Das Aus der FTD und die schnellen Geschichten der Wirtschaftspresse

by Dirk Elsner on 3. Dezember 2012

In dieser Woche soll die FTD sterben. Am Wochenende konnten wir auf Meedia Spekulationen darüber lesen, woran eine Übernahme durch einen geheimnisvollen Beinahe-Retter scheiterte. Ich hege zwar immer noch die Hoffnung auf eine wie auch immer gestaltete Weiterführung. Aber derzeit gibt dafür zumindest keine öffentlich erkennbaren Zeichen.

Für den Wirtschaftsjournalismus ist dies eine schwarze Woche. Die Ursachen dieses Untergangs sind in vielen Details insbesondere von Wirtschaftsjournalisten selbst analysiert und kommentiert worden. Wahlweise ist das Netz, die Strategie, die Finanzkrise, das Selbstverständnis, das mangelnde Paid Content Konzept, die Regierung usw. Schuld. Am Freitag werden wir das sicher noch einmal komprimiert lesen können. Die meisten dieser Erklärungen sind in einem Duktus geschrieben, als kennen die Autoren ganz genau die Gründe für die Krise der Tageszeitungen.

 

Jeder kann sich in diesen Tagen seine Erklärung für die Ursache des Sterbens der FTD aussuchen und daran glauben oder nicht. Ich glaube, dass genau darin eine Ursache für die Krise des Wirtschaftsjournalismus oder vielleicht für den Mainstreamjournalismus überhaupt liegen könnte: Die Jagd nach der Präsentation schneller Erklärungen, schneller Analysen und die Forderung nach fixen Lösungen. Wenn “etwas passiert”, dann wollen wir eine schnelle Erklärung der Ursachen und der Verantwortlichkeiten. Hat das “Passierte” direkte oder indirekte negative Folgen für Dritte, dann wollen wir kurz nach der Erklärung bereits Lösungsansätze präsentiert bekommen. Diesem Reflex geben Politiker und “Experten” nur zu gern nach. Damit können wir ein Thema abhaken und zum nächsten übergehen. Selten interessiert nach ein paar Wochen oder Monaten noch, ob die schnelle Analyse mit der Ad-hoc-Lösung sich später als falsch erweist.

Nach meinem Eindruck wird im deutschen Wirtschaftsjournalismus zu viel Wert auf das Geschichtenerzählen gelegt. Die Komplexität der Wirtschaftspraxis wird herunter komprimiert auf plausibles Storytelling. Und vielleicht merken die Leser, dass die auf den Wirtschaftsseiten erzählten Geschichten schon lange nicht mehr passen. Die Finanzkrise lässt sich halt nicht auf böse Investmentbanker oder die Eurokrise nicht auf Spekulanten reduzieren. Manchmal werden Unternehmen und Produkte hochgejazzt, die Monate später abstürzen. Manager werden gefeiert, die später des Betrugs überführt werden. Es werden uns oberflächliche Äußerungen von “renommierten Experten” als ultimative Erklärungen präsentiert, die sich kurz Zeit später als heiße Luft erweisen. Geht es um düstere Vorhersagen dann wird gern so getan, als sei die dramatischste Entwicklung die Wahrscheinlichste. Die Kette lässt sich beliebig fortführen.

Marco Herack adressierte gestern auf goowell eine sehr deutliche Kritik an die deutsche Wirtschaftspresse. Auch wenn er das drastisch verpackt hat, so verkehrt liegt er damit nicht. Ich glaube noch zu viele (Wirtschafts-)Journalisten unterschätzen uns Leser. Sie glauben, es reicht, wenn man ihnen gute Geschichten von Unternehmen, Managern, Krisen, Produkten etc.  erzählt. Besonders unangenehm fällt uns das intuitiv auf, wenn hinter diesen Geschichten professionelle Kommunikationsprofis stehen, die gerade Carsten Knop für die FAZ wieder aufs Korn genommen hat in “Die Einflüsterer”. Klar, deren Storytelling ist ausgesprochen professionell geworden. Aber gerade wenn eine Geschichte zu rund, ein Lebenslauf zu passend, ein Verhalten zu glatt, eine Strategie zu geschliffen in der Erzähllinie klingt, dann wächst bei mir das Misstrauen. Und nicht zuletzt die Finanz- und Wirtschaftskrise hat unzählige der mühsam aufgebauten Mythen entlarvt.

