Dieser Beitrag hat nichts mit den Themen dieses Blogs und nur ganz am Rande etwas mit Wirtschaft zu tun, nämlich mit den Folgen des Routerzwangs der Kabelgesellschaften. Entstanden ist dieser Eintrag vor allem deswegen, weil mich der Anschluss meines alten WLAN-Routers an ein neues Kabelmodem mindestens zwei Blogeinträge an Zeit gekostet hat und mir keine der Anleitungen von AVM, Unitymedia oder Tipps aus Expertenforen im Netz geholfen haben. Ich schreibe daher in der Hoffnung, dass mindestens einer Person diese Zeitverschwendung erspart bleibt. Meine Lösungsweg gilt nur für eine spezielle Gerätekombination und natürlich ohne Gewähr.
Vor ein paar Monaten sind wir zu dem Tripple-Play-Angebot von Unitymedia gewechselt, das wir aus verschiedenen Gründen für leistungsfähiger halten als die bisherige Kombination aus einem mittlerweile langsamen (bei uns waren nur 6 Mbit/s verfügbar) DSL-Anschluss von Vodafone und TV-Kabelanschluss über Unitymedia. Beeindruckt hat mich die schnelle Installation durch einen von Unitymedia beauftragten Service Techniker. Der war bereits 18 Stunden nach der Bestellung da und der neue Anschluss funktionierte perfekt (Telefon, Kabel-TV und Internet mit 100 Mbit/s).
Der Techniker schloss dazu an einen TV-Kabel-Anschluss eine kastrierte Fritz-Box 6320 an, die man verwenden muss (Stichwort ist hier der derzeit von der Bundesnetzagentur überprüfte Routerzwang). Diese Fritz Box ist nicht besonders leistungsfähig, ihr fehlen Schalter für WLAN und DECT und sie ist nicht vollständig konfigurierbar, weil darauf eine spezielle Firmware läuft. In Blogs liest man außerdem, dass das WLAN nicht besonders weit reichen soll. Aus einem unerfindlichen Grund muss man außerdem das WLAN über eine Service-Hotline gegen zusätzliches Entgelt aktivieren lassen.
Weil darüber hinaus die BOX nur über einen einzigen LAN-Anschluss verfügt und wir uns nicht zu Muppets machen wollten, dachte ich, hinter die Kabel-Fritz-BOX unsere alte WLAN Fritz-Box 3370 zu installieren, die darüber hinaus auch noch über einen USB-Anschluss verfügt, etwa für einen Drucker oder eine Festplatte. Unitymedia erlaubt das ausrücklich.
Leider gestaltete sich die Installation nicht so einfach, wie im Netz verfügbare Anleitungen oder der Rat von “Experten”. Ich will hier jetzt nicht 20 Seiten damit vergeuden, was alles nicht geklappt hat und welche Tipps man ignorieren sollte. Stattdessen skizziere ich hier die Lösung, die bei uns zur vollen Funktionfähigkeit des Routers geführt hat.
1. Am Kabelanschluss ist eine Fritz Box 6320 (im folgenden Kabelmodem genannt) mit Unitymedia Firmware installiert und mit dem Internet verbunden. Erkennbar ist das an der durchgehend leuchtenden Power/Cable-Lampe. Sofern das Kabelmodem mit dem Computer oder dem alten Router verbunden ist, bitte nun trennen, jedoch das Kabelmodem nicht ausschalten.
2. Die Fritz Box 3370 (folgend Router genannt) über LAN 2 (LAN 1 wird später für die Verbindung mit dem Kabelmodem benötigt) mit dem Computer verbinden.
3. Router an Strom anschließen und einschalten. Achtung! Es gibt nun logischerweise noch keine Verbindung des Computers zum Internet.
4. Am Computer einen Browser öffnen und fritz.box eingeben. Es sollte sich dann ein Fenster öffnen, das etwa so aussieht:
5. Über System -> Ansicht auf Erweiterte Ansicht wechseln und auf Übernehmen klicken.
6. Assistenten anklicken, dann Internetzugang prüfen anklicken. Hier steht dann Internetanbieter auswählen. Hier hatte ich zunächst den Fehler gemacht, Unitymedia auszuwählen, weil ich dachte, es ginge um diesen Anschluss. Das ist aber verkehrt. Hier anderer Internetanbieter auswählen und auf Weiter klicken. Im nächsten Dialog “Internetzugang über Kabelanschluss” auswählen und Weiter klicken.
7. Im nächsten Dialog prüfen, ob der LAN1-Anschluss am Router frei ist und der Computer an LAN2 steckt. Wenn nein, dann umstecken, wenn ja auf Weiter klicken.
