So, Spanien will also unter den Schirm kommen. Richtig klar war das zunächst noch nicht, denn am Freitag schrieb das Wall Street Journal noch: “Spanien will sich nicht helfen lassen”. Dennoch wurde da schon heiß spekuliert, ein spanischer Hilfsantrag sei nur eine Frage der Zeit. Nun hat am Samstag Wirtschaftsminister Luis de Guindos bestätigt, dass Spanien nach Irland, Griechenland und Portugal als viertes Euroland Hilfen beantragen wird. Dieses Mal soll es um direkte Nothilfen für spanische Banken gehen.
Nach de Guindos soll die Kreditsumme 100 Mrd. Euro betragen und angeblich bereits zusätzliche Sicherheitsmargen umfassen. Besonders glaubhaft sind solche Angaben nach der Datenvolatilität der letzten Wochen nicht. Nach Einschätzung des IWF sollen spanische Banken 40 Mrd. Euro benötigten. Wir lesen freilich auch deutlich höhere Zahlen:
- Nach Informationen von Handelsblatt Online rechnen “Experten” der Bundesregierung, dass die spanische Bankenwirtschaft eine Kapitalspritze von 50 bis 90 Milliarden Euro benötigt.
- Und wenn wir etwas in dieser Krise gelernt haben, dann die Faustregel, dass man für die zuverlässigste Prognose einfach die höchste Schätzung verdoppelt: Wir wären dann also bei ca. 180 Mrd. Euro (eine Summe, die der von Mark Schieritz im Herdentrieb geforderten schon nahe kommt).
- Und ich dachte schon diese Zahl sei hoch, da wies mich Detlef Guertler via Twitter auf einen Artikel bei Bloomberg hin, nachdem das Centre for European Policy Studies 270 Mrd. Euros schätzt
Niemand macht wirklich öffentlich, wie er auf die jeweiligen Zahlen kommt, ob sie aus realisierten, aus Buchverlusten oder erwarteten Abschreibungen stammen.
Nun gut, das ist wie stets bei der Eurokrise pure Spekulation. Zumindest bis Samstag hatte ich aber lediglich in Eric Bonses Blog Lost in Europe Informationen darüber gesehen, wie notwendig dieser spanische Bailout auch für deutsche Banken ist. Sie haben sich vergangene Woche zwar vehement gegen eine Bankunion gewehrt, nach der sie europäische und damit auch für spanische Institute hätten haften sollen. Gegen die Haftung durch die Steuerzahler dürften sie allerdings nichts haben.
Das ist kein Wunder. Bonse hatte am Freitag eine Grafik aus Le Monde veröffentlicht nach der deutsche Institute Forderungen gegen spanische Banken im Umfang von 146,1 Mrd. Euro haben sollen. Das ist eine gewaltigen Summe. Nun wissen wir wegen der Intransparenz der Finanzdaten (wir Steuerzahler dürfen zwar die Risiken tragen, jedoch sollen wir den Umfang unserer Haftung möglichst nicht erfahren) nicht, ob dies auch dies auch dem potenziellen Ausfallrisiko entspricht. Gegen diese Forderungen könnten ja noch aufrechenbare Gegenpositionen stehen oder Sicherheiten.
