Banken nach immer vor dem Umbruch

by Dirk Elsner on 4. September 2012

Die Tagung des Handelsblatt “Banken im Umbruch” gilt in Deutschland als das Stelldichein des Who is Who der deutschen Finanzbranche. Die gespannte Öffentlichkeit wartet seit Jahren vergeblich auf ein Signal des Aufbruchs von dieser Veranstaltung. Vor über fünf Jahren begann die Finanzkrise, in zwei Wochen jährt sich zum vierten Mal der Jahrestag der Lehman-Pleite. Und noch immer spielt die “Elite” aus Politik, Aufsehern und Managern der Finanzbranche Verantwortungsbillard ohne die Kugel einzulochen.

Im vergangenen Jahr stellte Josef Ackermann auf der Tagung zentrale Fragen an seine Kollegen:

“Wir als Finanzindustrie haben noch keine wirklich überzeugenden Antworten auf die genannten Fragen anzubieten. Seit der ersten Phase der Finanzkrise 2007/8 wurden zwar die gröbsten Übertreibungen beseitigt. Wir müssen uns aber die Frage stellen, ob dies ausreicht … Was könnten Antworten auf die genannten Fragen sein?”

Konkrete Antwort blieb Ackermann, der damals schon zu einer “Lame Duck” geworden war, genau so schuldig, wie seine Vorstandskollegen anderer Institute. Seine Amtsnachfolger Jain und Fitschen sind sich zwar einig, dass sich etwas ändern muss, bisher haben sie aber nicht einmal angedeutet, wie diese Änderungen aussehen könnten. Heute um 9:50 Uhr könnte Jürgen Fitschen erste Einblicke liefern.

Meine Erwartungen sind niedrig. Somit kann ich eigentlich nur positiv überrascht werden von den Ergebnissen. Die Banken werden die europäische Politik zum x-ten Mal auffordern, nun endlich die Schuldenkrise in den Griff zu bekommen. Sie werden außerdem vor zu viel Regulierung warnen, die es den Instituten noch schwerer macht, ein neues Gleichgewicht zu finden. Sigmar Gabriel wird in seinem heutigen “Impulsvortrag” öffentlichkeitswirksam Wahlkampf betreiben und Branche in einem gemäßigten Ton schelten. Nach der Latte der Skandale der letzten Monate, werden sich einige Bankmanager in Demut üben und einmal mehr einen Kulturwandel versprechen. Im vertrauten Gespräch wird man sich dann aber über das Wettrüsten der Aufsichtsbehörden und Strafverfolger vor allem im angelsächsischen Raum beklagen.

Ich habe Zweifel, ob es die Branche ausgerechnet heute und morgen schafft, auf die Fragen zur eigenen Identitätskrise ein paar starke und deutliche Antworten zu liefern, die im Laufe der nächsten 12 Monate auch mit Taten untermauert werden. Dabei hoffen nicht nur viele Mitarbeiter und Führungskräfte in den Instituten selbst endlich einmal auf einen Lichtblick mit neuen Visionen. Auch die Aktionäre und Gläubiger warten dringend auf Signale, die über bloße Ankündigungen hinaus gehen.

Hansjörg Leichsenring hat sich vor einigen Wochen in seinem Blog mit der Frage befasst, warum Banken nicht innovativ sind. Auf der Seite “Trends im Classic Banking” sind Beiträge über die Entwicklungen im klassischen Bankwesen zusammen gestellt. Dort ist wenig Musik enthalten. Die spielt dafür um so mehr im Next Banking. Vertreter dieser neuen Richtung findet man aber in der Tagesordnung von Banken im Umbruch nicht.

Nachtrag

Das Handelsblatt hat einen Liveticker zu der Veranstaltung eingerichtet mit den wichtigsten Statements.

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