Aber an dieser Oldschool ist die Financial Times Deutschland nicht kaputt gegangen. Ich weiß nicht, woran die FTD kaputt gegangen ist. Die Einstellung des Blattes ist eine Entscheidung des Managements gewesen. Die Parameter dieser Entscheidung sind uns nicht bekannt bzw. wir dürfen getrost davon ausgehen, dass die vom Verlag präsentierten Erklärungen nur das sind, was die Öffentlichkeit als Geschichte hören soll.

Nachtrag vom 3.12.

Ein erstklassiges Beispiel für ein Defizit der deutschen Wirtschaftspresse hat Olaf Storbeck in seinem Blog „Economics Intelligence“ herausgearbeitet in: Schläft die deutsche Wirtschaftspresse mit offenen Augen? Das untermauert meine These, dass die Medien hier eher an Geschichten als an Inhalten interessiert sind.

Richi Dezember 20, 2012 um 21:47 Uhr

Das Aus der FTD ist wirklich ein Trauerspiel, da gerade in der FTD oft kritische und objektive Artikel standen. Bei vielen Konkurrenzblättern ist dies ja leider oft nicht mehr der Fall. Da saugen sich dann Fachfremde was aus den Fingern und wundern sich, daß das keiner kaufen will. Der eine obige Kommentar mit der Meinung, daß die Onlineversion der FTD genügt verkennt leider, daß es ohne Printausgabe auch keine Onlineversion mehr gibt – leider.

M. Barabastschuk Dezember 4, 2012 um 16:59 Uhr

Ich finde es überhaupt nicht schlimm, dass FTD print aus Rentabilitätsgründen dicht macht. Ich lese schon seit geraumer Zeit nur noch online. Ist auch viel angenehmer in der Tram/U-Bahn auf dem kleinen Smartphone zu lesen, als so ein sperriges DIN-A4 Magazin in den Händen zu halten. Und wenn ich am WE mal tiefer lesen will, kauf ich mir einfach die Wochenendausgabe einer großen Tageszeitung – in der auch viel Wirtschaftliches zu lesen ist.

nigecus Dezember 3, 2012 um 23:35 Uhr

nochwas: Ich fand die FTD immer besser als HB. Ich meine inhaltlich.

Aber am Ende ist die Wahrheit immer ein Kontoauszug.

Nixda Dezember 3, 2012 um 13:13 Uhr

Ich denke schon, dass es auch die fehlenden Onlinestrategieen sind, die den Zeitungen den garaus machen. Die Verlage müssen erkennen, dass sie das alte Modell Zeitung und Zeitungsabo online nicht funktioniert sondern umgebaut werden muss.

Die FTD hat in den letzten Monaten Teile ihres Produktes im Internet hinter eine Paywall versteckt. Aber man hat versucht, diese Paywall mit dem „normalen“ Abopreisen zu versehen. Man hat dabei übersehen, dass ein durchschnittlicher Internetleser aber Online sicher weniger Artikel liest, als der Zeitungskäufer, der die Papierausgabe in den Händen hält, und die Zeitung eventuell ganz durchblättert.

Mir war das Angebot einfach zu teuer für meine Nutzung der Seite.

Wenn ich im Internet Zeitung lese, dann meist so, dass ich in FTD, Handelsblatt, Zeit, FAZ, SPON und noch in meiner Regionalzeitung jeweils 0 bis 2 Artikel am Tag lese. Dafür werde ich nicht bei jedem Verlag komplette monatliche Abogebühren wie bei der Druckausgabe bezahlen wollen.

Eine Onlinestrategie für die Verlage könnte sein, dass man sich hinter eine gemeinsame Paywall stellt, und die Einnahmen hinter dieser Paywall zum Beispiel nach Pageviews verteilt (Wie man das hinbekommt, ohne gegen Monopolbestimmungen zu verstoßen, müsste man noch klären. Zumindest müsste es offen für alle Anbieter sein). Hinter dieser Paywall könnten die Verlage mit ihren Angeboten auch in Konkurrenz mit Blogs treten, die ja häufig auch unter Finanzierungsproblemen leiden.

Ich finde auch, dass das Internet Möglichkeiten bietet, die man nicht gut genutzt hat, zum Beispiel den Diskurs mit den Leser. Die Kommentarfunktion führt zwar manchmal zu interessanten Diskussionen zwischen den Lesern, aber im Gegensatz zu einigen Blogs, selten zwischen Leser und Autoren.