Im vergangenen Jahr hatte die European Banking Autority (EBA) ihre Stresstestergebnisse veröffentlicht. Darin waren für 12 deutsche Institute u.a. die Ausfallrisiken gegenüber spanischen Unternehmen und Institutionen enthalten, allerdings nur per Ende 2010. Danach betrug das Kreditausfallrisiko für die einzelnen Institute gegenüber Spanien
Institut | Gesamtrisiko* in Mrd. Euro |
DEUTSCHE BANK AG | 32,284 |
COMMERZBANK AG | 19,416 |
LANDESBANK BADEN-WÜRTTEMBERG | 10,043 |
DZ BANK AG | 7,834 |
BAYERISCHE LANDESBANK | 5,741 |
NORDDEUTSCHE LANDESBANK | 5,614 |
HYPO REAL ESTATE HOLDING AG | 9,258 |
WESTLB AG | 3,464 |
HSH NORDBANK AG | 3,151 |
LANDESBANK BERLIN AG | 3,811 |
DEKABANK | 1,396 |
WGZ BANK | 2,006 |
* Results of the 2011 EBA EU-wide stress test: Credit risk exposures (EAD – exposure at default), as of 31 December 2010, mln EUR: Beim Klick auf die einzelnen Institute gelangt man auf die Einzelstresstestergebnisse. Jeweils auf S. 6 findet man die Daten. |
Bitte die Daten mit aller Vorsicht bewerten, denn eigentlich sollte man sich erst durch das Kleingedruckte der EBA-Dokumentation quälen, um herauszufinden, was hier genau nach welcher Methode berechnet wurde. Aber es geht hier nur um ca-Größenordnungen. Außerdem darf man wegen der andauernden Banken- und Schuldenkrise annehmen, dass deutsche Institute ihr “Exposure” gegenüber Spanien mittlerweile deutlich reduziert haben. So erfährt man etwa aus dem gerade erschienen Finanzbericht 2011 der Deutschen Bank (pdf, 448 Seiten), dass das Nettokreditrisikoengagement gegenüber spanischen Institutionen per Ende 2011 16,321 Mrd. Euro betrug (S. 71 f.). Kalkuliert man nun, dass die Aufstellung nicht längst nicht alle deutschen Institute umfasst und es daneben auf Unternehmen und Privatpersonen als Gläubiger gibt, sind die 146 Mrd. Euro nicht zu niedrig gegriffen.
Daneben darf man auch nicht unterstellen, dass alle möglichen Forderungen bis zum Maximalbetrag ausfallen. Diesen Irrtum haben die Finanzmärkte bereits 2008/09 mit US-Immobilienkrediten begangen. Diese sind bis heute nicht in dem Umfang ausgefallen, wie das die Marktbewertungen Anfang 2009 erwartet ließen.
Dennoch ist die Lage verzwickt, denn wir haben in den letzten Jahren gelernt, dass nicht nur die direkten Effekte zu berücksichtigen sind, sondern auch die indirekte Wirkungen eine Rolle spielen. So twitterte @anders_mr am Samstag, dass etwa die ING 45 Milliarden Euro an Forderungen gegen Spanien hat (Quelle: holländisches TV, das ich allerdings nicht verstehe). Selbst wenn deutsche Institute keine direkten Probleme hätten, so könnten sie betroffen werden, wenn andere europäische Institute ins Straucheln geraten.
Es ist also ausgesprochen schwierig, das Risiko von Spaniens Krise Europas Banken einzuschätzen.
Mehr zu Spanien und zur Schuldenkrise
FAZ: EU-Rettungsschirm Was passiert jetzt genau mit Spanien?
WSJ: Nach der Rettung – vor der Rettung?
HB: Stresstest-Ergebnis – IWF rechnet mit Milliardenbedarf bei Spaniens Banken
Zeit: Bankenkrise – Spanien bleibt viele Antworten schuldig
WSJ: Der steinige Weg zu einer europäischen Wirtschaftsunion
Ich verstehe da was nicht!!
Ist denn nicht bereits zweimal Geld ohne Ende an die europäischen Banken verliehen worden? Wo ist das denn geblieben? Warum müssen die spanischen Pleitebanken jetzt trotzdem noch unterstützt werden?
