schuldner. Und das sind nun mal die Staaten, daher ist klar warum dieser Weg „bevorzugt“ wird. Derjenige der am meisten durch die Schulden profitiert, profitiert im Nachhinein am meisten durch die Inflationiertung (lies Entwertung der Schulden).
Ich kenne zwar die Positionen von Krugman nicht so gut. Aber ich kann das Inflationsargument bisher nicht nachvollziehen, weil sie am Kern der Krise vorbeigehen. Ich werde das nächste Woche in einem Beitrag vertiefen, in dem es aber nicht um Krugman geht, sondern nur darum, welche Schlüsse man aus welchen Informationen über den Gesamtzustand einer Wirtschaft ziehen kann. Aber dazu brauche ich das nächste Wochenende.
„Finanz- und Wirtschaftskrise wiederum haben zur Schuldenkrise geführt, die nun starke Wachstumseinbußen nach sich zieht.“
Das kann man so nicht schreiben. Die Schulden waren auch vorher schon da und Griechenland ist bestimmt nicht wegen einer Finanzkrise so arm dran. Vor nicht einmal 5 Jahren hat uns sogar der spanische gemeldet, man wird an ALLEN Europäern vorbeiziehen. http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,459762,00.html
Wenn Sie von Preisstabilität schreiben können sie aber weder die DM, noch den Dollar noch den Euro meinen. Der Dollar hat in dieser Form mehr als 90% seines Wertes verloren die DM im Laufe Ihres Lebens (ungefähr die Länge eines Menschenlebens) mehr als 70 %. Das von Preisstabilität zu sprechen, finde ich nicht angebracht.
Die Krise die wir haben ist ganz und alleine den immer höhere werdendem Verbrauch des Staates geschuldet, dem das was er einnimmt in (so gut wie) keinem Land gereicht hat. Pauls C. Martin hat das in seinem Buch (Pleite 1984 !!) ganz gut „thematisiert“. Er hat allerdings in einer Hochzinszeit geschrieben und ist immer davon ausgegangen der Zins den der Staat leisten wird müssen kann NUR steigen. Wie wir sehen stimmt das nicht.
Die Voraussetzung, daß ein Finanzsystem stabil sein kann ist das es Märkte gibt. Derzeit wird aber in vielen Bereichen der Markt „abgeschafft“, einige Beispiele:
Bildung, Gesundheit, Rente, Geld, Energie. Wie kann etwas „stabil“ sein wenn man keine Erfolgsmeldungen mehr einschätzen kann. Wer behauptet die Eingriffe des Staates waren unbedingt notwendig, macht das bitte woran fest?
Die Banken sind überschuldet und die Staaten sind überschuldet. Vielleicht kann man sogar sagen zuviele sind überschuldet. Somit wurde etwas vebraucht, was man sich nicht „leisten“ kann. Es wird versucht das zu überdecken indem man immer einen Sündenbock sucht (den Markt) und dann schreibt, man muß den „Markt“ regulieren. Und so werden die Märkte totreguliert, und dann wundert man sich, daß es trotzdem nicht besser geht. Denn offensichtlich stellt auch ein wie auch immer weit regulierter Markt eine Rechnung, der man eben auf Dauer nicht entkommen kann.
Das Hauptproblem was wir haben ist eine ganz schlechte Koalition von Betrügern. Die Staaten decken die Banken die mit aberwitzigen Hebeln (DB mit Hebel 40) dazu noch Ihre Kunden betrügen, indem Sie unter anderem Sichteinlagen „ausleihen“.
Und noch „pikanter“ die sowieso schon überschuldeten Banken halten mit die größten Positionen an Anleihen von Staaten. Also ein Pleitekandidat „stellt“ sich vor den Anderen und „garantiert“.
Sie wollen ein stabiles Finanzsystem, dann brauchen Sie einen minimal invasiven Staat. Und den gibt es weltweit nicht mehr, jedenfalls nicht bei den derzeitigen Pleitekandidaten (USA, Euro Länder, China, Japan, Brasilien, Venezuela, Argentinien, Island) und was weiß ich wen noch.
Einen minimal invasiven Staat können Sie nur bekommen, wenn es keine Staatsschulden gibt. Ein Staat kann nicht produzieren nur konsumieren. Nimmt er also heute „Kredit“ auf werden das irgendwann die Büger bezahlen müssen.
Der Staat kann nur so einfach Schulden machen weil es für die Neuschaffung von Geld keine physikalische Grenzen gibt. Wir haben also eine endliche Menge an Gütern der man „unproblematisch“ eine unendliche Geldmenge entgegenstellen kann. Was nur heißt, was man sich für eine Einheit Geld kaufen kann geht dann gegen Null. Natürlich wird es irgendwann zusammenbrechen, und wie es aussieht fängt es zumindest an zu bröckeln.
Moin FDominicus,
Danke für den ausführlichen Kommentar, der eine interessante Ergänzung ist, aber überhaupt nicht auf die Frage eingeht.
Ich will nur den Zusammenhang verstehen. Einige Ökonomen reden davon, dass Preisstabilität eine (nicht die alleinige) Voraussetzung für Finanzsystemstabilität ist, andere fordern expansive Geldpolitik unter der Inkaufnahme von Inflation.
Und ganz selbstverständlich kann ich den Satz schreiben: “Finanz- und Wirtschaftskrise wiederum haben zur Schuldenkrise geführt, die nun starke Wachstumseinbußen nach sich zieht.” Das ist ja kein wissenschaftlicher Text. Ich muss nicht auch noch anfangen jeden Satz meiner Meinung in jedem Text zu belegen. Wenn wir solche Ansprüche an alle Texte legen würden, würde bald niemand mehr Blogs lesen 😉
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