8. Im folgenden Dialog wird die Bandbreite des Kabelanschlusses abgefragt. Hier kann man gefahrlos unter Download und Upload 100000 eingeben, weil es nicht um die Geschwindigkeit ins Netz geht, sondern zum Kabelmodem. Weiter anklicken.
9. Es erscheint “Internetzugang prüfen”. Wichtig: Hier sollte stehen “IP-Adresse automatisch über DHCP beziehen” und unter Betriebsmodus Router. Anmerkung: Einem Tipp folgend habe ich in einem anderen Einstellungsmenüs den DHCP-Modus für den Router abgestellt. Danach ging gar nichts mehr. Auch wenn in der Anleitung zum Kabelmodem steht (S. 83), es dürfe nur ein DHCP-Server aktiv sein, trotzdem die Finger davon lassen.
Auf Weiter klicken. Die Fritz Box lässt dann dieses Fenster aufpoppen
10. Noch nicht auf Weiter klicken. Wie oben erwähnt sollte das Kabelmodem an und mit dem Internet verbunden sein. Nun das Kabelmodem mit Router über LAN 1 verbinden. Am Kabelmodem selbst gibt es nur eine LAN-Steckmöglichkeit.
11. Auf Weiter klicken. Der Router überprüft dann die Netzverbindung und sollte anzeigen, dass alles ok ist.
12. Leider ist dann aber gerade nicht alles ok, sondern es gibt keine bzw. eine eingeschränkte Verbindung zum Internet. Unter Systemmeldung wurde mir folgende Meldung angezeigt:
“Die vom Internetanbieter zugewiesene IPv4-Adresse liegt im Adressbereich Ihres Heimnetzwerks. Ändern Sie die Netzwerkadresse Ihres Heimnetzwerks, um Fehlfunktionen zu vermeiden.”
Aber das ist kein Grund zur Panik, denn hier begann für mich die Frickelei, zumal die auf dem Text verlinkte Hilfe von AVM nicht weiter half. Den Hinweis kann man getrost ignorieren.
13. Im Routermenü Auf Internet und Zugangsdaten klicken. Dort sollte stehen bzw. angeklickt sein:
- unter Internetanbieter: “Weiterer Internetanbieter” darunter noch einmal “Weiterer Internetanbieter”
- Anschluss: Externes Modem oder Router
- Betriebsart: Vorhandene Internetverbindung mitbenutzen (IP-Client-Modus)
- Verbindungseinstellungen: jeweils 100000
- auf Übernehmen klicken
14. Ganz wichtig: Auf der gleichen Seite ganz unten “Verbindungseinstellungen ändern” anklicken. Es öffnet sich ein weiterer Unterpunkt. Hier sollte ausgewählt sein. “IP-Adresse automatisch über DHCP beziehen”. Auf Übernehmen klicken. Was bei mir übrigens nicht geholfen hat, war dem Router eine fest IP-Adresse zuzuordnen. Das geht, soweit ich weiß, auch nicht, wenn hier automatisch beziehen ausgewählt ist.
15. Ich habe dann noch folgendes gemacht. Unter Heimnetz -> Netzwerk -> Netzwerkeinstellungen runterscrollen bis auf “Weitere IPv6-Router im Heimnetzwerk”. Hier sollte
- ein Häkchen sein unter “DNSv6-Server auch über Router Advertisement bekanntgeben (RFC 5006)” und unter
- Präferenz des FRITZ!Box DHCPv6-Servers habe ich eine 1 eingeben. Das Kabelmodem hat an gleicher Stelle eine 0.
- Auf Übernehmen klicken
16. Ein Dilemma ist, dass durch die Eingabe von fritz.box in die Statuszeile des Browsers nicht das Kabelmodem und Router erreicht werden, sondern logischerweise nur das Kabelmodem.
Wenn man sich nun im Kabelmodem anmeldet und auf Heimnetz und dort wieder auf Netzwerk geht, dann sollte man unter dem Reiter “Geräte und Benutzer” dort seinen Router sehen. In der Zeile, die den Router listet, auf Bearbeiten klicken.
Dort sieht man die IPv4-Adresse des Routers. Ich habe ein Häkchen gesetzt unter “Diesem Netzwerkgerät immer die gleiche IPv4-Adresse zuweisen.” Beim Übernehmen der Einstellung kann es einen Fehler mit dem Namen geben. daher sollte man unter Name einen durchgehenden Text ohne Sonderzeichen mit Ziffern wählen wie etwa “Router01”.