@david.mpo: Bin ganz Deiner Meinung, die Krise in Spanien ist noch lange nicht ausgestanden, auch wenn man hier jetzt mal wieder ein paar hundert Milliarden in den Markt (die Banken) gepumpt hat. Aber was heute die Politik als Erfolg feiert (das die 100 Mrd. Euro „nur“ für die Refinanzierung Banken sind), ist eher ein Zeichen für größte Sorge, denn was kommt auf uns zu, wenn Spanien kippt, wenn alleine einige der großen Banken schon hunderte von Milliarden Brauchen. Achso, und Zypern ist auch de facto pleite und Italien hängt am Rezessionstropf. Ich find den Punkt zum freuen nicht…
und immer schön daran denken, dass die Immobilienblase hier aktuell nur zur Hälfte abgebaut wurde und es daher wahrscheinlich noch ein gutes Stück runter gehen wird. Die Konsequenz daraus ist dann dass der Kapitalbedarf noch weiter ansteigen sollte…
[…] Blick Log: Spanien wird auch wegen deutscher Banken “gerettet” […]
Hallo Dirk, danke für die Erwähnung – und Deine eigene Recherche. Es ist leider bezeichnend für die Lage der deutschen Wirtschaftspresse, dass sie es nicht mehr für nötig hält, selbst zu recherchieren und den Spin der Kanzlerin zu hinterfragen. Dann hätte man schnell herausfinden können, dass deutsche Banken in Spanien sehr exponiert sind. „Le Monde“ brachte seine Grafik schon letzten Donnerstag, bei mir fiel der Groschen, als den dt. Bankenverband nach einem Bailout rief (deshalb auch der Einstieg mit dem Verband in meinem Beitrag http://lostineurope.posterous.com/deutsche-besonders-exponiert ). Interessant ist auch, dass Spanien nun doch kein „Programmland“ wird, wie dies Merkel und Kauder tagelang gefordert hatten. Das hätte nämlich bedeutet, dass es als Gläubiger bei EFSF und ESM ausfällt, so dass Deutschland seinen Anteil hätte erhöhen müssen. Dass dies nun vermieden wurde, liegt natürlich auch in deutschem Interesse. Aber nichts davon liest man in den deutschen Wirtschaftszeitungen. Dort sind wir immer nur die armen Zahlmeister…dabei profitiert Deutschland als Ganzes und Deutschland als Bankenstandort ganz besonders von all den kopflosen Rettungsaktionen! Diesmal bin ich allerdings skeptisch, denn neben der Bankenkrise haben wir in Spanien und der ganzen Eurokrise ein massive Vertrauens- und Marktkrise… http://lostineurope.posterous.com/das-spanische-problem
Interessant auch:
Business Insider weisst auf eine Nachricht von Spanien’s Rajoy hin before die
Spanienhilfe zustande kam:
„Resist, we are the 4th power of the EZ. Spain is not Uganda.“
Translation: We’re a major power, not some random IMF-case banana Republic.
The followup message (according to Google translate) „if you want to force the redemption of Spain will prepare 500,000 billion euros and another 700,000 for Italy, which will have to be rescued after us.“
http://www.businessinsider.com/the-text-of-rajoys-text-message-to-guindos-2012-6#ixzz1xSc83kxy
betr. ING, NOS journal wie verlinkt, aus dem Text wie auch dem Bericht zufolge
geht hervor:
Spanje worstelt met een bankencrisis. Hoe het land zich daaruit redt, is van groot belang voor ING. Deze bank-verzekeraar heeft 45 miljard euro uitstaan in Spanje, aan hypotheken en andere leningen. Topman Jan Hommen vindt dat Spanje nu steun moet krijgen. Op dit moment is hij in Kopenhagen, met 800 andere bankiers van grote internationale banken.
Übersetzung:
Spanien wurstelt mit der Bankenkrise. Wie sich das Land daraus rettet ist von
grosser Wichtigkeit für ING. Dieser Bank-Versicherer hat 45 Milliarden Euro
Aussenstände in Spanien., an Hypotheken und anderen Krediten. Vorsitzender
Jan Hommen findet dass Spanien nun Unterstützung kriegen muss. In diesem
Moment ist er in Kopenhagen, mit 800 anderen Bankern von grossen internationalen Banken.
In dem NOS Journal Bericht wurde Werebspots der ING in Spanien von letztem
Jahr eingespielt mit denen noch letztes Jahr munter mit Krediten geworben hat.
(Anm.: Jan Hommen, ING Vorsitzender, macht in diesem Bericht, in dem kurzen
Interview einen reichlich verantwortungslosen Eindruck. sie wie er schlicht
fordert dass Spanien halt nunmehr Hilfe erhalten müsse wegen dem Problem
dass es nun gibt.
Andere Banker zeigen wenigsten sowas Gewissenm jene die englisch sprechen,
meinen dass es u.a. mehr arme Leute geben wird oder mehr Demonstrationen.)