Mein Lesehinweis wäre in diesem Kontext wäre Clayton M. Christensens Buch „Innvators Dilemma“, in dem er beschreibt, wie gerade kleinere, zunächst leistungsschwächere Innovationen (hier: Blogs) große Unternehmen (Zeitungsverlage) bedrohen können.

Dirk Elsner Dezember 3, 2012 um 21:44 Uhr

Sehr spannender Ansatz.

nigecus Dezember 3, 2012 um 23:25 Uhr

oho „Disruptive Innovation“

Das Christensen Paper bezieht sich vor allem allem auch techologische Neuerungen, bei dem Firmen ausgebootet werden. Hier ein Link:
https://cbred.uwf.edu/sahls/medicalinformatics/docfiles/Disruptive%20Technologies.pdf

Die Literatur empfielt das Schlagwortgewitter um „Disruptive Innovation“ weiter zu unterteilen (weil es halt nicht dasselbe ist)
– Business Model Innovation, z.B. Amazon verdrängt Buchläden, iTunes verdrängt Plattenläden (… und siehe Nixdas Hinweis…) => Ändere die Art und Weise wie Cashflows zu Firmen fliessen! …
– Technological Innovation, z.B. Kodak mit ihren „analogen“ Altlasten… Aus dieser Ecke kommt Christensen ursprünglich => Es ändert sich erstmal nur die pure Technik… mehr nicht…
– Radical Product Innovation, d.h. ein echt neues Produkt i.S. dass der Konsument es auch bemerkt, z.B. in den 90er das Tamagotchi (Haben’s erfunden und waren die ersten => Es gibt da etwas „Neues“ im Ladenregal…

http://fields.eca.ac.uk/disruptivetechnologies/wp-content/uploads/2010/08/Disruptive-Innovation-In-Need-of-Better-Theory-.pdf

Das Argument mit dem Internet und den Zeitungen fällt meiner Meinung nach in die Kategorie „Business Model Innovation“. An der Senke der Lieferkette (=Der Kunde) kamen seit Johannes Gutenberg immer bedrucktes Papier an, worauf hin eine Financial Supply Chain zurück Quelle losgetreten wurde (=Geld für den Zeitungsverkäufer,…, Zeitungsabo,…). Mir geht es schon so, dass ich bspw. für 2 Euro und ein bisschen, zu allererst einen Batzen Papier in die Hand gedrückt bekommen. Das ist meine erste Wahrnehmung des Produkts Zeitung, d.h. Zeitung=2EUR. An den Inhalt (oder Content), den nehme ich erst später wahr, und da habe ich die 2EUR im Kopf schon mit dem Batzen Papier assoziiert => Inhalt=0EUR. Vielleicht sollten sich die überlebenden Zeitungen fragen: Wie schaffen wir es, dass dieser ignorante nigecus die 2EUR mit unseren Content assoziiert und nicht mit dem Papier? Wenn die Zeitungen es nicht schaffen dem nigecus das klarzumachen, dann wird der nigecus auch nicht für Online-Content zahlen.

RalfKeuper Dezember 3, 2012 um 10:53 Uhr

Stimme Dirk zu. Die inhaltliche Qualität bzw. die Philosophie ist das Kernproblem. Weite Teile des Wirtschaftsjournalismus agieren nur noch im Echtzeitmodus, d.h. als Durchlauferhitzer. Das können die Nachrichten- und PR-Agenturen besser. Es fehlt die Recherche, die gedanklich Auseinandersetzung mit komplexen Themen, deren angemessenes Format bzw. Ergebnis die Reportage oder Dokumentation ist, wie vor Jahren noch bei der FR und in seinen besten Zeiten, lange sind sie her, beim SPIEGEL Wenn Reportagen gemacht werden, dann häufig nur noch im Plauderton oder, wie Dirk es genannt hat, als „Story Telling“. Das gleitet dann nicht selten ins Anekdotenhafte und in PR bzw. Hofberichterstattung ab. Hinzu kommt noch, dass sich viele Artikel vom Stil her sehr ähneln. Eine persönliche Note ist kaum noch zu erkennen. Das mag auch daran liegen, dass viele dieselbe Journalistenschule besucht haben. Das kannte man bisher eigentlich nur vom SPIEGEL. Dort trat (und tritt) der Autor häufig hinter dem hauseigenen Stil zurück.
Mehr Individualität täte daher gut. Ob die allerdings in den Verlagshäusern so gewünscht ist, steht auf einem anderen „Blatt“.

