OTC-Geschäfte: Nun warnen auch Banken vor Risiken durch neue Regulierung

by Dirk Elsner on 18. Juli 2013

Wenn Banken vor etwas warnen, dann stehen sie gleich unter dem Verdacht, Lobbyarbeit für die eigenen Interessen zu betreiben. Dies trifft auch bei der Warnung über die sich sammelnden Risiken bei Clearinghäusern zu. Dennoch haben sie Recht und folgen meinen kritischen Anmerkungen zu der Europäischen Finanzmarktregulierung EMIR und Bedenken der Aufsichtsbehörden.

Es geht um die regulatorischen Rahmenbedingungen für die so genannten OTC-Derivate (Hintergrund zu diesen Instrumenten hier). Mit der europäischen Verordnung EMIR (European Market Infrastructure Regulation) und dem US-Dodd-Frank Act soll das Ausfallrisiko von für außerbörslich abgeschlossene Derivategeschäfte verringert werden.

Ich hatte bereits in meiner Kolumne für das Wall Street Journal Deutschland im April meine Bedenken angemeldet: Wie EMIR die Fragilität der Finanzmärkte erhöht. Und in der Folge las ich über weitere Zweifel und Einwände gegen die hoch komplexen Regeln, die übrigens auch normale Unternehmen erfasst.  Ich habe einige Bedenken gesammelt in dem Beitrag: OTC-Regulierung EMIR: Bankenaufsicht sieht durch Colla­teral Transformation neue Risiken für das Finanzsystem

Vergangene Woche titelte die FT: Banks warn of risk at clearing houses. Aus dem schnellen Ausbau der Clearinghäuser in Europa und den USA entstehe ein wachsendes Risiko für die Stabilität des Finanzsystems. Banken kritisieren aber plötzlich die schlechte Kapitalausstattung der Clearinghäuser. Clearinghäuser treten als zentrale Gegenpartei in die Geschäfte von zwei oder mehr Vertragspartnern ein.

Die Clearinghäuser selbst gehören zu den großen Gewinnern dieser Regulierung. Folgerichtig kontern sie, dass sie bereits ihre Kapitalausstattung verstärkt haben und, dass hohe Sicherheiten und Margin-Anforderungen wichtige Sicherheitsreserven aufbauen.

Es ist zwar richtig, dass künftig mehr Geschäfte künftig mit entsprechenden Sicherheiten unterlegt werden. Kommt es aber, wie bei all den letzten Finanzkrisen, zu einem Ereignis vom Typ "Schwarzer Schwan", einem Ereignis also, das durch herkömmliche Methoden der Risikobeherrschung nicht abgedeckt wird, dann könnte gegen die Schieflage eines Clearinghauses die Lehman-Pleite wie ein Kaffeekränzchen wirken.

Klar ist, dass die Banken nur vordergründig besorgt sind um die Stabilität des Finanzsystems. Vor allem nagt die OTC-Regulierung an ihren Margen. Außerdem verteuert die Stellung von Sicherheiten ihre Refinanzierung. Weil Sicherheiten für OTC-Geschäfte zur Verfügung stehen müssen, stehen sie nicht mehr für normale Gläubiger der Banken zur Verfügung. Die verlangen im Gegenzug dann höhere Risikoprämien. Außerdem drohen große Industriekunden, die von der Clearingpflicht ebenfalls erfasst sein können, mit der Einstellung oder dem Abzug von Geschäft.

nigecus Juli 19, 2013 um 22:31 Uhr

mal ne blöde Frage.

Firma A (mit HQ in EU o. USA) hat eine Tochterfirma X in der Schweiz*.
Firma B (mit HQ in EU o. USA) hat eine Tochterfirma Y in Singapore*.
Nun schließen X und Y einen bilateralen OTC Kontrakt ab (kein CCP).
Verstoßen A und B gegen EMIR oder Dodd-Frank?

*Ich weiß nicht ob diese Staaten so eine CCP-Regulierung haben, aber in der G20 sind sie nicht.

Dirk Elsner Juli 21, 2013 um 20:01 Uhr

Die Firmen verstoßen nicht gegen EMIR oder Dodd-Frank. Aber sie muss nach EMIR melden.

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