17. Gibt man nun die unter IPv4-Adresse stehenden Ziffern in die Statuszeile eines neuen Browserfensters ein, dann erreicht man den Router wieder. Das Kabelmodem selbst hat idR 192.168.178.1 als Adresse
Das war es dazu. Nun sollte es wie gewünscht laufen. Der Router ist nun die zentrale Schaltstelle für alle weiteren Geräte. Der Anschluss von WLAN geräten oder Repeatern sollte ohne Fehler möglich sein.
Beim Schreiben dieses Beitrags habe ich die Einrichtung noch einmal nachvollzogen. Nach Schritt 11. hatte ich die gleichen Probleme und Proteste meiner Familie, weil diese vom Netz abgeschnitten waren. Nach den Schritten 12. bis 17. lief es wieder.
Wenn jemand noch Ergänzungen dazu hat, dann gern in die Kommentarfelder. Fragen zu eigenen Problemen der Leser oder anderen Gerätekonfigurationen kann ich natürlich nicht beantworten, da ich kein Techie, selbst wenn ich wieder einmal ne Menge durch die Einrichtung gelernt habe. Spaß macht das jedoch nicht.
Gezeigt hat sich, dass Anleitungen nur beschränkt nützlich sind und, dass im Nachhinein mir die Konfiguration ziemlich logisch erscheint.
PS
Was mir noch unklar ist, wie weit Kabelgesellschaften eigentlich in die angeschlossenen Computer “eindringen” können. Offensichtlich können sie ja das Kabelmodem steuern, konfigurieren und updaten. Ob sie darüber hinau Zugriff auf die angeschlossenen weiteren Geräter und Computer haben könnten, würde mich zumindest interessieren.
Nachtrag
Steffen Horstmann hat per Mail noch einen Hinweis gesendet:
Hallo,
vielen Dank für den im Betreff genannten Artikel. Weitergeholfen hat er zwar nicht direkt, aber ich hätte da noch einen Tipp, wie man die ganze Einstellerei umgehen kann.
Wir hatten eine FritzBox 7170 am Kabelrouter mit fester IP (FritzBox 6360). An der 7170 machte das W-Lan Probleme, darum haben wir die 7370 besorgt.
Hier fehlten im Menü Internet->Zugangsdaten die kompletten Einstellmöglichkeiten die man benötigt um die Box korrekt zu konfigurieren. Nach etlichen Stunden Testerei kam mir die Idee, einfach die Einstellungen der FritzBox 7170 zu exportieren und in die 7370 zu laden. Und siehe da: Plötzlich waren die Einstellungen vorhanden und alles hat auf Anhieb funktioniert.
Vielleicht möchten Sie das ja noch als Ergänzung zu Ihrem Beitrag hinzufügen.
Gruß
Steffen Horstmann
Der Begriff „Routerzwang“ ist hier doch irreführend. Beim Kabel muss ja ein Gerät des Betreibers die Umsetzung übernehmen damit die Identifizierung möglich ist. Sonst könnte ja jeder easy im Haus oder Straße den eigen Anschluss parallel mitnutzen und mithören. siehe- > Docsis. Kabel ist ja eine Bus-Struktur / Baum-Netz und benötigt einen aktiven Abschluß (Kabel-Modem). Wenn dann auch ein WLAN-Router mit dem Modem dabei ist, was sich per Bridge Mode abschalten lässt, ist es doch OK? Dass die Fritzbox hier schwer zu konfigurien ist, ist ein trauriges anderes Thema….
Moin,
ich habe auch seit Kurzem den 100er Premium (2Play) von UM. Mir wurde der Technicolor 7200 geschickt, der ebenfalls ein kompletter Router mit WLAN und Gbit Anschlüssen ist. Leider ging hier nach Anschließen einer FritzBox 3272 auch nicht allzuviel, da der Bridge Modus des Routers nicht zu aktivieren ist und somit die LAN1 Verbindung zu einem Dauerblinken führte. Werde da auch nochmal tiefer einsteigen, wenn ich dazu komme.
Fritz 6320 hat IP 192.168.178.1
Der Router (bei mir Vodafon) bekommt die feste IP 192.168.178.2
dort den DHCP Server ausschalten und eventuell für WLAN einen anderen Adressbereich einstellen. Dann den Vodafone mit LAN Kabel an 6320 verbinden.
Der 6320 vergibt nun die IP Adressen durch den Vodafone Router den angeschlossenen PCs, auch über WLAN.
Zugriff zu den USB Schnittstellen des Vodafone durch die IP 192.168.178.2
Kommentar gelöscht?
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