egghat Dezember 3, 2012 um 11:28 Uhr

Es liegt nicht an der Qualität, es liegt am Markt.
Die Hälfte der Einnahmen der Tageszeitungen kamen früher über Anzeigen. Dieser Teil bröselt immer weiter weg und wird nie mehr zurückkommen. Wenn wir den Journalismus in der gleichen Qualität wie bisher bekommen wollen, müssen wir Leser diese Hälfte der Einnahmen übernehmen (zumindest zum großen Teil). Damit würde sich der Preis der Zeitung verdoppeln.

Nur wird die Zeitung zu diesem Preis zu einem Luxusprodukt, das nie im Leben für 15 Millionen oder auch 10 Millionen Leser preislich intereressant ist.

Das hat alles mit der Qualität wenig zu tun, das passiert allein über Marktmechanismen.

Die andere Lösung, die den Trend oben entgegen arbeiten könnte, ist eine zunehmende Konzentration. Zeitungen haben durch die vielen Journalisten hohen Fixkosten. Ziemlich unabhängig davon, ob sie 100.000 oder 200.000 Stück verkaufen. Gerade bei elektronischer Auslieferung gehen die variablen Kosten gegen Null. Wenn es die überlebenden Zeitungen schaffen, aus den Überresten der Konkurrenz genügend viele eigene Leser zu generieren, wäre das eine Möglichkeit, die Fixkosten zu decken. Genau daran zweifle ich. Mehr als 25% der alten FTD Leser werden niemals zum Handelsblatt oder zur FAZ wechseln. Mich würde es nicht einmal wundern, wenn das nur ein einstelliger Prozentsatz wäre. Und das würde gerade einmal den Absatzrückgang von einem oder zwei Quartalen entsprechen …

RalfKeuper Dezember 3, 2012 um 18:54 Uhr

@egghat Was für großartige Online-Strategien, die am Markt bisher noch nicht gesichtet wurden, sollen das denn sein? Wann immer sie kommen, es wird zu spät sein, um dafür noch einen Preis verlangen oder Werbeeinnahmen generieren zu können, die ein langfristiges Überleben sichern. Das Ergebnis wird ein Journalismus sein, der nur noch als Verstärker, bestenfalls als Filter der Oberflächenbewegungen bzw. des Rauschens im Netz fungieren kann. Mit Qualität, die ja ohnehin im Wirtschaftsjournalismus spärlich vorhanden ist, hat das dann nicht mehr viel zu tun.
Im Bereich der Printmedien bleibt m.E. nur der Weg über Qualität, Recherche und investigativen Journalismus. Das wird aber, da stimme ich zu, nur für wenige Blätter reichen.
Wenn wir Information als öffentliches Gut begreifen, dann werden wir auf Dauer m.E. nicht umhin kommen, die Finanzierung auf andere Beine zu stellen, d.h. entweder über öffentliche oder private Stiftungen (wie in den USA mit ProPublica http://bit.ly/QBkvSd) , oder gleich öffentlich-rechtlich wie beim Rundfunk und Fernsehen. Dazu müsste ein wesentlicher Teil der Gebühren vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk umgeleitet werden. Blogs und andere Online-Publikationen können diese Lücke nur bedingt schließen.
Vielleicht könnte man ja auch den Genossenschaftsgedanken auf den Journalismus übertragen.

Eine interessante Anregungen zur Diskussion liefert „Medienwandel oder Medienkrise? Folgen für Medienstrukturen und ihre Erforschung“ http://www.socialnet.de/rezensionen/13941.php

egghat Dezember 4, 2012 um 11:00 Uhr

@Ralf

Ich sehe es genau so. Wer heute darüber jammert, dass die deutschen Verlage keine erfolgreichen Online-Content-Strategien haben, hat zwar Recht, überschätzt aber gleichzeitig das Potenzial daraus meiner Meinung nach MASSIV. Es wird im Journalismus das gleiche passieren wie bei der Musik: Der Anteil von Online wird immer größer werden, der Kuchen an sich wird aber deutlich schrumpfen.

