Lesehinweis: Crowdfunding ist nichts für Muppets

by Dirk Elsner on 7. September 2012

imageSeit einigen Jahren ist eine Welle von Produkt- und Prozessinnovationen im Finanzbereich bzw. finanzmarktnahen Segmenten zu beobachten, die voll auf die Technologie des Internets und mobiler Endgeräte setzt. Es sind aber nicht allein technologische Änderungen, sondern auch kulturelle Änderungen, die allein durch technologische Termini unzureichend beschrieben werden.

Unter dem Schlagwort der digitalen Gesellschaft werden derzeit nicht nur viele klassische Unternehmensformen auf den Prüfstand gestellt und rekonfiguriert, sondern auch das durch Krisen geschüttelte Finanzsystem gerät unter Druck, neue Lösungsansätze für die Bedürfnisse von Retail- und Wholesalegeschäft zu entwickeln.

Beim Crowdfunding handelt es sich um ein noch in der frühen Entwicklung befindendes Angebot, das sich vorerst auf Startups konzentriert, jedoch das Potenzial für wesentlich mehr hat. Es ist aber noch viel zu früh, von einer bereits etablierten Leistung zu sprechen. Mein Beitrag auf der Webseite des Wall Street Journals kann daher nur eine vorläufige Bestandsaufnahme bieten.

Wie in anderen neuen Geschäftsfeldern üblich, wird das Crowdfunding einen typischen Hypecycle vor seiner Etablierung durchlaufen. Dazu gehören überzogene Erwartungen einer technischen Avantgarde und Ernüchterungen, die Astrid Herbold bereits ausgemacht hat. Ich glaube aber, es bietet viele Chancen für Unternehmen und Anleger, wenn es richtig umgesetzt wird und die Regulatoren diese Pflanze nicht abwürgen.

Apropos Regulatoren. Die BaFin hat eine sehr lesenswerte Stellungnahme zum Crowdfunding veröffentlicht unter dem Titel “Crowdfunding im Licht des Aufsichtsrechts”. Daraus wird deutlich, dass sich die Finanzaufsicht ernsthaft aber auch sehr wohlwollend mit dem Thema auseinandersetzt. Es zeigt aber auch, dass die Plattformen sehr dicht an der Regulierung kratzen. Spätestens wenn die 100.000 Euro-Grenze fällt, wird sich die Spreu vom Weizen bei den Plattformen trennen. Und die Betragsgrenze muss fallen, wenn Crowdfunding die vorhandene Lücke (siehe dazu “Die zähe Eigenkapitalbeschaffung mittelständischer Unternehmen”) zwischen staatlicher Förderung und Beteiligungsgesellschaften für die Risikokapitalfinanzierungen schließen und damit Ernst genommen werden will.

Wer sich tiefer in die Materie einlesen will, der findet hier in meinem Blog eine Übersicht ausgewählter Veröffentlichungen dazu. Leander Wattig hat in seinem Blog derzeit 133 nationale und internationale Plattformen zusammen gestellt.

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