Zu Stiftungs- und GEZ Überlegungen:

Auch hier stimme ich zu. Die Branche wird noch sehen, dass die Teilhaber-Bettel-Finanzierung der TAZ, über die die Konkurrenz lange gelästert hat, vielleicht besser ist als das was man selber hat (nämlich die Abhängigkeit vom Anzeigekunden). Außerdem halte ich es für einen RIESIGEN strategischen Fehler der Verlage, sich so mit dem öffentlich-rechtlichem Rundfunk angelegt zu haben und auf die Depublizierung der Inhalte gedrängt zu haben. Das brachte einen Haufen schlechtes Image und ein paar Seitenabrufe mehr, die wie schon in der Vergangenheit nicht zu Geld gemacht werden können. Image im Eimer und immer noch kein Geld.

webSimon Dezember 3, 2012 um 08:56 Uhr

Auf jeden Fall wird der Markt schrumpfen. Aber die Anzeigenkunden der FTD werden ihre Werbebudgets morgen nicht einfach aussetzen. Denke schon, dass das im Zeitungsmarkt bleibt.

egghat Dezember 3, 2012 um 11:19 Uhr

Hast du mal eine FTD in der letzten Zeit Hand gehabt und die Anzeigenseiten gezählt? In der, die hier liegt, ist eine Viertelseite Statoil, eine Viertelseite Wiwo, eine Drittelseite Pimco. Etwa doppelt so viel Fläche ist mit Eigenwerbung aufgefüllt. That’s it. (Börse Online sieht ähnlich aus)

Daher wird IMHO weder was die Anzeigen, noch was neue Leser angeht viel passieren. Und das wirft nur das Licht auf die Entwicklungen der näheren Zukunft: Das Abwärtstempo des Gesamtmarkts wird dramatisch zunehmen. Anders gesagt: Es wird gesiebt und es wird chaotisch. Einige wenige werden überleben, aber viel weniger als sich die meisten das hete vorstellen können …

egghat Dezember 3, 2012 um 08:30 Uhr

Die ftd ist an zu wenig Lesern und zu wenig Anzeigenkunden kaputt gegangen. So wie die fr auch und wie viele andere Zeitungen auch, deren Reihenfolge wir noch weniger kennen als die Namen.

Das hat mit inhaltlicher Qualität wenig zu tun. Das hat mit mangelhafter online-Strategie wenig zu tun. All das hätte das Sterben verzögert, nicht verhindert. Wir haben ein Geschäftsmodell Tageszeitung, in das heute wegen der Abos aus der Vergangenheit mehr Geld fließt als in 10 Jahren fließen wird. Deutlich mehr. Und das wird eine massive Schrumpfung des Markts bringen.

Wer diesen Effekt abschätzen möchte: schaut euch an, was die 50.000 FTD Abonnenten und die 100.000 FR Abonnenten in den nächsten Monaten machen. Wie viele davon kaufen sich eine neue, andere Zeitung? Ich vermute, dass sich das Handelsblatt noch wundern wird, wie wenige neue Abonnenten sie aus der gekauften Abonnentenliste der FTD generieren wird.

Um es mal Platt zu sagen: mit dem Tod einer Zeitung geht auch der Tod fast aller Zeitungsleser einher.

Dirk Elsner Dezember 3, 2012 um 09:17 Uhr

Ich habe kein Widerspruch, was die Onlinestrategie betrifft. Es ist ohnehin klar, dass die gedruckte Zeitung nur ein Kanal von mehreren sein kann. Ich habe dazu bereits häufiger hier etwas dazu geschrieben und werde demnächst noch einmal aufgreifen, wie ich mir als Konsument die optimale Paid Content Strategie vorstelle.

Dennoch ist es mir zu kurz gesprungen, es einfach nur auf die online-Strategie zu schieben. Unter einer Zeitung verstehe ich schon lange nicht mehr nur das gedruckte Medium, sondern eine bestimmte Philosophie der Berichterstattung. Ich glaube, die Wirtschaftsprofis sollten das aktuelle Momentum nutzen, auch auf diese Philsophie selbst zu schauen. Dabei ist ja nicht so, dass die Inhalte der Wirtschaftsmedien wirklich schlecht sind. Aber es gibt halt aus meiner Sicht einige Punkte, die sich verbessern lassen.

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